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Todesfracht

Titel: Todesfracht Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Clive Cussler
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Kurs kurzfristig ändern mussten, aber Zeit war etwas, das sich Juan nicht mehr leisten konnte. Eddie war noch zwei weitere Tage entfernt, und schon jetzt waren die mageren Berichte der russischen Vulkanologen, die in der Hauptstadt Petropawlowsk festsaßen, höchst beunruhigend. Die Halbinsel wurde ständig von Erdbeben durchgeschüttelt, und drei Vulkane entlang der Erdbebenzone stießen Asche und giftige Gase aus. Bisher waren zwar noch keine Todesfälle gemeldet worden, aber die meisten menschlichen Ansiedlungen auf Kamtschatka schienen derart abgelegen, dass es Wochen dauern konnte, ehe man von dort eine Nachricht erhielt.
    Der einzige Lichtblick, wenn man es denn so nennen konnte, war, dass Eddies Peilchip funktionierte und weiterhin ein Signal aussendete, das Hali mittels des Satellitenschirms empfangen konnte. Aber sogar dort gab es ein Problem. Den Satellitendaten zufolge befand er sich am Strand im Schatten eines der aktiven Vulkane. Juan hätte Julia Huxley fragen können, wie lange die Batterie in dem Chip noch arbeitete, nachdem der Träger des Chips gestorben war, aber die Antwort auf diese Frage kannte er bereits. Eddie könnte schon seit einer Woche tot sein, ohne dass jemand auf der
Oregon
etwas davon mitbekommen hatte.
    »Einen Penny für Ihre Gedanken.«
    Juan drehte sich herum, ehe er die Stimme erkannte. Seine Miene war voller Zorn über die Störung.
    »Oh, tut mir leid«, sagte Tory. »Ich wollte Sie nicht erschrecken.«
    »Das haben Sie auch nicht.« Er wandte sich zum Fenster, um wieder zum Horizont zu blicken, als könnte er ihn damit näher heranholen. »Ich dachte mir, dass Sie vielleicht Appetit darauf haben.«
    Tory hielt ihm eine Flasche San-Miguel-Bier hin. Juan betrachtete dies als den einzigen lohnenden Exportartikel der Philippinen.
    Sie trug einen weißen Leinenrock, ein teebraunes Polohemd und Schuhe mit flachen Absätzen. Ihr dunkles Haar war so zurückgekämmt, dass die eleganten Konturen ihrer hohen Wangenknochen wunderbar zur Geltung kamen, und ein kunstvolles Make-up intensivierte das ohnehin schon fesselnde Blau ihrer Augen und den ausdrucksvollen Schwung ihres Mundes. Während Juan sie ganz offen studierte, konnte er spüren, dass sie ihn mit dem gleichen Interesse betrachtete. Sie registrierte seine breiten Schultern, die genau definierte Muskulatur seines Oberkörpers sowie die Tatsache, dass sich sogar in der lässigen Haltung, mit der er in seinem Sessel saß, seine Bauchmuskeln abzeichneten und den von vielen Männern sehnlichst gewünschten Six-Pack-Look hatten. Als ihr Blick jedoch weiter nach unten wanderte, zu seinem künstlichen Bein, schreckte sie innerlich zurück und schaute schnell wieder hoch.
    Da er stets darauf achtete, seine Prothese zu verbergen – gewöhnlich dadurch, dass er in der Öffentlichkeit niemals kurze Hosen trug –, hatte Juan seit dem Verlust seines Beins nur wenige peinliche Momente erlebt. Obwohl er sie kaum kannte, machte ihm Torys Unbehagen die Existenz seines künstlichen Beins überdeutlich bewusst, zumal er sich in diesem Augenblick für eine Ausführung entschieden hatte, die sich gar nicht erst bemühte, lebensecht auszusehen. Sie bestand aus Edelstahl und Kohlenstofffasern. Plötzlich wünschte er sich, entweder eine lange Hose angezogen zu haben oder zumindest eines der Beine zu tragen, die ein wenig menschlicher wirkten.
    Er nahm die Füße von dem Geländer unter dem bugwärts gelegenen Fenster und richtete sich so in seinem Sessel auf, dass sein Bein besser versteckt blieb. Er ärgerte und freute sich zugleich über den tieferen Grund, aus dem ihm plötzlich wichtig war, welche Meinung Tory von ihm hatte.
    Juan nahm die angebotene Flasche an und rollte das mit Kondenswasser beschlagene kalte Glas über seine Stirn, ehe er mehrere tiefe Schlucke trank. Julia hatte seine Stirnwunde frisch verbunden, sodass er nicht mehr aussah, als trüge er eine Windel auf dem Kopf. Die Hautverpflanzung verschob er bis nach der Mission. »Vielen Dank. Entschuldigen Sie meinen Mörderblick.
    Ich war gerade ganz woanders, sozusagen in einer ganz anderen Welt.«
    »Denken Sie an Ihren Freund? Wie heißt er noch – Eddie, nicht wahr?«
    »Eddie Seng, ja. Einer meiner besten Männer.«
    »Max hat mir ein wenig von ihm erzählt. Genau genommen hat er mir von Ihnen allen erzählt.« Sie lächelte. »Ein ganz schön bunter Haufen, den Sie sich da zusammengesucht haben.«
    Er kicherte verhalten. »Alles Banditen und Piraten, und ich kann sagen, dass

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