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Todesfracht

Titel: Todesfracht Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Clive Cussler
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gemacht hatten, war er mit sechzig anderen Leidensgenossen in eine Zelle unter einer Zementfabrik eingeschlossen worden. Dort gab es keinerlei sanitäre Einrichtungen. Sie blieben dort für zwei Tage, und jeden Abend kamen Wächter herunter, um zwei von den hübscheren Frauen auszusuchen. Diese kehrten Stunden später zurück, blutend und schamvoll.
    Am Morgen des dritten Tages traf eine Gruppe Südasiaten ein. Das Chinesisch, das sie sprachen, als sie sich mit dem Schlangenkopf unterhielten, hatte einen starken Akzent, daher konnte Eddie nicht erkennen, woher sie kamen. Sie hätten Indonesier, Malaien oder sogar Filipinos sein können. Aber er war sicher, dass ihr Erscheinen nicht mit den üblichen Kanälen zusammenhing, um Immigranten aus China herauszuschmuggeln.
    Also vermutete er, dass sie in irgendeiner Verbindung zum Piratenring standen.
    Die Immigranten wurden jeweils zu zehnt aus der Zelle geholt und mussten sich dann vor den Asiaten aufstellen. Die Asiaten verlangten, dass seine Gruppe sich entkleidete, und unterzogen dann jeden Einzelnen einer erniedrigenden Untersuchung.
    Eddie kam sich vor wie ein Sklave bei einer Versteigerung. Sie überprüften sein Gebiss auf Verfall und seine Genitalien auf Geschlechtskrankheiten. Er und die anderen mussten beweisen, dass sie ein Paar große Hohlbausteine aus Schlackenstein, die an einer Bambusstange befestigt waren, heben und tragen konnten.
    Die Asiaten suchten drei Männer aus Eddies Gruppe aus, auch ihn. Sie waren die Größten und Stärksten der Gruppe. Die anderen wurden wieder in die Zelle zurückgeschickt. Von den ursprünglich sechzig Insassen der Zelle wurden zehn in einen Lastwagen geladen. Die asiatischen Wächter mussten Holzlatten wie Baggerschaufeln zu Hilfe nehmen, um sie in das schon jetzt hoffnungslos überfüllte Fahrzeug zu zwängen. Die Körper befanden sich so dicht aneinander, dass kaum genug Platz blieb, um zu atmen.
    Ehe die Hecktür geschlossen wurde, richtete man einen Feuerwehrschlauch auf die Gruppe. In ihrer Gier, den Durst zu stillen, wurden mehrere Personen verletzt. Eddie erwischte einen Mund voll und stand nahe genug an der Seitenwand des Lastwagens, um noch ein paar weitere Tropfen Wasser vom heißen Metall abzulecken. Dann wurde die Tür zugeschlagen, und die Immigranten blieben in vollkommener Dunkelheit zurück.
    Was Eddie quälte und die ganze Angelegenheit so erschwerte, war die Stille, als ihre Reise begann. Niemand jammerte, weinte oder beklagte sich, niemand verlangte, freigelassen zu werden. Sie waren bereit, jede Art von Entbehrung zu ertragen, wenn es bedeutete, dass sie China tatsächlich verlassen würden.
    Für sie war die Chance auf Freiheit praktisch alles wert.
    Sie fuhren, wie sie meinten, mehrere Tage lang, jedoch dauerte die Reise nur zwanzig Stunden. Anhand des ständigen Schwankens und Herumgeworfenwerdens glaubte Eddie mit einiger Sicherheit erkennen zu können, dass die Chinesen auf Nebenstraßen unterwegs waren. Um ihr Leid noch zu steigern, litten viele Männer an Reisekrankheit und fügten dem allmählich betäubenden Gestank innerhalb des Lastwagens den Geruch von Erbrochenem hinzu.
    Nach einem erstaunlich glatten längeren Straßenstück kam der Lastwagen mit quietschenden Bremsen zum Stehen. Niemand öffnete die Türen. Eddie glaubte, das Heulen eines Düsenflugzeugs zu hören, aber das Geräusch war gedämpft und nicht genau einzuordnen. Es hätte auch der Donner eines Gewitters sein können. Sie wurden zusammengepfercht und schwitzend für etwa eine Stunde im Truck stehen gelassen, ehe draußen jemand die Hecktür aufschloss.
    Dann schwang sie auf, und grelles weißes Licht blendete die Immigranten. Eddies Augen tränten, aber der Schmerz war den ersten Atemzug frischer Luft wert, den er seit Tagen nehmen konnte. Sie befanden sich in einer Art riesiger, moderner Lagerhalle, was Eddie einigermaßen verwunderte. Er hatte damit gerechnet, dass die Schlangenköpfe einen heruntergekommenen Lagerschuppen am Hafen ausgewählt hätten. Wäre er in diesem Moment nicht so völlig desorientiert gewesen, wäre ihm das Fehlen jeglicher Stützpfeiler aufgefallen, auf denen das gewölbte Dach des Gebäudes hätte ruhen müssen, und er hätte einen Hinweis auf seinen wahren Aufenthaltsort erhalten.
    Den Männern wurde gestattet, den Lastwagen zu verlassen.
    Viele waren so schwach, dass sie einfach auf den glatten Zementboden stürzten und wegkriechen mussten, um ihren Nachfolgern Platz zu machen. Eddie war stolz

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