Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen

Todesfracht

Titel: Todesfracht Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Clive Cussler
Vom Netzwerk:
Hände auf die Armlehnen, während sie sich so vorbeugte, dass ihre Gesichter nur noch wenige Zentimeter voneinander entfernt waren. »Ich habe mich das gesamte letzte halbe Jahr mit dieser Angelegenheit beschäftigt. Ich habe damit gelebt und jede wache Stunde darauf verwandt. Ich musste mit Engelszungen auf die Royal Geographic Society einreden, um uns an ihrer Expedition teilnehmen zu lassen. Nur konnte ich eben überhaupt nichts tun, als uns die Piraten überfielen. Ich hatte Freunde auf der
Avalon
, die von diesen Bestien niedergemetzelt wurden, daher gibt es nichts, was mich davon abhalten könnte, diese Angelegenheit bis zu ihrem bitteren Ende zu verfolgen – großer Meister.«
    Lange sahen sie einander an. Juan hatte ihre Entschlossenheit kennengelernt, kannte auch ihre Intelligenz. Und nun sah er ihre Leidenschaft. Wenn er vergessen könnte, dass er sich auch als Mann von ihr angezogen fühlte, hätte er in diesem Augenblick nicht gezögert, sie zu fragen, ob sie nicht Lust habe, der Corporation beizutreten.
    »Eins müssen Sie wissen«, sagte er mit leiser Stimme. »Für Ihre Sicherheit kann ich keinerlei Garantien übernehmen.«
    Tory spürte die Änderung des Tonfalls, und ihr Zorn wurde durch etwas Weicheres, Sanfteres ersetzt. Ihre Lippen waren immer noch nur wenige Zentimeter voneinander entfernt, aber für sie beide war es in diesem Augenblick eine unüberwindliche Distanz. »Ich bitte Sie nicht darum. Ich möchte nur dabei sein, wenn Sie diesem Horror ein für alle Mal ein Ende machen.« Sie richtete sich widerstrebend auf.
    Cabrillos Kehle war plötzlich wie ausgedörrt, und er musste einen Schluck Bier trinken. »Okay.«

23
    W iderwillig musste Eddie Seng der Effizienz seiner Peiniger Respekt zollen. Der Vulkan, der den Streifen Festland überragte, der mittlerweile auf den Namen Death Beach getauft worden war, grollte und polterte und spuckte fortwährend Asche aus, die wie ein schwarzer Wolkenbruch auf die Bergwerksanlagen herabrieselte. Erdbeben fanden fast stündlich statt, und das Meer hatte sich in eine wallende Bleiplatte verwandelt. Trotzdem achteten die Aufseher darauf, dass das Arbeitstempo keine Sekunde lang nachließ, während sie gleichzeitig ihre Flucht- und Evakuierungspläne vorbereiteten.
    Die Schmelzöfen im Scheidebetrieb blieben in Gang, sodass auch das letzte wertvolle Gramm Gold gewonnen werden konnte, ehe sie den Ort verließen. Wächter traktierten die Arbeiter mit Knüppeln und Peitschen, damit sie weiterhin den Berghang hinauf- und hinabstiegen, beladen mit Körben voll von goldhaltigem Erz. Des Nachts wurden die Arbeitssklaven im gestrandeten Kreuzfahrtschiff eingeschlossen und dachten schon mit Grausen an den Arbeitsbeginn am nächsten Morgen.
    Draußen in der Bucht hatte es die Mannschaft des Schleppers geschafft, das mächtige Trockendock derart mit Ballast volllaufen zu lassen, dass das Schiff in seinem Becken aufschwimmen konnte. Die raue See hatte die schwierige Operation mehrmals behindert, was erklärte, weshalb die Evakuierung langsamer vonstatten gegangen war, als Eddie erwartet hatte. Er hatte einen jungen Sikh mit Turban mit dem Russen Savich diskutieren sehen und angenommen, dass er sich weigerte, das teure Schwimmdock zu opfern, als der Vulkan schließlich zu spucken begann. Das Schiff zu entladen bedeutete, dass sie keinen verräterischen Hinweis zurückließen, wenn sie in See stachen.
    Wie die anderen Schiffe, die den Strand bereits bevölkerten, war das neueste Schiff, das nach Kamtschatka gebracht wurde, ein Kreuzfahrtschiff. Mit etwa einhundertdreißig Metern Länge war es nicht groß, besaß aber eine schnittige Form, ein klassisches champagnerglasförmiges Heck und Balkone für fast alle Kabinen. Zu seiner besten Zeit hätte es eine Marktnische für ausschließlich die reichsten Passagiere gefüllt, also jene, die bereit waren, jeden Preis zu bezahlen, um die Galapagosinseln zu besuchen oder sich die Einöde der Antarktis anzusehen.
    Jetzt war es nur noch ein Wrack wie alle anderen, sein Rumpf beschmiert mit den Exkrementen jener armen Seelen, die die entbehrungsreiche Reise nach Russland überstanden hatten.
    Hunderte von Chinesen drängten sich an der Reling, als das Kreuzfahrtschiff in der Bucht sich selbst überlassen wurde. Weil seine Maschinen ausgebaut worden waren und es über keinerlei Ballast verfügte, lag es so hoch im Wasser, dass über der Wasserlinie ein breiter Streifen algen- und fäulnisabweisender Farbe zu sehen war. Auch die

Weitere Kostenlose Bücher