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Todesfracht im Jaguar

Todesfracht im Jaguar

Titel: Todesfracht im Jaguar Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Stefan Wolf
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nicht weiter,
was ich gesagt habe?“ vergewisserte sich Söppner. „Ich würde alles abstreiten
und euch nicht kennen. Oswald Browski ist nämlich zuzutrauen, daß er mich wegen
übler Nachrede verklagt. Ihr versteht? Dabei ist es nichts als die Wahrheit.“
    „Die dicksten Fische“, nickte
Tim, „schlüpfen eben immer wieder durch die Maschen der Netze. Wenn man die
Gerechtigkeit mal mit einem Netz vergleichen will. Nur die kleinen Fische
bleiben drin hängen. Seltsam.“
    „Das hat was mit den
Möglichkeiten zu tun, über die große Fische verfügen“, bestätigte Söppner die
weise Erkenntnis. „Geld, Macht und Einfluß spielen dabei eine Rolle.“
    Er lächelte Gaby an. „Du bist
sicherlich die Freundin von diesem jungen Mann?“
    Er meinte Tim. Gaby bestätigte.
    „Du hast doch nichts dagegen“,
wurde Tim gefragt, „wenn ich deiner Freundin eine Rose schenke?“
    „Ganz und gar nicht. Im
Gegenteil. Das ist eine sehr nette Geste.“
    Söppner schnitt eine
rosafarbene, langstielige Rose vom Strauch und überreichte sie Gaby.
    Mit einem Knicks dankte sie —
und mit einem Aufschlag ihrer langbewimperten Lider.
    Söppner lächelte, sagte, jetzt
müsse er sich um sein Gemüse kümmern, und schlurfte zum hinteren Gartenteil,
dem Nutzgarten.
    Die TKKG-Bande samt Oskar schob
ab.
    „Fitneß-Studio ,Goldener
Muskel’“, sagte Tim. „Ich weiß, wo das ist. Mal sehen, ob uns der junge Browski
über den Weg läuft.“

11. Oskar türmt
     
    Hermann Sauerlich war sauer. Zu
blöd, wie sich die Mailänder Polizei anstellte. Sie schien kein großes
Interesse zu haben, nach dem Jaguar zu suchen.
    Ein Polizeioffizier, der nach
Rasierwasser roch und in einer überaus schmucken Uniform steckte, erklärte, Autodiebstähle
wären hier so häufig wie Handtaschenraub. Und auf dem Gebiet halte man den
Rekord.
    „Aber nicht, was die Aufklärung
betrifft“, sagte Hermann Sauerlich auf deutsch.
    Der Offizier verstand nicht.
    Erna, sonst eher zum
Durchdrehen neigend, hatte erstaunlich gute Nerven bewiesen. Vielleicht infolge
Urlaubserholung. Wagen hin, Wagen her — erklärte sie es wäre dumm, sich deshalb
die letzten Urlaubsstunden zu vermiesen. Außerdem müsse ja ohnehin die
Versicherung für den Schaden aufkommen.
    Also verbrachten die beiden den
Vormittag touristisch. Sie sahen sich Bauwerke und Kunstschätze an, tranken
unterwegs zweimal Espresso und kehrten erst am frühen Nachmittag ins
Grand-Hotel zurück.
    Vor der Rezeption herrschte
Mittagsschlaf-Stille. Der Portier unterdrückte ein Gähnen. In der eleganten
Lobby (Hotelhalle) hielt sich kein Gast auf — trotz der angenehmen Kühle
zwischen den Marmorwänden. Alberto, der Kellner, stand dösend herum.
    Während Erna — mit nur zwei
Boutique-Tüten versehen — vor dem Lift wartete, holte Hermann den
Zimmerschlüssel.
    In diesem Moment kam der
geschniegelte Typ herein. Er hatte schwarze Schmalzlocken und Tränensäcke. Aber
seine Zähne blitzten. Sein weißer Seidenanzug war nur wenig zerknittert. Er
rauchte aus einer Zigarettenspitze, und die Lider blinzelten nervös.
    „Buon giorno,
Signore Scattamoni!“ grüßte Alberto.
    Der Mann nickte. „Habt ihr
einen Gast, der einen Jaguar mit deutschem Kennzeichen fährt?“ fragte er. „Wenn
ja, dann sagt dem Esel, er soll sich um seine Karre kümmern. Sie steht im Halteverbot.
Im absoluten Halteverbot. Ein Bulle lauert vorn an der Ecke. Gleich wird er
hier sein — und dann gibt’s einen teuren Strafzettel.“
    Hermann verstand nicht alles.
Aber seine italienischen Sprachkenntnisse reichten aus, um Sinn und Inhalt zu
begreifen.
    „Was?“ rief er. „Ein Jaguar aus
Deutschland? Doch nicht etwa unserer?“
    Auf kurzen Beinen sauste er
hinaus. Sein Sohn Klößchen hätte das nicht schneller geschafft.
    Halteverbot? überlegte er. Wo?
Nicht hinter dem Hotel. Dort ist der Parkplatz. Aber vorn — da zischt der
Verkehr vorbei wie auf ‘ner Autobahn.
    Er lief zu der Seite, wo die
Fenster der Gästezimmer schallisoliert sind. Und tatsächlich! Da stand er, der
Zwölfzylinder. Sein Wagen! Stand an unmöglicher Stelle. War nicht
abgeschlossen, schien aber unversehrt zu sein. Klar doch! Der Dieb hatte die
Tür nicht geknackt, sondern sich der gestohlenen Schlüssel bedient. Steckten
sie? Nein!
    Hermann eilte zurück. Erna kam
ihm entgegen.
    „Er ist wieder da. Die
Zweitschlüssel! Die hast du.“
    „Nein, du! In deinem
Nachttisch.“
    Hermann war zu aufgeregt, um
sich in den dritten Stock zu begeben. Erna machte

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