Todesfracht
fragte Juan.
»Eine Zufallszahl. Noch kein Treffer.«
»Du hast noch zehn Sekunden.«
2134 Enter. 2143 Enter. 2314 Enter. 2341 Enter.
»Hali«, flüsterte Linc. »Versuch 3142.«
»Fünf Sekunden.«
Kasim widersprach Lincs Vorschlag nicht. Er drückte die Zahlen und betätigte die Enter-Taste.
Das Signal ertönte, und das Licht blinkte mit doppelter Geschwindigkeit.
»Wir müssen verschwinden«, sagte Hali mit gepresster Stimme.
»Dreh sie um«, befahl Linc. »Versuch 4231.«
»Eine Sekunde.«
Lincs Vorschlag entsprach zwar keiner Umkehrung der Zahlen, aber Hali drückte sie trotzdem.
Das Licht erlosch. Der Alarm war ausgeschaltet. Hali schickte seinem Partner einen fragenden Blick.
»Hey, Mann, du hättest bei Max’ Einsatzbesprechung besser aufpassen sollen.« Linc grinste zufrieden. »Die Isphordings haben zwei Kinder. Das eine wurde an einem zweiten April geboren, das andere an einem ersten März. Vier/zwei, drei/eins. So einfach ist das, mein lieber Hali, so einfach.«
Hali brauchte noch einige Minuten, um auch die Panikknöpfe stillzulegen. Einen gab es an diesem Schaltkasten und den anderen zweifellos neben Kara Isphordings Bett. »Okay, raus mit euch«, flüsterte Juan, während er und Doc Huxley die Eingangshalle betraten. »Wenn wir nach zwanzig Minuten immer noch drin sind, könnt ihr davon ausgehen, dass alles okay ist, und zur Wohnung zurückfahren. Julia wird mit Mrs. Isphordings Wagen morgen nach Regensdorf fahren. Sobald sie wieder zurück ist, wird sie der Frau übers Wochenende Gesellschaft leisten, und ich leihe mir den Wagen morgen aus, um in die Stadt zurückzufahren.«
Nachdem Hali und Linc zum Geländewagen zurückgekehrt waren, wählte Juan die Nummer der Isphordings auf seinem Mobiltelefon. Er hörte das Klingeln in der Hörmuschel und gleichzeitig im ganzen Haus. Nach dem dritten Klingeln meldete sich eine krächzende Stimme: »Hallo?«
»Frau Isphording, mein Name ist Yuri Zayysev«, sagte Juan mit russischem Akzent. »Ich bin ein Geschäftspartner Ihres Mannes. Es ist äußerst wichtig, dass ich heute noch zu Ihnen komme.«
»
Was? Nein.
Das ist unmöglich«, protestierte Kara Isphording und wechselte ins Englische. »
Mein Gott
, es ist zwei Uhr morgens.«
»Es geht um die Sicherheit Ihres Mannes, Frau Isphording.«
Juan verlieh seiner Stimme einen tieferen, drohenden Klang.
Mittlerweile musste sie begriffen haben, dass viele, vielleicht sogar alle Kunden ihres Mannes auf der anderen Seite des Gesetzes tätig waren. »Ich stehe gerade vor Ihrem Haus. Bitte kommen Sie nach unten. Ich habe Ihre Alarmanlage bereits stillgelegt. Wenn ich Ihnen etwas hätte antun wollen, dann wäre es längst geschehen.«
»Wer sind Sie?« Angst schwang in ihrer Stimme mit.
»Jemand, der Ihnen und Ihrem Mann helfen will. Er ist ein angesehenes Mitglied der Organisation, für die ich arbeite, und wir haben erfahren, dass am Montagmorgen ein Attentat auf ihn verübt werden soll.«
»Ein Attentat?«
»Ja, Frau Isphording. Durch Angehörige der PLO.«
»Wie, sagten Sie, lautet Ihr Name?«
»Yuri Zayysev. Ich wurde von St. Petersburg hierher geschickt, um Ihrer Familie zu helfen.«
Sie musste wissen, dass Rudolph Geschäfte mit Russen machte, denn nach einer kurzen Pause willigte sie ein, ihn zu empfangen. Juan hätte die Frau in ihrem Bett fesseln und knebeln und Julia das Hausmädchen am nächsten Morgen, wenn es zur Arbeit erschien, wegschicken und seinen Plan anlaufen lassen können. Das war jedoch nicht sein Stil. Die Frau war an dieser Affäre unschuldig, und er wollte ihr nicht mehr zumuten als unbedingt notwendig.
Das Licht am oberen Ende der Treppe leuchtete auf. Geschminkt und korrekt gekleidet war Kara Isphording schon keine attraktive Frau. Aber frisch aus dem Bett mit zerzausten Haaren und vom Schlaf verquollenem Gesicht war sie geradezu Furcht einflößend. Sie trug einen schweren Bademantel über … in was immer sie zu schlafen pflegte, und Juan hoffte sehnlichst, dass sich der Bademantel nicht zufällig öffnete. Für diese Begegnung hatte er sich für eine schwarze Jeans, ein schwarzes Oberhemd und eine weite schwarze Lederjacke entschieden, die vorgeschriebene Uniform eines Vollstreckers der russischen Mafia. Er hatte seine Haare und seinen Fünftagebart rot gefärbt und trug außerdem getönte Kontaktlinsen, die seine hellblauen Augen abdunkelten.
»Es tut mir leid, Sie belästigen zu müssen, Frau Isphording«, sagte Juan, als sie ins Parterre kam. Weder sie noch
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