Todesfuge: Gerda und Otto Königs zweiter Fall (German Edition)
sehr freuen. Es ist eine Stehparty, viel Prominenz, aber ganz zwanglos.“
Gerda dankte ihm für die Einladung und musste daran denken, was Otto wohl zu ihrem neuen Fall und der Verabredung in der Villa Wellenstein sagen würde.
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Donnerstagspätnachmittag / Autotraum
Das Fahrradfahren war er nicht mehr gewohnt. Etwas außer Puste erreichte Georg die Schubartstraße Nummer fünf und stellte sein Rad neben der Haustür ab. Er hatte Herrn Eberts Auto nur am Montag ausgeliehen und nach dem Ausflug mit seiner Mutter wieder zurückgegeben. So sehr er die Fahrt in dem außergewöhnlichen Fahrzeug auch genossen hatte, so unangenehm war es ihm, damit aufzufallen wie ein bunter Hund. Außerdem hatte er sich zunehmend unwohl gefühlt bei dem Gedanken, dass das Auto-Angebot vielleicht nur dazu dienen sollte, dass er großzügig über die jahrelang vor seinen Augen geleistete Schwarzarbeit hinwegsah. Georg war klar, dass Herr Ebert die Sachlage völlig anders einschätzen würde. Für ihn fiel die Reparatur und auch die Auto-Ausleihe unter die Rubrik Nachbarschaftshilfe.
Das Luxus-Auto stand jedenfalls wieder bei seinem Besitzer in der Garage und Georg tröstete sich jeden Morgen, wenn er mit dem Rad zur Arbeit fuhr damit, dass er etwas für seine Gesundheit tat. Vielleicht kam er so wieder etwas besser in Form. Lisa-Marie hatte sich auch ständig über ihn lustig gemacht, dass er beim gemeinsamen Joggen immer so schnell k.o. war. Jetzt, wo er über vierzig war, musste er mehr auf sich achten, das war Georg klar. Es gab niemanden mehr, der auf ihn aufpasste. Mutti war im Heim und die Sache mit Lisa-Marie war vorbei. Jetzt war er für sich selbst verantwortlich, er war frei. Und bald würde er sein Auto zurückbekommen, „optimiert“, wie Herr Ebert versprochen hatte.
Als Georg zum Briefkasten ging, hoffte er insgeheim, wieder eine Karte von Lisa-Marie vorzufinden. Sie fehlte ihm trotz allem. Es war schön gewesen, jemanden in seinem Leben zu haben und auch im Bett hatte es mit ihnen beiden gestimmt.
Die einzige Post allerdings, die auf Georg wartete, waren Rechnungen. Im Hochgehen sah er die Briefumschläge durch; vielleicht hatte er einen persönlichen Brief übersehen? Als er die Wohnung von Herrn Ebert passieren wollte, öffnete dieser die Tür und winkte Georg zu sich heran. „Gut, dass ich dich treffe, Georg. Dein Wagen ist fertig.“ Herr Ebert strahlte über das ganze Gesicht, als er dem Hauptkommissar seinen Wagenschlüssel vor die Nase hielt. „Willst du ihn gleich sehen?“
Das ließ sich Georg nicht zweimal sagen, er war schon sehr gespannt, welches Wunder Herr Ebert an dem alten Opel vollbracht hatte. Herr Ebert kam gleich mit. Er musste ihm aufgelauert haben, dachte Georg noch, als er sah, dass Herr Ebert bereits seine Schuhe anhatte und sofort mit hinunter gehen konnte. Er schien mindestens genauso aufgeregt zu sein wie er selbst. „Dein Ascona ist wie neu. Nein, eigentlich noch viel besser“, ließ der alte Herr den Hauptkommissar über die Schulter hinweg wissen. „War ein ganz schönes Stück Arbeit, nicht nur das mit den Beulen. Aber die Mühe hat sich gelohnt.“
Georg wurde es schon ein wenig mulmig. Was hatte Herr Ebert mit seinem - mit Muttis - Wagen veranstaltet? Er folgte dem Hobbybastler zu seiner Werkstatt und wartete ungeduldig, bis das automatische Rolltor hochgefahren war. Georg hielt vor Anspannung die Luft an und stieß sie mit einem lauten Pfiff wieder aus, als er den Opel sah. „Mein lieber Scholli, Herr Ebert! Das ist der helle Wahnsinn! Was haben Sie denn mit meinem Auto gemacht?“
Georg ging ungläubig staunend um sein Fahrzeug herum , während Herr Ebert mit verschränkten Armen im Garageneingang stehengeblieben war und sich die ganze Szene schmunzelnd ansah. Georg fuhr mit der Hand vorsichtig über die Stellen, wo am Montag noch tiefe Kratzer und Beulen sein Auto geziert hatten. Von den Andenken an die Heimfahrt mit seinen Oldies war nichts mehr zu sehen. „Sie können ja zaubern. Der Wagen sieht wirklich aus wie neu!“
„Das ist aber noch lange nicht alles, Georg. Die wahren Werte sollten auch bei den Autos immer innen liegen. Steig mal ein, dann erkläre ich dir alles.“ Herr Ebert setzte sich auf den Beifahrerplatz und begann zu dozieren wie Q in den Bond-Filmen, wenn er 007 die neuesten Features an seiner High-End-Karosse erläuterte. „Die Lackkratzer, das waren doch nur Kleinigkeiten, der Rest wird dich richtig umhauen. Ich habe dir eine extra
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