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Todesfrist

Todesfrist

Titel: Todesfrist Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Andreas Gruber
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sie an ihn dachte, gab er ihr in dieser Situation den nötigen Halt. Ohne ihn wäre sie verrückt geworden.
    »Kein Problem, ich muss selber los«, sagte sie.
    »Bis heute Abend.« Ben legte auf.
    Helen schaltete das Handy ab. Die beiden Fahrer kamen auf sie zu.
    »Wir liefern das Partyzelt und haben sonst noch jede Menge aufgeladen.«
    Sie reichte ihnen die Hand. »Das Zelt kommt hier auf die Wiese, mit dem Eingang Richtung Haus«, erklärte sie. »Die Bühne für die Band liegt im hinteren Bereich des Zelts. Fackeln zwischen Zelt und Terrasse. Die Kühlschränke kommen in den Schuppen neben dem Carport. Stromanschluss finden Sie in der Hütte. Bänke, Stühle und Buffettische entlang der Grundstücksgrenze neben den Smaragdthujen.«
    »Null Problemo.« Der eine Fahrer tippte sich an die Mütze.
    Helen blieb keine Zeit, sich um alles zu kümmern. Wo steckte Frank nur? »Haben Sie das Feuerwerk mit?«
    »Klaro.«

    »Bauen Sie es bitte dort drüben auf dem Feld neben dem Forstweg auf. Aber decken Sie es mit einer Plane ab, es soll eine Überraschung für die Gäste werden.«
    »Null Problemo, wie die Dame es wünscht.« Die Männer machten sich an die Arbeit.
    In diesem Moment erschien Frank endlich auf der Terrasse. Er trug einen Bademantel und wirkte wegen des Lärms ein wenig verärgert. Als er die Lieferwagen sah, riss er die Augen auf und stapfte durch die Wiese.
    »He, Sie können hier nicht halten! Sie parken meinen Wagen zu!«, rief er den Männern zu.
    »Das geht schon in Ordnung!«, sagte Helen zu ihnen. »Mein viel beschäftigter Gatte bleibt heute hier und wird sich ausnahmsweise selbst um alles kümmern.«
    Die Männer warfen sich einen Blick zu und arbeiteten weiter.
    Frank sah Helen verdutzt an. »Ich muss heute vielleicht noch weg.«
    »Vielleicht?«, wiederholte sie. »Ich muss jetzt gleich los. Guten Morgen übrigens.« Sie wollte an ihm vorbei ins Haus gehen.
    »Einen Moment!« Frank packte sie am Arm. »Ich war heute Morgen in meinem Arbeitszimmer …«
    Mit einem finsteren Blick fixierte sie Franks Hand. Rasch zog er sie zurück.
    »Hast du eine Erklärung, warum ein Riss in meinem Parkettboden ist und meine Schreibtischlade aufgebrochen wurde?«, fragte er.
    »Hast du eine Erklärung, wo dein blaues maßgefertigtes Hemd ist?«, entgegnete sie. »Außerdem ist es nicht dein Parkettboden, sondern der in meinem Haus.«
    Helen spürte, wie sich Franks Wut verflüchtigte. Stattdessen wurden seine Augen eiskalt. Er bekam den Blick einer Kobra, die kurz vor dem Biss stand. Aber nicht bei mir, Freundchen!
    »Du spionierst mir nach?«, fragte er kühl.
    »Hätte ich einen Grund dafür?«

    Die Arbeiter ignorierten den Streit. Sie öffneten die Heckklappen der Lieferwagen und begannen, Zeltplanen und Alustangen auszuräumen.
    Dusty saß winselnd zwischen Helen und Frank und blickte sie abwechselnd an. Der arme Kerl verstand nicht, warum ihre kleine Familie soeben zerbrach.
    Helen wandte sich kommentarlos ab und ging zu ihrem Wagen. Sie stieß einen kurzen Pfiff aus. Dusty folgte ihr. Sie konnte ihn unmöglich hier lassen, während die Arbeiter das gesamte Grundstück auf den Kopf stellten. Mit dem Funkschlüssel öffnete sie die Autotür. »Komm, rein in den Wagen, hopp!«
    Das ließ sich der Terrier nicht zweimal sagen. Er liebte Autofahrten mindestens genauso wie Hundekuchen oder ein Wettrennen mit einer Katze. Am liebsten reckte er während der Fahrt die Schnauze aus dem Fenster, presste die Augen zu und ließ die Ohren im Wind flattern.
    Frank kam langsam auf sie zu. »Wo fährst du hin?« Seine Miene war ausdruckslos, die Stimme kalt wie Gletschereis. So musste es sich anfühlen, wenn man von ihm als Staatsanwalt verhört wurde.
    »Ich bin in einigen Stunden wieder da«, erklärte Helen knapp.
    »In diesem Aufzug?«
    Wen störte es, wenn sie in Turnschuhen und ihrem grauen Jogginganzug nach Wien fuhr? Frank etwa? Darauf gab sie keinen Cent.
    »Lass wenigstens dein Handy eingeschaltet, falls die Arbeiter was von dir brauchen.«
    Sie schnallte sich an. »Das geht leider nicht.«
    »Warum zum Teufel?«
    »Weil ich versuche, das Leben deiner kleinen Nutte zu retten«, knurrte sie und schlug die Autotür zu.

24
    Sabine schlich auf Zehenspitzen aus dem Schlafzimmer, um ihre Nichten nicht zu wecken. Sie hatte wieder bei Monika übernachtet. Während ihre Schwester noch im Bad war, bereitete sie für die Kinder in der Küche Cornflakes und Pfannkuchen zu.
    Die Rückfahrt von Dresden nach München gestern

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