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Todesfrist

Todesfrist

Titel: Todesfrist Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Andreas Gruber
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aus den Niederlanden und heißt Maarten Sneijder.«
    Connies Mund klappte auf.
    Eigentlich war Sabine an seiner Seite, aber das mussten die Mädchen ja nicht wissen. Dutzende Fragen standen den Kindern ins Gesicht geschrieben, doch bevor eine von ihnen den Mund öffnen konnte, klatschte Monika in die Hände. »Hopp! Zähne putzen und anziehen! Ich bringe euch in den Kindergarten und zur Schule. Wir müssen in fünfzehn Minuten los. Der Bus wartet nicht!«
    Die Mädchen standen auf und liefen ins Bad, nur Fiona blieb am Tisch sitzen. »Fährst du wirklich nach Wien?«, fragte sie ernst, nachdem ihre Geschwister verschwunden waren. »Hat es was mit Großmutters Tod zu tun?«
    Sabine warf ihrer Schwester einen Blick zu.

    »Sie weiß als Einzige davon«, erklärte Monika. »Sie hat gestern zufällig ein Telefonat zwischen ihrem Vater und mir mitbekommen, aber ich habe ihr eingebläut, ihren Schwestern vorerst nichts zu erzählen.«
    Sabine nickte. »Ich werde herausfinden, warum Oma gestorben ist – und jetzt geh ins Bad.«
    Fiona sprang auf, gab Sabine einen Kuss und lief davon. Monika nahm das Handtuch vom Kopf und rubbelte sich die Haare trocken. »Du springst einfach so, wenn der Typ mit den Fingern schnippt? Wegen Mutters Tod gibt es hier einiges zu erledigen.«
    Als ob sie das nicht selbst wüsste! Sabine blickte in den Gang, um sicherzugehen, dass Fiona nicht lauschte. »Sneijder ist näher am Mörder unserer Mutter dran als jeder andere.«
    »Ah, dieser Sneijder schon wieder.« Monika verdrehte die Augen. »Ich habe gestern ausführlich mit Gabriel telefoniert, und ich sage dir: Vater hat was mit ihrem Tod zu tun.«
    »Quatsch!«
    »Erinnere dich, was vor zehn Jahren passiert ist. Der mysteriöse Brand in der Schule! Er hatte auch damit etwas zu tun. Danach die Scheidung unserer Eltern«, spie Monika verbittert aus. »Er trug die Schuld daran. Genauso wie am jahrelangen Rosenkrieg, der Mutter zermürbt hat. Bestimmt hat er sie betrogen und wollte sich um die Unterhaltszahlung drücken.«
    Sabine wollte nicht schon wieder mit Monika darüber streiten. Sie war zu verbohrt, um zu erkennen, dass zu einer Scheidung immer zwei gehörten und hauptsächlich Mutter an der Hasskampagne gegen Vater schuld war. Nach allem, was Sabine bisher wusste, konnte ihr Vater gar nicht der Mörder sein. Andernfalls hätte er auch die Frau in Dresden in den Brunnenschacht stoßen, die Lehrerin in Leipzig im Glockenstuhl verbrennen und die Frau in Köln den Hunden zum Fraß vorwerfen müssen. Ihr Vater hatte nicht die Nerven für diese Taten. Im Gegensatz zum wahren Mörder. Sabines Gefühl sagte ihr, dass er bald wieder zuschlagen würde.

    Möglicherweise hatte er das schon. Sie dachte an den Flug nach Wien.
     
    Zwei Stunden später saß Sabine neben Maarten Sneijder in der Business-Klasse einer FlyNiki-Maschine. Wie gestern trug er ein dunkles Sakko und einen schwarzen Rollkragenpullover. Mit dem kahlen Schädel wirkte er wie der Sensenmann. Sabine hatte sich nicht großartig herausgeputzt. Sie trug Jeans, ihre Laufschuhe und einen grauen Thermopulli. Im Gepäckfach steckte ihre Reisetasche, in die sie in ihrer Wohnung rasch das Notwendigste gestopft hatte. Auch den Eilbrief des LKA mit der Vorladung zu einer Befragung.
    Unmittelbar nach dem Start wurden ihnen Drinks serviert. Sabine nahm ein Glas Orangensaft, Sneijder begnügte sich mit einem doppelten Whisky. Gefühlsmäßig hätte sie ihm eher Karottensaft oder ein Sojamilchgetränk zugetraut, denn Whisky schien irgendwie nicht zu seinem Faible für Akupunktur, Zen-Buddhismus und Marihuana zu passen. Aber ihr war das egal – er war alt genug und sollte in sich reinkippen, was er für richtig hielt.
    Das Anschnallzeichen erlosch. Sneijder tippte eine Nachricht in sein iPhone.
    »Verraten Sie mir endlich, was wir in Wien machen?«, unterbrach Sabine ihn.
    »Sicher nicht die Pandabären im Tiergarten Schönbrunn besuchen«, antwortete Sneijder, ohne aufzusehen.
    Witzig! Sabine lehnte sich in den Sitz und verschränkte die Arme. Soeben verschloss der veränderte Kabinendruck ihre Ohren. Sie setzte sich die Kopfhörer auf, wählte ein Musikprogramm und schloss die Augen. Vielleicht gelang es ihr, für ein paar Minuten nicht an ihre Eltern, Struwwelpeter oder die Kollegen vom LKA zu denken.
    Eine halbe Stunde später hatte Sneijder seine Korrespondenz beendet und rüttelte Sabine aus dem Schlaf. Er zog ihr die Kopfhörer herunter und verstaute sie im Fach vor sich.

    War er noch

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