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Todesfuge: Gerda und Otto Königs zweiter Fall (German Edition)

Todesfuge: Gerda und Otto Königs zweiter Fall (German Edition)

Titel: Todesfuge: Gerda und Otto Königs zweiter Fall (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Sabine Wierlemann
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verhielt. Er verstand zwar nicht viel von Musik, aber dass dieser Mann alles andere tat als singen, das erkannte selbst Otto auf die Entfernung. Der Mann bewegte nur die Lippen. Was hatte das zu bedeuten? Otto tastete nach seiner Waffe und hoffte darauf, dass die Profi-Schützen diesen Kerl auf dem Schirm hatten.
     
    ***
     
    Georg hatte ebenfalls gemerkt, dass Gerda nicht mehr an ihrem Platz stand. Allerdings konnte er von seinem erhöhten Standpunkt auf der Empore erkennen, dass sie sich nur hingesetzt hatte, zwischen die Beine der anderen Sänger. Offenbar hatte ihr die Aufregung doch zu schaffen gemacht.
    Er hatte auch gesehen, dass Herr Mangold aufgestanden war. Für die Einsatzkräfte, die sich auf der Kanzel, in den Beichtstühlen und hinter der Orgel versteckt hielten, war das hier zwar ein Routineeinsatz und Georg wusste, dass die Männer hart im Nehmen waren, aber er wusste auch, dass ihre Nerven ziemlich angespannt waren.
    Dem pensionierten Kriminalermittler war durchaus bewusst, welche Folgen sein Aufstehen während des Konzertes hatte, als er sich aufmachte, um Georg zu suchen. Als er ihn schließlich auf der Empore ausfindig gemacht hatte, hielt er ihm das Programmheft mit der Nachricht hin. „Es tut mir wirklich leid, dass ich deine Jungs so in Alarmbereitschaft versetzt habe, aber deine Mutter meinte, dass du die Nachricht von Herrn König unbedingt lesen solltest.“
    Georg überflog Otto s Botschaft. „Danke, Eugen. Dieser Botengang war nicht ganz ungefährlich. Du solltest jetzt lieber hier oben warten, bis das Konzert vorbei ist.“
    „Ist denn etwas dran an den Vermutungen?“, wollte Herr Mangold wissen.
    „Ausschließen kann ich das nicht. Ich hatte nach dem letzten Wochenende ehrlich gesagt auch nicht damit gerechnet, dass der Bruder des Dirigenten tatsächlich mitsingt.“
    „Deine Jungs werden ihn sicher gut im Auge haben.“
    „Sehr sogar. Direkt hinter ihm steht einer unserer Männer, den ich bereits in den Chor eingeschleust hatte, nachdem Wellenstein mir von den Drohbriefen berichtete.“
    Was Georg nicht sehen konnte und auch sonst niemand, war die Person, die sich dort versteckt hatte, wo niemand zu suchen wusste. Sie war bereits am Vormittag in die Kirche gekommen, hatte den kleinen Raum mit den Votiv-Tafeln aufgesucht und das dicke Buch aufgeschlagen, das für die Gläubigen bereit lag. Hier konnte man seine Bittgebete und Worte des Dankes eintragen. Gib mir die Kraft, die ich brauche, um deinem Weg zu folgen , schrieb sie in das fromme Buch und küsste es. Eine Träne fiel auf das Papier. Jetzt gab es kein Zurück mehr. Es schien alles so leicht. Die Polizisten hatten sich damit begnügt, die Türen abzuschließen, aber das war kein echtes Hindernis. Selbst wenn jemand gesehen hätte, dass die Kirchentür aufgeschlossen wurde, hätte bei dieser Person niemand Verdacht geschöpft.
     
    ***
     
    Otto atmete erleichtert auf, als er sah, dass Gerda wieder an ihrem Platz stand. Sie lächelte in seine Richtung, so als wolle sie ihm sagen, dass es ihr gut gehe. Bisher war das Konzert fast reibungslos verlaufen. Herr Mangold war zwar nicht wieder auf seinen Platz zurückgekehrt, aber das hatte Otto auch nicht erwartet, nachdem er gesehen hatte, welche Aufmerksamkeit sein Fortgehen hervorgerufen hatte. Immerhin hatte der ältere Herr ihm nach einer schier endlos scheinenden Zeit ein Signal von der Empore aus gegeben, dass alles in Ordnung sei.
    Das Konzert näherte sich dem Finale. Wellenstein hatte alles gegeben und fast schien es so, als ob ihn nur noch die Musik aufrecht halten würde. Der Text und die Noten strömten durch ihn hindurch; er wurde eins mit der Musik. Das Publikum spürte, dass diese musikalische Darbietung nicht mehr mit einem normalen Konzert zu tun hatte. Hier verschmolz der Klang mit dem Wort und diese Einheit wurde offenbar in dem Maestro, der dafür weit über seine Kräfte hinausgegangen war. Über dem Kirchenschiff breitete sich eine Ergriffenheit aus, als der Chor das Dona nobis pacem anstimmte, die flehentliche Bitte um Frieden. In diesen Schlusschor legte Wellenstein seine ganz persönliche Bitte um Frieden und hoffte auf Erhörung.
     
    ***
     
    Wellenstein zu treffen war zwar schwer, aber nicht unmöglich. Die Tat sollte ein Zeichen sein und nicht heimlich, still und leise im Verborgenen geschehen. Die große Bühne musste es sein für einen Mann, der seinen Erfolg über alles und sich immer an die Spitze gestellt hatte. Er würde fallen, stürzen ins

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