Todesfracht im Jaguar
Verdächtiges.
Ein teurer Schlitten, die
luxuriöseste Ausführung. Offenbar hatten die Browskis Kohle genug. Fragte sich
nur, ob sie die mit Waffenhandel machten — wie der alte Söppner vermutete —
oder mit Rauschgift.
„Schon möglich“, sagte Gaby in
die Stille, „daß mein Papi den Namen Browski mal erwähnt hat. Aber bei mir ist
nichts hängengeblieben.“
Sie hatte ihre Rose auf dem Gepäckträger
festgeklemmt. Doch der Blumenkönigin fehlte Wasser. Sie begann schon zu welken.
Tim, dessen Blick immer
unterwegs war, verengte die Augen.
Ein Typ fiel ihm auf. Der Mann
war weit entfernt, ging geduckt — fast, als schliche er — und strich an den
Reihen der parkenden Fahrzeuge entlang. Er schien noch ziemlich jung zu sein,
hatte braunes Haar und ein schmales Gesicht.
„Da sucht einer seinen Wagen“,
sagte Tim. „Vielleicht hat er ihn am Bahnhof geparkt — und das inzwischen
vergessen. Oder es ist ein Autodieb.“
Er wies mit dem Kinn in die
Richtung.
Seine Freunde folgten dem
Blick.
„Den kenne ich“, meinte Gaby.
„Hans Schwittei. Ein Fotograf. Ein netter Kerl. Voriges Jahr auf dem Volksfest
hat er von meinen Eltern und mir Fotos gemacht. Sind gut geworden. Aber Papi
meint, er gilt als gefährdet.“
„In welcher Weise?“ fragte Tim.
„Er ist labil, kommt
charakterlich leicht aus dem Gleichgewicht. Wahrscheinlich ist er Alkoholiker —
oder auf dem Wege dorthin. Jedenfalls wurde er in letzter Zeit häufig mit zwei
Typen gesehen, für die auch wir uns interessieren.“
Tim begriff sofort. „Leppich
und Frese?“
„Erraten.“
„Wieso ist er dann ein netter
Kerl?“ fragte Klößchen. „Sage mir, mit wem du umgehst, und ich sage dir, was du
bist — so ähnlich heißt es. Und das ist richtig.“
„Im allgemeinen schon“,
schaltete sich Karl ein. „Aber es gibt Ausnahmen. Manchmal weiß jemand nicht,
mit wem er sich einläßt. Und Leppich/Frese haben sich ja kein Schild umgehängt
— mit der Aufschrift: Gesindel und Co., Ganoven-Duo für jede Schandtat.“
„Ich“, sagte Klößchen und schob
sich ein Stück Schokolade zwischen die Zähne, „würde trotzdem merken, wen ich
vor mir habe. Menschenkenntnis! Aber das kann man ja nicht von jedem verlangen.
Jetzt haut er ab.“
Gemeint war Schwittei, der sich
in Richtung Mauerkircher Straße entfernte. Jedenfalls verschwand er hinter
einem grünen VW-Bus.
In diesem Moment schlüpfte
Oskar aus seinem Halsband.
Es war weit gestellt. Gaby
hielt nichts davon, ihren zerrenden Liebling zu würgen. Auch rund um den Hals
plusterte sein Fell wie zarteste Flaumfedern. Das rote Halsband ging darin
unter. Auf den ersten Blick sah man nicht: Saß es locker? Saß es fest?
Oskars Schnüffelnase hatte die
Spur einer Hündin aufgenommen. Eine entzückende Hündin mußte das sein. Eine
Spaniel-Dame, vermutlich. Oder ein Beagle-Fräulein. Jedenfalls entflammte
Oskars Hundeherz. Auf lautlosen Pfoten pirschte er ab, entschwand zwischen
einem Opel und einem rostfleckigen Fiat.
Die Fährte war einen halben Tag
alt. Aber das störte ihn nicht. Er trabte immer der Nase nach.
Keiner der vier Freunde merkte
was.
Tim, Karl und Klößchen standen
auf der abgewandten Seite des schwarzen Sportwagens. Oskar befand sich nicht in
ihrem Blickfeld. Gaby wandte ihrem Hund den Rücken zu, spähte nach wie vor in
Richtung Schwittei.
„Er ist noch hinter dem
VW-Bus“, sagte Tim. „Was macht er? Bricht er die Fahrertür auf? Er müßte
behämmert sein. Die Karre fällt ja fast auseinander.“
„Vielleicht prüft er den
Reifendruck“, meinte Klößchen.
Gaby, die sich auf ihr Rad
stützte, hatte die Schlinge der Hundeleine über den Lenker gehängt.
Als sie jetzt den Kopf wandte,
fiel ihr auf, daß die Leine durchhing — schlimmer als der Gemütszustand eines
total kaputten Seelenschlaffis.
Oskar zog nicht mehr. Nanu? Sie
blickte schräg hinter sich — wo das leere Halsband auf dem Asphalt lag.
Dieser Schreck!
Gaby schnellte hoch, als stünde
sie auf glühenden Kohlen — barfuß.
„Oskar ist weg!“ Ihre Stimme
quietschte geradezu.
„Was?“ fragte Klößchen.
Tim hechtete bereits um den
Porsche herum, sah, was Sache war, und reckte sich auf die Zehenspitzen.
Das erweiterte seinen
Überblick, nützte aber nicht viel. Keine Spur von dem Vierbeiner.
„Oskaaaar!“ rief er aus
Leibeskräften. „Hiiiiierher, Oskar! Braaaaaver Hund!“
Auch Gaby rief. Aber kein
Beller und kein Wuff antwortete.
„Um Himmels willen!“ jammerte
sie. „Wenn
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