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Todesfracht

Titel: Todesfracht Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Clive Cussler
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war, und der Wagen fuhr los. Aber sie legten nur eine kurze Strecke zurück. So wie er und die Wächter auf dem Wagenboden hin und her rollten, bogen sie insgesamt dreimal ab. Soweit er es beurteilen konnte, hatten die Palästinenser den Wagen lediglich hinter das Lagerhaus gefahren. Der Fahrer unterbrach die Zündung. Ein paar Minuten verstrichen, ehe Isphording spürte, wie der Fahrer die Tür zuschlug.
    Er und die Wächter waren durch die Knebel und die Fesseln voneinander isoliert und konnten aufgrund der Ohrenschützer auch nichts hören. Er vermochte sich kein schlimmeres Gefühl des vollkommenen Ausgeschlossenseins vorzustellen, und während er im Moment zwar noch lebte, hatte er aber keine Ahnung, wie lange es dauern würde, bis der Motor des Transporters wieder gestartet würde und man die vier wegbrachte und tötete.
    Juan Cabrillo hatte die Tür des gepanzerten Fahrzeugs so fest zugeschlagen, dass die Männer im Innern es spürten, und die Schlüssel dann aufs Dach geworfen. Er schaute sich auf der Straße vor der Lagerhalle ein weiteres Mal um. Niemand hatte bemerkt, wie er das Fahrzeug an der Rückseite des Gebäudes versteckt hatte. Er ließ die Flasche mit dem Reinigungsmittel um seinen Finger kreisen, während er sich von der Lagerhalle entfernte. Er war zwar überzeugt, dass niemand einen Fingerabdruck hinterlassen hatte, doch zur Vorsicht hatte er das Innere des Führerhauses mit Haushaltsreiniger ausgesprüht, um auch etwaige DNS-Spuren zu vernichten.
    Linc erwartete ihn an der Tür. Der Ex-SEAL hatte das Tuch, das sein schwarzes Gesicht verbarg, abgenommen und es sich um die breiten Schultern drapiert. Künstliches Blut von dem Kampf, in dessen Verlauf Julia auf ihn geschossen hatte, tropfte von den mit Fransen verzierten Rändern des Tuchs herab.
    »Gut gemacht«, sagte Juan, und die beiden Männer tauschten ein breites Grinsen aus.
    »Es muss dir besonderen Spaß machen, böse Araber zu spielen, großer Meister«, hänselte ihn der Schwarze mit der Figur eines Modellathleten. »Zuerst warst du Colonel Hourani von der syrischen Armee, und heute bist du der Terroristenführer Rafik.
    Wer bist du morgen? Ali Baba, allerdings ohne vierzig Räuber?«
    »Nur wenn du die Scheherazade spielst und den Tanz der sieben Schleier aufführst.«
    Mike Trono, der Rudy Isphording die Rolle Yuri Zayysevs vorgespielt hatte, klaubte die verbrauchten Kapseln, »Squibs«
    genannt, aus einer Spezialweste, die er unter dem Oberhemd trug. Die Squibs bestanden aus winzigen Sprengladungen und ein oder zwei Unzen Blut. Diese Kapseln waren seit Jahren ein Haupterzeugnis der Trickspezialisten Hollywoods. Eine raffiniertere Kapsel war so in Lincs Kopftuch versteckt worden, dass es aussah, als hätte Julia ihm den halben Kopf weggeschossen.
    Das Büro war außerdem mit kleinen Sprengladungen an den Wänden und den Möbeln präpariert worden, um die Illusion von Kugeln zu erzeugen, die Gipswände und Stahlmöbel trafen. Natürlich waren alle Waffen, mit denen sie den Überfall in Szene gesetzt hatten, mit Platzpatronen geladen gewesen.
    Wenn Isphording und die Wächter gefunden wurden, wäre die Geschichte, die sie zu erzählen hatten, viel zu bizarr, um etwas anderes als die Wahrheit zu sein. Nachdem er von der Russenmafia befreit worden war, wurden die Retter des Anwalts von Mitgliedern der PLO angegriffen, die nach größeren Geldbeträgen suchten, die seit Arafats Tod verschwunden waren.
    Dann ergriffen die Terroristen die Flucht, als sie erfuhren, dass einer von ihnen von der Polizei verhaftet worden sein könnte.
    Was sich nicht so leicht erklären ließ, war, was mit den Leichen der Russen geschehen war und weshalb die Terroristen Isphording nicht mitgenommen hatten. Außerdem würde niemand in Erfahrung bringen können, wie die »Palästinenser« überhaupt ins Land gekommen waren.
    Wegen dieser Kleinigkeiten machte sich Juan nicht allzu viele Sorgen. Die Schweizer Behörden würden mit dem Säbel rasseln und strengere Einreisebestimmungen fordern, aber am Ende wären sie froh, dass keine unschuldigen Bürger zu Schaden gekommen waren. Ihr Kronzeuge säße wieder hinter Schloss und Riegel, und die Welt wäre um ein paar Gangster aus St. Petersburg ärmer. Und als Bonus, so dachte er, würden sie wahrscheinlich zusätzlichen Druck auf Isphording ausüben, damit er sich dazu äußerte, wo der frühere Chef der PLO denn nun wirklich die Milliarden, die er seinem Volk stahl, gebunkert hatte.
    Wer weiß, vielleicht bekämen

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