Todesfracht
ich in meinem ganzen Leben mit keinem besseren Team zusammengearbeitet habe. Es tut mir leid, dass ich Sie nicht herumführen und mit allen bekannt machen konnte.«
»Ich weiß, dass Sie beschäftigt waren. Linda war so nett, mich ein wenig schlauer zu machen.« Sie deutete mit einer Handbewegung auf ihren Körper. »Und mir ein paar Sachen aus dem Zauberladen zu borgen.«
»Und Ihre Kabine? Ist sie in Ordnung?«
Ihre Augen funkelten fröhlich. »In Ordnung? Sie ist größer als meine Wohnung in London, und wenn Sie die Marmorbadewanne vermissen, nachdem ich mich verabschiedet habe, dürfen Sie nicht überrascht sein. Sie scheinen die schönen Seiten des Lebens in vollen Zügen zu genießen. Das Essen ist erstklassig, und Maurice, der Steward, ist ein wahrer Schatz.«
»Nur weil wir in einem brutalen Gewerbe tätig sind, müssen wir nicht auch leben wie die Wilden.«
»Wie wurden Sie zu, nun ja,
Söldnern
, nehme ich an? Ich wüsste keine andere Bezeichnung.«
Juan lud Tory mit einer lässigen Geste ein, sich zu ihm zu setzen. Es war Max’ Sessel, und sie schien regelrecht darin zu versinken. »Als der Kalte Krieg endete, wusste ich, dass die globale Polarität, die die Welt für ein halbes Jahrhundert im Gleichgewicht gehalten hatte, vorbei war. Es war mit regionalen Konflikten zu rechnen, und die Nachfrage nach fähigen Sicherheitsdiensten würde erheblich zunehmen. Deshalb gründete ich die Corporation. Was aber die
Oregon
betrifft, nun, anstatt meinen Betrieb in irgendeinem Land anzusiedeln, wo ich dessen Gesetzen unterworfen wäre, entschied ich, dass mir ein Schiff als Basis die Freiheit garantierte, die ich brauchte.«
»Und Sie tun, was Sie tun … für Geld, nicht wahr?«
»Ich bin genauso ein Kapitalist wie jeder andere, aber gleichzeitig bin ich in der Auswahl meiner Kunden sehr wählerisch.«
»Ich glaube, Sie sind eher wählerisch, als dass Sie ein Erzkapitalist sind.«
Juan lachte wieder. »Maurice hat mal wieder getratscht.«
»Er hält große Stücke auf Sie.« Tory lächelte. »So wie eigentlich die gesamte Mannschaft. Wie ich hörte, haben Sie in den vergangenen Jahren einige ausgesprochen lukrative Angebote ausgeschlagen.«
»Und einige angenommen.«
»Sie wissen genau, was ich meine. Es geht Ihnen nicht nur um Geld.«
»Sagen wir mal so, es ist recht befriedigend, für etwas bezahlt zu werden, von dem man weiß, dass es das Richtige ist.
Wie läuft das denn bei Ihnen, Madam Ermittlerin? Haben Sie Ihren Job bei Lloyd’s seinerzeit angenommen, weil man in der Anzeige in der
Financial Times
ein höheres Einkommen versprach, als man als Börsenmakler verdienen kann?«
»
Touché
.« Sie trank aus ihrer eigenen Bierflasche. »Nun ja, und haben Sie jetzt irgendwelche Theorien zu dem, was hier los ist?«
»Theorien ja, Antworten nein. Vor allem seit wir unser letztes Glied in der Kette verloren haben.«
»Franklin kann es sich immer noch nicht verzeihen, wissen Sie.«
»Er und Eddie sind eng befreundet. Er wird sich seinen Reflex nicht vergeben, bevor er nicht davon ausgehen kann, dass Eddie in Sicherheit ist. Da fällt mir etwas ein.« Juan sprang aus seinem Sessel und hob eine Mappe vom Fußboden auf. Er reichte sie Tory. »Der Computer ist vor etwa einer Stunde damit fertig geworden. Vielleicht finden Sie etwas Interessantes.«
»Was ist das?«, fragte Tory und schlug den blanken ledernen Deckel auf.
»Die Übersetzung aller Schriftstücke in dem Aktenkoffer, den Sie aus Singhs Wagen geholt haben. Um es ganz kurz zusammenzufassen, dort ist jedes Schiff aufgelistet, das seine Gruppe während der letzten Jahre im Pazifik aufgebracht hat.
Ich nehme an, damit werden auch einige Ihrer Fälle geschlossen.
Die meisten Schiffe wurden in Karamita abgewrackt, aber einige sind bestimmt noch unter Billigflaggen für Scheinfirmen unterwegs, die Singh kontrolliert.«
»Kontrollierte«, verbesserte Tory, ohne von der Mappe hochzuschauen.
»Leider«, fuhr Juan fort, »ist dort nichts darüber zu finden, was die
Souri
, das Schwesterschiff der
Maus
, getrieben hat, seit Singh sie damals erwarb. Ich habe den Verdacht, dass es noch andere Schiffe gibt, die sie befördert hat, vielleicht sogar eine ganze Menge, die in einer ganz anderen Liste auftauchen, die Singh über seine kriminellen Machenschaften geführt hat.«
Sie blickte auf. »Warum sollte er so etwas getan haben?«
»Keine Ahnung.«
»Und was wäre, wenn er über diesen Teil seiner kriminellen Aktivitäten überhaupt keine
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