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Todesfuge: Gerda und Otto Königs zweiter Fall (German Edition)

Todesfuge: Gerda und Otto Königs zweiter Fall (German Edition)

Titel: Todesfuge: Gerda und Otto Königs zweiter Fall (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Sabine Wierlemann
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Wellenstein ungeschoren davongekommen ist, grenzt dann direkt an ein Wunder. Immerhin schien Pirchow die ganze Familie auslöschen zu wollen.“
    „Ich glaube, er hatte einfach nur Glück. Außerdem hat Pirchow gemerkt, dass ihm Fehler unterlaufen und da wollte er keinen zweiten ‚Unfall’ riskieren. Der Tod der Putzfrau muss ihn sehr mitgenommen haben. Wenn du mich fragst, dann scheint sie den traumatisierten Jungen an seine Mutter erinnert zu haben. Es könnte aber auch ganz anders gewesen sein und Pirchow hat gemerkt, dass Wellensteins Bruder den Dirigenten genauso verabscheut wie er selbst. Ansgar hat an Wellenstein schon genug gelitten und büßt seit Jahren seine Strafe ab. Dass Wellenstein dafür verantwortlich ist, dass sein Bruder sich auf der Abitur-Feier seine Stimme ruiniert hat, hätte dem Apotheker in meinen Augen allerdings auch ein ausreichend starkes Motiv für ein Attentat gegeben.“
    Otto nickte zustimmend. „Da hast du wohl Recht. Ich dachte auch während des ganzen Konzertes, dass er vielleicht doch noch versuchen könnte, seinen Bruder umzubringen. Ich wüsste zu gern, ob der Sinneswandel bei Wellenstein auch dazu führt, dass er sich endlich seiner Verantwortung dem Bruder gegenüber stellt. Aber das wäre vielleicht zu viel des Guten. Es hat mich sowieso schon gewundert, warum der Tod des jungen Mannes den Dirigenten so mitgenommen hat. - Gut, der Selbstmord war richtig spektakulär.“
    „ Ich denke, Otto, so einen Tod wählt nur jemand, der eine Botschaft hat, da bin ich mir sicher.“
    Jetzt hatte ihn seine Frau doch noch soweit bekommen, dass er wieder mittendrin war in dem Fall. Otto wurde erst im Rückblick bewusst , wie vielschichtig hier die Fäden von Schuld, Liebe und Enttäuschung verwoben waren und welche Fallstricke sie für Wellenstein und sein Umfeld darstellten. „Die Frage ist nur, was wollte der junge Mann uns damit sagen und was hat der Dirigent damit zu tun?“
    „In der Zeitung stand nur, dass der Mann, der übrigens Messner in St. Marien war und als sehr verlässlich und höflich galt, wohl psychische Probleme hatte. Ich denke, dass er so ein typischer Trittbrettfahrer war. In seiner Wohnung hat man nämlich die Schnipsel gefunden, aus denen der letzte Drohbrief zusammengesetzt war.“
    Jetzt wollte Otto es doch genau wissen. „Wellenstein hatte doch alles dafür getan, dass von der Sache mit den Drohbriefen nichts an die Öffentlichkeit gelangte. Woher konnte der Mann denn von den Briefen erfahren haben?“
    Gerda dachte nach. „Irgendeine Verbindung muss es gegeben haben, sonst hätte der Tod des jungen Mannes nicht so eine große Wirkung auf Wellenstein gehabt. Auf der anderen Seite hat ihn der Tote vielleicht auch deshalb so berührt, weil das Nervenkostüm nach einem Konzert sowieso besonders dünn ist. Wellenstein verausgabt sich beim Dirigieren doch immer vollständig. Das ist sicher eine emotionale Ausnahmesituation. Außerdem hatte er eine Woche zuvor erfahren, wie sehr sein Sohn an ihm gelitten hatte und da hat er in dem jungen Mann, der sich das Leben genommen hat, vielleicht Parallelen gesehen, die gar nicht da waren.“
    „Wenn du mich fragst, dann zeigt die Sache mit den Drohbriefen doch wieder einmal deutlich, dass in Bärlingen kein Geheimnis lange privat bleiben kann. Und wenn ich daran denke, welche wilden S pekulationen unsere Kundschaft - auch im Herrensalon - angestellt hat, um einen Zusammenhang zwischen dem Dirigenten und dem jungen Mann herzustellen, dann muss ich heute noch lachen.“
    Gerda nahm einen Schluck von ihrem Getränk, das auf dem kleinen Tischchen zwischen ihnen stand. „Ich bin wirklich froh, dass wir jetzt ein paar Tage abschalten können. Das Getratsche im Salon war schon fast nicht mehr erträglich. Stell dir vor, eine Nachbarin der Wellensteins behauptet gesehen zu haben, dass der junge Mann mehrfach in das Haus des Dirigenten gegangen sei, immer freitagabends. Und weil sie einmal beobachtet hatte, dass kurze Zeit später das Licht im Schlafzimmer der Villa anging, meinte sie doch tatsächlich, dass der junge Mann der Sex-Sklave der Wellensteins gewesen sein soll.“
    Otto schütte lte angewidert den Kopf. „Manche Leute haben vielleicht eine Phantasie! Jetzt lass uns aber über etwas Anderes reden, bevor es noch unappetitlich wird. Apropos Appetit: Ich könnte schon wieder was essen und so langsam wäre es auch an der Zeit. Was meinst du, sollen wir uns heute Abend für das Schlemmerbüfett entscheiden oder lieber à

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