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Todesfracht im Jaguar

Todesfracht im Jaguar

Titel: Todesfracht im Jaguar Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Stefan Wolf
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das. Er blieb in der Lobby,
schweratmend, aber seelisch erleichtert.
    „Sie sind der Besitzer?“
grinste ihn der blinzelnde Schniegeltyp an. „Da habe ich Sie wohl vor einem
Strafzettel bewahrt, wie?“ Er sprach deutsch, zwar mit starkem Akzent, aber
verständlich.
    „Wenn Sie wüßten...“
    Hermann berichtete. Scattamoni
riß seine blinzelnden Augen auf.
    „Wie ich das hasse!“ preßte er
durch die Reklamezähne. „Touristen bestehlen, berauben — eine Katastrophe ist
das! Schließlich bringen sie uns das Geld, kurbeln unsere Wirtschaft an,
beleben Gastgewerbe, Hotellerie und Andenkenläden. Aber es gibt
unverbesserliche Gauner, Verbrecher und Schwachsinnige unter meinen
Landsleuten. Sie bestehlen die Besucher, berauben, betrügen sie — und besudeln
damit unser ehrliches Land. Viel schärfer müßte die Polizei gegen sie Vorgehen
— viel härter müßten die Strafen sie treffen.“
    „Das können Sie noch lauter sagen“,
nickte Hermann.
    Erna kam zurück. Sie eilten
hinaus. Scattamoni schloß sich an. Sie kamen gerade noch rechtzeitig. Ein
grimmiger Polizist stand vor dem Wagen, hochrot das Gesicht — am Rande eines
Wutanfalls. Er nahm ihn persönlich — diesen Frevel (Verstoß) gegen die
Mailänder Verkehrsgesetze.
    Scattamoni erwies sich als
wort- und hilfreich, erklärte den Sachverhalt und beruhigte den Ordnungshüter.
Der blätterte in seinem Fahndungsbüchlein und fand auch tatsächlich, unter den
neuesten Eintragungen, einen entsprechenden Hinweis und die Daten des
gestohlenen Sauerlich-Jaguars.
    Hermann fuhr den Wagen hinters
Hotel, auf den Parkplatz. Scattamoni fuhr mit — weil er solche Wagen liebe, wie
er sagte. Erna ging in die Lobby zurück, wo sie auf ihren Mann wartete.
    Er brachte den geschniegelten
Scattamoni mit, dessen Anteilnahme ungewöhnlich war.
    Als dann alle in der Hotelbar
saßen — bei Campari-Soda — , schimpfte der Italiener immer noch lästerlich auf
seine Landsleute. Hermann, der jetzt in gehobener Stimmung war, nahm sie in
Schutz. Immerhin habe der Dieb den Wagen zurückgebracht.
    Erna sagte: „Aber warum hat er
ihn dann überhaupt gestohlen?“
    „Ich vermute“, sagte
Scattamoni, „daß Ihr Wagen für den Dieb eine Nummer zu groß und zu auffällig
ist. Oder es war ein Angeber — ein Papagallo — , der den Wagen nur für einen
Abend brauchte. Um ein Mädchen nachhaltig zu beeindrucken.“
    Hermann lächelte. „Übrigens
lagen die Schlüssel im Handschuhfach“, erklärte er seiner Frau. „Hatte ich
zunächst übersehen. Mein Portemonnaie ist auch da, allerdings leer. Sei’s drum
— lange bleiben wir nicht mehr hier. Wir fahren zurück — in die Heimat.“
     
    *
     
    Verwunderlich, dieser
Parkplatz! dachte Tim. Ein Meer von Blechkutschen — zighundert. Aber es geht
ruhig zu wie im Urwald während der Mittagspause. Kein Lärm, kein Drängeln, kein
Gekämpfe! Und das mitten in unserer Großstadt, wo ringsum Hochhäuser wachsen
wie Löwenzahn im atomstrahlen-freien Regen. Aha! Die Bürohäuser! Das erklärt
alles. Mindestens acht von zehn parkenden Autos stehen hier ganztägig. Nämlich
von Dienstbeginn bis Dienstende.
    Oskar zerrte an der Leine. Er
hatte heute seinen nervösen Tag. Gaby schimpfte ein bißchen. Karl und Klößchen
suchten drüben die andere Hälfte des Parkplatzes ab.
    In einem der Häuserblocks,
höchstens einen halben Kilometer von hier, befand sich das Fitneß-Studio — das
goldene Muskeln versprach, wozu auch immer.
    Die TKKG-Bande hatte sich
beraten. Sie waren übereingekommen, nicht dort ihre Nasen hineinzustecken. Es
hätte Dieter Browski, den jüngeren der beiden Browskis, nur beim Hanteln
gestört. Und nichts hätte es gebracht. Denn daß er bei den sportlichen
Body-Buildern Heroin verhökerte, war ein mehr als abwegiger Gedanke.
    „Sein Porsche muß hier irgendwo
stehen“, sagte Tim. „Den suchen wir erst mal. Dann warten wir, bis
Browski-junior antanzt. Wir müssen wissen, wie er aussieht.“
    Also suchten sie: Tim und Gaby
hier, Karl und Klößchen dort.
    Jetzt pfiff Karl auf den
Fingern.
    Der gesuchte Porsche stand in
hinterster Reihe — dort, wo die fensterlosen Rückseiten zweier aneinanderstoßender
Gebäude einen rechten Winkel bildeten.
    Eine sehr alte Linde wuchs aus
dem Asphalt und überdachte die Ecke.

    „Einen Sonnenstich kriegt er
jedenfalls nicht, der heiße Ofen“, meinte Klößchen und äugte durchs
Heckfenster.
    Tim lehnte sein Rennrad an die
Linde, ging um den Porsche herum und entdeckte nichts

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