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Todesfracht

Titel: Todesfracht Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Clive Cussler
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zurücklegte und sich mit einem zufriedenen Seufzer vom Tisch in der Messe nach hinten lehnte.
    »Sind Sie fertig?«, fragte der weiß befrackte Messesteward.
    »Aber nur, weil ich jetzt ein Mikroskop bräuchte, um die letzten noch übrigen Schokoladenmoleküle zu finden. Danke, Maurice.«
    Max hatte an diesem Abend allein gespeist, nickte dem Personal an den anderen Tischen aber freundlich zu, ehe er die mahagonigetäfelte Messe verließ. Seine robusten Schnürstiefel versanken in dem fast drei Zentimeter tiefen Teppich. Ein Sturm von Norden war in den vergangenen Stunden aufgekommen, daher beschloss er, seine Pfeife in der Kabine zu rauchen. Er hatte es sich mit den Ausgaben der
International Tribune
der vorangegangenen Woche – sie wurden regelmäßig mit dem Hubschrauber zur
Oregon
gebracht – soeben in seinem Lieblingssessel gemütlich gemacht, als sich sein Intercom meldete. Er ließ seine Lesebrille an ihrer Schnur um seinen Hals baumeln und legte die Pfeife in einen Aschenbecher.
    »Tut mir leid, dich an deinem freien Tag belästigen zu müssen.« Es war Linda Ross aus der Kommandozentrale.
    »Schon okay. Was ist das Problem?«
    »Kein Problem, aber du wolltest doch wissen, ob wir irgendetwas von Eddie gehört haben. Es sieht so aus, als hätte er Fouzou verlassen und wäre auf dem Rückweg nach Shanghai.«
    Max ließ sich die Meldung durch den Kopf gehen. »Aus Sicht des Schlangenkopfs ergibt das durchaus Sinn. Shanghai ist einer der verkehrsreichsten Häfen der Welt. Bei dem Durcheinander, das dort herrscht, ist es viel einfacher, eine Gruppe illegaler Flüchtlinge auf einen Frachter zu schmuggeln, als in einem kleinen Hafen wie Fouzou.«
    »Das finden auch Murph und Eric Stone. Soll ich den großen Meister benachrichtigen?«
    »Nein. Als ich das letzte Mal mit ihm sprach, hatte er mehr als genug um die Ohren. Wenn wir irgendetwas Genaueres erfahren sollten, dann kannst du es ja weitergeben. Wie ist unsere Position, und was macht unser schwerfälliger Freund?«
    »Sie haben eine günstige Strömung erwischt und schaffen zur Zeit sechs Knoten. Damit sind wir in etwa fünf Stunden hundert Meilen östlich von Ho Chi Minh City.«
    Der Name verwirrte Max immer wieder. Vietnams größte Stadt hieß für ihn immer Saigon. Aber das gehörte in eine andere Zeit und zu einem anderen Krieg. Immer wenn sich ein Hubschrauber der
Oregon
näherte, stürmte eine Flut von Erinnerungen auf Hanley ein und ließ ihn tagelang unruhig schlafen.
    Tatsächlich waren die Erinnerungen niemals weit weg. Es war nicht der Klang der explodierenden RPGs der Vietcong oder das Knattern ihrer AK-47er, das ihm im Gedächtnis geblieben war. Und die Schreie, als sein Patrouillenboot vom Bug bis zum Heck beharkt wurde, bildeten nur ein Hintergrundgeräusch. Am deutlichsten in Erinnerung war ihm der Klang der Huey-Rotoren, die über dem schwarzen Dschungel pulsierten und auf die Kette von Leuchtkugeln zuhielten, die Max mit einer Hand in die Luft geschossen hatte, während er die andere benutzte, um die Eingeweide seines blutjungen Schützen daran zu hindern, aus seinem Leib herauszurutschen. Himmel noch mal, war das Blut heiß, sogar in dieser stinkenden Hölle. Das an der Tür des Huey montierte Mini-MG klang wie eine Kreissäge, und der Dschungel am Rand des Bewässerungskanals wurde von den dreitausend Schuss pro Minute regelrecht zerfetzt. Und als diese RPG auf den Huey zuraste …
    Max riss sich von der Vergangenheit los, die immer wieder aufs Neue zu durchleben er niemals aufhören würde. Die Zeitung war in seiner Hand zu einer kleinen Kugel zusammengeknüllt. »Gab es irgendeine Kursänderung?«, fragte er schließlich.
    »Nein, sie liegt noch immer auf hundertfünfundachtzig Grad.
    Entweder unterwegs nach Singapur, was aber nicht wahrscheinlich ist, da die ehrenwertesten und unkorrumpierbarsten Schauerleute der Region im dortigen Hafen arbeiten, oder sie schwenkt nach Süden und versucht ihr Glück in Indonesien.«
    »Das scheint mir die bessere Möglichkeit zu sein«, pflichtete Max ihr bei. Bei mehreren tausend Inseln, die überwacht werden mussten, war der Schutzschild der indonesischen Küstenwache ziemlich dünn und löchrig. Die Piraten hätten keine Probleme, ihnen aus dem Weg zu gehen und einen abgelegenen Ort zu finden, wo sie das Schiff, das sie vor Japan entführt hatten, entladen konnten. Die Wetten auf der
Oregon
verteilten sich gleichmäßig auf die Philippinen und Indonesien als endgültiges Ziel, ehe sie Taiwan

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