Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen

Todesfracht

Titel: Todesfracht Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Clive Cussler
Vom Netzwerk:
darauf, dass er es schaffte, auf den Beinen zu bleiben. Er machte ein paar schlurfende Schritte und ging dann in die Hocke, um seine schmerzenden Knie zu entlasten.
    Vier Wächter warteten in der Lagerhalle. Höchstwahrscheinlich Indonesier, vermutete Eddie. Sie trugen billige Baumwollhosen und T-Shirts sowie Plastiksandalen. Alle waren mit einer chinesischen Version des AK-47 bewaffnet. Aus reiner Gewohnheit prägte er sich ihre Gesichter ein.
    Als sich seine Nase von dem Gestank im Lastwagen erholt hatte, nahm er einen anderen Geruch wahr, nicht das stechende Salzaroma des Meeres, sondern eher etwas Chemisches. Wie zufällig, um die Wachen nicht auf sich aufmerksam zu machen, ging er um das Lastwagenheck herum. In einiger Entfernung sah er riesige Tore, die fast bis zur Decke der Halle reichten. Aber was seine Aufmerksamkeit fesselte und ihn bis ins Mark erschreckte, waren die Umrisse eines Verkehrsflugzeugs. Es besaß vier am Schwanz angeordnete Triebwerke: eine alte Iljuschin II-62 russischer Herkunft.
    Demnach holten sie diese Gruppe nicht mit einem Frachtschiff aus China heraus. Sie würden sie ausfliegen. Eddie erkannte in diesem Augenblick, dass er in viel größeren Schwierigkeiten steckte, als er erwartet hatte. Dies war tatsächlich eine richtige – wenngleich illegale – Schmuggelaktion. Sein Ausflug nach China endete in einer Sackgasse, und er hatte keine Möglichkeit, mit der
Oregon
Verbindung aufzunehmen. Die Türen des Jets öffneten sich, und die Wächter ließen die Männer sich in einer Reihe aufstellen, um sie an Bord zu bringen. Die Hangartore waren noch immer geschlossen, womit ein möglicher Fluchtweg versperrt blieb.
    Der Lastwagen, der sie hergebracht hatte, stand stumm, sein Motor lief nicht, aber Eddie dachte, dass der Schlüssel vielleicht noch im Zündschloss steckte. Der Letzte der Flüchtlinge hatte den Laderaum soeben verlassen und schlurfte in Richtung Iljuschin. Eddie schloss sich nun als Letzter der Schlange an. Das Führerhaus des Lastwagens war keine zehn Meter rechts von ihm entfernt. Er könnte diese Distanz innerhalb von Sekunden überwinden, sich in den Fahrersitz schwingen und versuchen, die Hangartore aufzurammen und zu fliehen.
    Er wappnete sich für seinen Versuch, brachte einen unsicheren Fuß in Startposition und wollte schon losrennen, als er sah, dass der Lastwagenfahrer immer noch auf seinem Platz saß. Für den Bruchteil einer Sekunde zog er in Erwägung, sein Glück trotzdem zu versuchen, selbst wenn er einiges an Zeit verlieren würde, um den Mann unschädlich zu machen. Einer der Wächter bemerkte, dass er innehielt, und bellte etwas, das in jeder Sprache eindeutig zu verstehen war. Eddie atmete langsam aus, entspannte sich und nahm wieder eine unterwürfige Haltung ein.
    Er warf einen letzten Blick auf den Lastwagen, als er an der Reihe war, die Treppe zur Kabine des Flugzeugs hinaufzusteigen. Er hatte keine Ahnung, was ihn und die anderen am Ende dieses Flugs erwarten mochte, aber er sah die Angst in den Augen derer, an denen er vorbeiging, um sich einen freien Sitzplatz zu suchen. Sie begannen ebenfalls zu begreifen, dass etwas anderes für sie bestimmt war, als das, was sie sich hatten erkaufen wollen.
    Eine Viertelstunde später wurde die Iljuschin aus dem Hangar gezogen, und nach einer weiteren kurzen Verzögerung sprangen ihre Triebwerke an, und sie begann zu rollen. Nach der Größe des Flughafengebäudes und der Zeit, die sie rollten, zu schließen, vermutete Eddie, dass sie sich in der Nähe von Shanghai befanden. Seine Theorie bestätigte sich, nachdem die Maschine gestartet war und die Stadt überquerte, ehe sie auf nördlichen Kurs ging.
    »Was meinst du, wie lange dauert es wohl, bis wir in Amerika sind?«, fragte sein Sitznachbar flüsternd. Er war offenbar ein junger Bauer, der keine Ahnung hatte, in was er da hineingeraten war.
    Der Junge dachte noch immer, dass diese Reise in die USA ging, in ein Land des Wohlstands und der unbegrenzten Möglichkeiten namens Goldener Berg. Eddie hatte keine Ahnung, wohin sie unterwegs waren, aber er wusste, dass es ganz gewiss nicht die Staaten waren. Die Iljuschin verfügte bei Weitem nicht über die entsprechende Reichweite. Er hatte außerdem das bedrückende Gefühl, dass er über kurz oder lang zu der Überzeugung gelangen würde, die Flüchtlinge, deren Leichen sie im Japanischen Meer aus dem Container geholt hatten, könnten ein gnädigeres Schicksal gehabt haben.
    »Du wirst es wissen, wenn wir

Weitere Kostenlose Bücher