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Todesfrist

Todesfrist

Titel: Todesfrist Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Andreas Gruber
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Nacht war ein Albtraum gewesen. Sechs Stunden, eine davon im Stau. Sneijder hatte neben ihr wie ein Kind geschlafen, mit dem Kopf auf einem aufblasbaren Kissen an die Seitenscheibe gelehnt, ohne Akupunkturnadeln in den Handrücken. Offensichtlich hatte ihn das leichte Vibrieren des Wagens in den Schlaf geschaukelt. Keine Spur von Migräne oder Cluster-Kopfschmerzen. Nachdem sie ihn im Mercure abgesetzt hatte, war sie zu ihrer Schwester gefahren und hatte sich zu den Mädchen ins Schlafzimmer geschlichen.
    Soeben tappte Connie, die Jüngste, mit struppigen Haaren und verschlafenem Blick in die Küche. Ihr Pyjama war zerknautscht, als hätte sie sich die ganze Nacht herumgewälzt. In der Hand hielt sie ihren Teddybär, der genauso mitgenommen aussah wie sie. Als Connie sie erblickte wurden ihre Augen groß. »Du hast heute bei uns geschlafen, Tante Bine?«
    »Ja, aber gestern Nacht war es spät, und du hast schon geträumt, mein Schatz.« Sabine stellte drei Tassen Kakao auf den Tisch.
    Kerstin und Fiona kamen herein und setzten sich auf ihre Stühle. »Bleibst du heute bei uns?«, fragten sie.
    »Das würde ich gern, aber ich habe Dienst.« Sabine bekam Bauchschmerzen, wenn sie ans Büro dachte. Die Kollegen vom LKA hatten drei Nachrichten auf ihre Handy-Mobilbox gesprochen, von Mal zu Mal wütender. Sie würde gleich nach dem Frühstück beim LKA in der Maillingerstraße antanzen und Rede und
Antwort stehen, weshalb sie sich mit einer Anfrage an Daedalos über die Kirchenmorde informiert hatte. Doch zuvor würde man ihr die Leviten lesen, weil sie gestern nicht zurückgerufen hatte, als sie nachts von Dresden heimgefahren war. Doch nach dem schrecklichen Fund der Leiche am Abend in der Gruft des Dresdner Doms hatte sie keine Lust verspürt, sich während der Autofahrt von den LKA-Beamten zusammenpfeifen zu lassen. Der Anblick der Toten hatte sich wie eine Zecke in ihrem Geist festgebissen. Wegen des Reiseantrags über das BKA Wiesbaden hatte sie zumindest einen halbwegs vernünftigen Grund, warum sie nicht zur Dienststelle gekommen war. Aber heute würde Maarten Sneijder sie nicht mehr vor der Vernehmung retten können. Die Sache musste erledigt werden.
    Sabine und die Mädchen verschlangen Cornflakes, Pfannkuchen und Knuspermüsli. Danach sah der Tisch aus wie ein Schlachtfeld. Monika setzte sich im Bademantel und mit einem Handtuch auf dem Kopf an den Tisch und strich Butter auf eine Scheibe Vollkornbrot. Sie sah nicht gut aus. Für sie würde es ein harter Tag im Museum werden. Sabine machte sich Sorgen um ihre Schwester. Im Gegensatz zu ihr dachte Moni vermutlich den ganzen Tag an Mutters Tod. Sie tat das natürlich auch, allerdings auf eine andere Art und Weise. Die Ermittlungen ließen sie nicht zur Ruhe kommen und lenkten ihre Gedanken auf ein konkretes Ziel. Obwohl Sneijder ein arroganter Mistkerl war, dem sie wegen mancher Kommentare die Pest an den Hals wünschte, war die Arbeit an seiner Seite dennoch wie eine Therapie für sie.
    Da Sabine keine Zeit hatte, musste Monika heute mit ihrem Exmann telefonieren, der immer noch als Vaters Anwalt agierte. Mit etwas Glück würde Vater heute aus der Untersuchungshaft entlassen werden.
    »Was machst du jetzt?«, fragte Kerstin.
    Den Gang nach Canossa. »Ich muss meinen Kollegen und Vorgesetzten einiges beichten …« Sabines Handy piepte. Eine SMS. Rasch überflog sie den Text.

    Habe erwirkt, dass Sie auch heute für BKA-Ermittlungen zur Verfügung stehen. Flug nach Wien um 9.30 Uhr. Habe für uns beide online eingecheckt. Bordkarte am Air-Berlin-Infoschalter für Sie hinterlegt. Seien Sie pünktlich am Gate – M.S.S.
    »Das gibt’s doch nicht«, murmelte sie und las den Text noch einmal.
    Connie stützte ihren Kopf auf die Hände und blickte aus verschlafenen Augen über den Tisch. »Was ist denn schon wieder passiert?«, fragte sie altklug.
    Fiona, die Älteste, beugte sich über den Tisch, um einen Blick auf das Display zu erhaschen.
    Sabine klappte das Handy zu. »Ich muss nach Wien.«
    Monika kniff die Augen zusammen und musterte sie skeptisch.
    Plötzlich waren die Mädchen hellwach. »Zu einem Einsatz mit Hunden, Hubschraubern und kugelsicherer Weste?«, riefen sie.
    Sabine lächelte. »Zu einem streng geheimen Einsatz! Mit Nachtsichtgerät und Wärmebildkamera«, flüsterte sie. »Das volle Programm.«
    »Dürfen wir mit?«
    Sie wiegte unschlüssig den Kopf. »Zu gefährlich diesmal. Außerdem habe ich einen verrückten Kerl an meiner Seite. Er kommt

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