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Todesformel

Todesformel

Titel: Todesformel Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Verena Wyss
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Kaffeepulver nie aus. Lukas holt gemahlenen Bohnenkaffee und Butterhörnchen gleich im Kaffeehaus um die Ecke.
    Benno sieht gut aus mit ungewohntem Haarschnitt, military, er hat etwas abgenommen, ist noch immer braun gebrannt von der Tropensonne, trägt salopp keine Krawatte, das Hemd mit geöffneten oberen Knöpfen, eine helle Hose mit Bügelfalte, einen neuen grauen Blazer, das kleine Clubabzeichen am Revers. Er bewegt sich machohaft aus den Hüften, als wäre er fünfundzwanzig. Nein, heute ist kein besonderer Tag. Benno redet selbstherrlich, laut. Er ist außerordentlich erleichtert, dass der Fall Platen zu einem guten Ende gekommen ist.
    Ich bin geschockt, empört: »Frau Platen, meine Mandantin, ist tot!«
    Benno präzisiert: »Ich meine natürlich, es ist doch gut, dass diese Morde gelöst sind.«
    Zuerst denke ich, er hört wieder einmal das Rascheln im Wald, hat aus seinen unergründlichen Quellen einen Wissensvorsprung. Doch Benno redet davon, es habe sich ja offensichtlich um ein Komplott des Leiters der Forschung gehandelt, des Liebhabers dieser Meret Platen. Anscheinend habe er Forschungsdaten veruntreut. – Benno streut Gerüchte! Von null auf hundert ist der Streit da, Benno, wie er leibt und lebt. Ich rede hart und exakt: »Was treibt dich dazu, so etwas zu sagen? Woher hast du das? Das stimmt so überhaupt nicht.«
    Benno lächelt von oben, genießt offensichtlich, mich mit dieser schnoddrigen Verleumdung auch noch zu provozieren. »Dieser Selbstmord ist doch ihr Schuldeingeständnis, wie auch immer. Damit ist doch wohl alles klar.«
    Nein, er hat mich nicht. Habe ich mir nicht geschworen, ihm gegenüber Gelassenheit zu markieren? Was will er, was geht es ihn überhaupt an? Ich lege die Hand auf meine Gesäßtasche, meine, die Worte vor mir zu sehen. Die Worte sind an mich gerichtet, sind ein Geschenk. Den ›richtigen‹ Zettel habe ich ohne Vermerk in die Mappe ›Einladungen und Anzeigen‹ gelegt, dort fällt er nicht auf. Es ist die Abschrift, die ich bei mir trage.
    »Du bist schlecht informiert. Da ist noch kein Mörder gefunden. Zumindest das bin ich meiner Klientin schuldig, dass keiner es wagt, sie sogar noch post mortem zu verleumden.« Das sitzt, auch wenn ich nicht wage, an die CD-ROM zu denken.
    Benno widerspricht energisch und entschieden: »Genau das war zu befürchten, deswegen bin ich vorbeigekommen. Hör einmal gut zu: Der Fall ist jetzt zu einem logischen Ende gekommen. Die Öffentlichkeit kann so zufrieden sein. Ich will ausdrücklich, dass du die Sache abschließt, deine Klientin ist tot. Es ist nicht deine Aufgabe, kriminalistisch tätig zu sein. Dass du es gleich zur Kenntnis nimmst, auf der einen Seite geht es mir um meine bevorstehende Wahl. Diesbezüglich war es schon peinlich genug, dass mein Exschwiegervater Knut eine dubiose Freundschaft pflegt und vertrauliche Unterlagen über die Mafia an jemanden herausgibt, der prompt einen Killer bestellt. Das ist doch unerhört. Es ist völlig offen, für wen dieser Roos gearbeitet hat. Offensichtlich ist der Polizistenberuf eine schräge Ebene.«
    »Es ist eine Ermittlung und du als Außenstehender weißt Fakten! Wo sind wir eigentlich! Ein einfacher Polizist, nicht wahr? Wir sind geschieden, hast du das vergessen! Du bist nicht für mich verantwortlich, man kann dir keine Vorwürfe machen für das, was ich tue. Du hast mit einerseits angefangen, was soll die andere Seite sein?«
    »Hör gut zu, das andere ist deine Freundschaft zu dieser Frau Alja Berken, die nach Aktenlage mit einem Topterroristen liiert war.«
    Ich werde innerlich ganz kalt, das ist gefährlich. »Was soll das sein?«
    »Du hattest diesen Einbruch in deinem Keller. Jemand wollte eine absolut sensible Abhöreinrichtung installieren. Das ist ein Politikum. Dein Umfeld wurde überprüft. Gefunden hat man in diesem Zusammenhang die Vergangenheit dieser Frau, die heute in der ›Mey-Mühle‹ lebt. Ich nehme nicht an, dass das noch aktuell ist, doch es ist immerhin ungewöhnlich. So ungewöhnlich, dass auch du jetzt neu in diesem Zusammenhang vermerkt bist. Das kriegst du nicht so schnell wieder weg. Du bist Noëls Mutter mit Sorgerecht. Du bist ins Fadenkreuz der Aufmerksamkeit geraten. Aus irgendeinem Grund sind offizielle Stellen nervös. Mein Rat ist, zieh dich da zurück.«
    Benno verabschiedet sich, ich fühle, wie er sich innerlich in die Brust wirft, er hat gesagt, was er sagen wollte. »Im Übrigen ist sehr zu begrüßen, dass du jetzt nichts mehr mit

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