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Todesfrist

Todesfrist

Titel: Todesfrist Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Andreas Gruber
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Gerät in der Jeanstasche verschwinden.
     
    Innerhalb der folgenden vier Wochen hatte Carl die Sitzungen zwar abgesagt, aber er war mehrmals bei ihrem Haus gewesen und hatte etwas in den Postkasten geworfen: insgesamt fünf Bänder.

    Er hatte die gleichen Kassetten gekauft und bis zur letzten Minute mit Material besprochen, das Rose den Atem raubte, je öfter sie die Bänder hörte. Nun konnte sie sich zusammenreimen, woher die Brandnarben stammten. Sie wusste, die nächste Sitzung würde eine der aufschlussreichsten werden.

2. Teil
    Dienstag, 24. Mai
    »Die Erforschung der Krankheiten
hat so große Fortschritte gemacht,
dass es immer schwerer wird,
einen Menschen zu finden,
der völlig gesund ist.«
     
    ALDOUS HUXLEY

14
    In der vergangenen Nacht hatte Helen kein Auge zugetan. Ständig waren ihr dieselben Gedanken durch den Kopf gegangen, in diesem halb wachen Zustand aus Angst, Zweifel und Selbstvorwürfen.
    Auch wenn es völlig unglaubwürdig klang: Frank könnte Anne Lehner den Ring tatsächlich geschenkt haben. Unterhielt ihr Mann ein Verhältnis mit ihrer Klientin? Falls ja, seit wann waren sie zusammen und weshalb war Anne überhaupt in ihre Praxis gekommen? Möglicherweise war Annes Entführer einer ihrer Exfreunde, der sich an Frank rächen wollte. Vielleicht war der Entführer sogar ein Klient von Helen.
    Je länger sie darüber nachdachte, desto größer wurde ihr Misstrauen gegen Frank. Sie konnte ihm unmöglich von der Entführung erzählen. Nicht nur der Ring mit der Gravur schürte ihren Verdacht, sondern auch Franks Kreditkartenabrechnung, die Kondome in seiner Tasche und der fremde Wohnungsschlüssel. Möglicherweise verbarg er weitere Geheimnisse, von denen sie nicht den blassesten Schimmer hatte. Außerdem bangte sie um Annes Leben. Eine falsche Entscheidung, und der Erpresser würde ihre Klientin weiter verstümmeln.
    Als Helen im Morgengrauen endlich Schlaf gefunden hatte, läutete der Wecker. Am liebsten wäre sie liegen geblieben, doch Dusty brauchte etwas zu fressen … und sie selbst einen starken Kaffee und einen guten Plan, wie sie den Tag überstehen konnte.
    Das Frühstück verlief nahezu wortlos. Frank war angespannter als je zuvor. So kannte sie ihn nicht. Er blickte ständig auf die Armbanduhr, telefonierte erfolglos und schrieb E-Mails auf seinem Blackberry. Als sie ihn fragte, ob er Probleme habe, verwies
er auf einen schwierigen Gerichtsfall. Ausreden! Ihr Bauchgefühl sagte ihr, dass er sie belog. Er hatte in seiner Karriere Dutzende schwierige Fälle gelöst und verfügte über die Gabe, Bürostress und Privatleben zu trennen. Etwas belastete ihn, und sie glaubte, den Grund dafür zu kennen.
    »Bist du heute den ganzen Tag im Büro?«, fragte sie, als er mit der Aktentasche im Arm und dem Autoschlüssel in der Hand auf sie zukam.
    »Leider – es wird sicher spät.« Er gab ihr einen Kuss auf die Wange. »Falls du Zeit hast, kümmere dich bitte um die Feier.«
    »Natürlich.« Sie versuchte zu lächeln. »Aber auch ich habe einen harten Tag. Eine schwierige Klientin hat einen Termin, Anne Lehner, und dann habe ich noch fünf weitere Termine«, log sie.
    »Anne Lehner kommt heute?«, unterbrach er sie und wurde aschfahl. »Du hast mich doch gestern nach ihr gefragt«, fügte er scheinbar desinteressiert hinzu, als wollte er seine überhastete Reaktion überspielen.
    Das ist dir aber nicht gelungen. »Ja. War nur so ein Gedanke«, sagte sie. »Ich dachte, du kennst sie.«
    Frank schüttelte den Kopf. »Bis heute Abend.« Er verschwand durch die Tür.
    Im nächsten Augenblick hörte sie die Wagentür, und dann raste der rote Lamborghini am Grundstück vorbei. Helen trat durch die Terrassentür ins Freie. Sie sah, wie Franks Wagen im Ort verschwand. Eigentlich war es gar nicht sein Auto. Sie hatte ihm den Lamborghini von der Hinterlassenschaft ihrer Eltern gekauft. Die Papiere lauteten auf ihren Namen, aber er fuhr den Wagen. Sie war mit ihrem kleinen Toyota vollauf zufrieden.
    Dusty schmiegte sich an ihre Beine und rieb sein Fell an ihren nackten Waden. »Ist ja gut, mein Kleiner. Komm, wir holen die Post.«
    Sie lief in Turnschuhen durch die Wiese. Der Morgentau glitzerte in der Sonne, die über den Bergen hing. Der Jauchegeruch von gestern hatte sich verzogen. Helen kam zum Briefkasten. Der
Forstweg, der an den Glashäusern und der stillgelegten Mühle vorbei in den Kiefernwald führte, war menschenleer. Einige Tauben gurrten auf der Hochspannungsleitung.
    Sie holte die

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