Todesfuge: Gerda und Otto Königs zweiter Fall (German Edition)
verstärkte Achsenfederung eingebaut und das Chassis auch ein wenig höher gehängt. Schließlich sind die Ganoven auch nicht immer nur auf ordentlich geteerten Straßen unterwegs und du sollst sie auch überall dort verfolgen können, wo das Gelände etwas unwegsamer wird. Damit dir diese Verfolgungsfahrten aber nicht so aufs Kreuz gehen - wir werden schließlich alle nicht jünger - hast du jetzt einen orthopädisch-geprüften Sitz mit integrierter Massagefunktion. Wenn dich also deine Bandscheibe ein wenig zwicken sollte, dann kannst du dir jederzeit ein wenig Linderung verschaffen.“ Herr Ebert zeigte Georg die Fernbedienung, mit der er seinen Sitz aktivieren konnte.
„Du siehst, ich habe nicht nur allein Hand angelegt, die Reparatur und das Tuning waren sozusagen eine Gemeinschaftsarbeit.“ Er wies mit dem Daumen nach hinten. „Frau Schäufele hat noch für die passende Dekoration gesorgt.“ Georg drehte sich um. Auf der Hutablage thronte eine umhäkelte Klopapierrolle. Das allein hätte schon gereicht, um bei Georg alle Alarmglocken klingeln zu lassen, aber Frau Schäufele hatte es besonders gut gemeint. Sie hatte in die Rolle eine Plastikpuppe in Polizeiuniform gesteckt, die dank der Rolle aussah als habe sie einen weiten Reifrock an. Georg sah zweifelnd zu Herrn Ebert. Der zog nur die Augenbrauen hoch und meinte, „Mein Geschmack ist es auch nicht, aber sie meinte, dass du so etwas brauchen könntest.“
Georg wusste, dass er dieses Geschenk nicht würde ablehnen können, wenn er nicht für eine ausgewachsene endlife-krisis verantwortlich gemacht werden wollte. Die Klorolle blieb wo sie war, vorerst jedenfalls.
„Auch die Heizfunktion in den Sitzen hätte ich mir geschenkt. Ich nehme im Winter immer Lammfellüberzüge, die sind auch schön warm. Aber Frau Schäufele meinte, dass man sich gerade im Winter so leicht eine Blasenentzündung holen würde. Und da seien die Männer doch immer besonders wehleidig, wenn es mal mit dem Wasserlassen nicht mehr so funktionieren würde. Das kenne sie von ihrem Mann, der mache auf dem Klo auch immer so ein Theater. Außerdem könnte es doch sein, dass Schorsch mal eine Dame mitnehmen möchte im Winter und die werde einen angewärmten Sitz ganz bestimmt zu schätzen wissen. Jetzt hast du also auch noch eine Sitzheizung.“
Herr Ebert war noch nicht fertig mit seinem Vortrag und gab Georg zu verstehen, dass er mit seinem Begeisterungsjubel noch ein wenig warten sol le. „Hier vorne“, er beugte sich vor und öffnete das Handschuhfach, „habe ich dir ein extra gesichertes Waffenfach installiert. Außerdem habe ich mich noch entschieden, dir dieses hier einzubauen.“ Herr Ebert klappte eine Abdeckung in der Mittelkonsole hoch. „In dieses Kühlfach passen genau fünf Dosen Bier und es ist so tief, dass du auch mal eine Tiefkühlpizza transportieren kannst.“ Georg beugte sich neugierig zur Seite. Herr Ebert hatte das Kühlfach tatsächlich schon bestückt, auch noch mit der richtigen Sorte Bier.
„Sie machen mich wirklich sprachlos, Herr Ebert!“ Dieser winkte ab. „Das ist noch gar nichts. Schau mal, darauf bin ich besonders stolz.“ Er schaltete ein kleines Gerät ein, das er oben auf das Armaturenbrett montiert hatte. „Ein 1-A-Radarfallen-Warngerät. Schließlich bist du auch mal außerhalb Bärlingens unterwegs und ab jetzt brauchst du keine Sorge mehr zu haben, den Kollegen ein Passfoto von dir zu bescheren. Im Kofferraum habe ich dir noch eine Box mit Werkzeug zusammengestellt, das in keinem Polizisten-Auto fehlen sollte. Du weißt schon, eine kleine Axt, ein Vorschlaghammer, Bolzenschneider etc.“ Jetzt legte sich Herr Ebert entspannt im Sitz zurück und wartete auf die Reaktion seines Gegenübers.
„Ich würde mal sagen, Sie haben ganze Arbeit geleistet. Gegen den Ascona kann jetzt jeder Neuwagen einpacken.“
„Da hast du wohl Recht. Übrigens habe ich dir bei der Gelegenheit den Tacho auch gleich ein wenig zurückgedreht. Bei alten Autos ist es doch wie bei älteren Damen, die sollte man auch nicht nach dem Alter fragen. Dein Ascona ist in Würde gealtert und hat jetzt noch einmal eine richtige Verjüngungskur bekommen.“
Georg verkniff sich einen Kommentar über die Grenzen der Legalität. Schließlich hing er in dieser Schwarzarbeitssache mittlerweile tiefer drin , als er es sich hätte vorstellen können. Wie er die Dienste von Herrn Ebert je mit seinem Gewissen würde vereinbaren können, war ihm noch unklar. Er hatte sich in den
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