Todesgarten
Damentoilette.
Bevor sie im Innern verschwinden konnte, hielt er ihren Arm fest.
»Aber â¦Â«
»Jetzt nicht. Ich rufe Sie morgen an.«
Sie befreite sich und schloss die Tür hinter sich.
Michael wartete, doch sie kehrte nicht zurück.
SchlieÃlich ging er hinaus zu seinem Wagen. Er würde
eben warten, bis Anna ihm später alles erklärte. Wenn sie sagte, Tom wäre
unschuldig, glaubte er ihr. Stattdessen wollte er sich jetzt um Schütz kümmern.
In dessen Wohnung angekommen, waren sie in das vertraute
Wohnzimmer gegangen, das Schütz sich mit Daniel geteilt hatte. Wie der Rest der
Wohnung war auch dieser Raum in warmen Farben gestrichen und mit bunten Möbeln
eingerichtet. Michael betrachtete eine Weile die Fotos an der Wand über dem
Sofa, dann nahm er am runden Esstisch Platz.
Christoph Schütz kam herein und stellte ein Tablett
mit Kaffee und Keksen auf den Tisch. Er reichte Michael Milch und Zucker, dann
setzte er sich zu ihm.
Schütz atmete durch.
»Also gut â¦Â«, begann er.
In diesem Moment läutete die Türklingel. Sie sahen
sich verwundert an.
»Erwarten Sie jemanden?«, fragte Michael.
»Nein. Gar nicht.«
Schweigen.
»Wollen Sie nicht aufmachen?«
»Doch, natürlich.«
Schütz stand ruckartig auf. Er stolperte zur Wohnungstür
und öffnete. Zu Michaels Ãberraschung erklang eine vertraute Stimme.
»Entschuldigen Sie die späte Störung, Herr Schütz.
Aber ich habe noch ein paar Fragen. Ich hoffe, ich komme nicht ungelegen?«
Kathrin Herrmann. Was zum Teufel �
Michael sah sich hektisch um. Er musste fliehen. Sich
irgendwo verstecken. Sie durfte ihn keinesfalls entdecken. Schwer zu sagen,
gegen wie viele Vorschriften er in den letzten Tagen verstoÃen hatte. Da kam
einiges zusammen. Daniel war sein Bruder gewesen, nicht einmal das hatte er
erwähnt. Stattdessen hatte er auf eigene Faust ermittelt, das Gesetz selbst in
die Hand genommen. Er musste mit sehr unbequemen dienstrechtlichen Konsequenzen
rechnen.
Auf einmal stand Kathrin in der Tür. Sie sah auf ihn
herab.
»Michael Schöne. Oder soll ich besser sagen: Michael
Treczok?«
Sie wusste Bescheid. Es gab keine Ausflucht mehr. Das
Spiel war aus.
Mit einem schweren Seufzer stand er auf.
»Ich gehe dann wohl besser. Ich werde die Ermittlungen
nicht weiter stören. Und ich trage alle Konsequenzen. Ich werde keine
Schwierigkeiten mehr machen. Das kannst du Wolfgang ausrichten.«
»Setz dich!«, sagte sie kühl. »Was hier in diesem Raum
passiert, geht auch dich etwas an.«
Ihr Blick duldete keinen Widerspruch. Er lieà sich wieder
auf seinen Stuhl sinken.
Christoph Schütz, der die Wohnungstür sorgsam geschlossen
hatte, tauchte hinter ihnen im Flur auf. Er wirkte irritiert.
»Möchten Sie auch einen Kaffee?«, fragte er Kathrin.
Sie lieà den Blick auf Michael ruhen. »Gern.«
Schütz verschwand in der Küche. Schweigen legte sich
über den Raum. Michael wartete. Auf Kathrins Gesicht spiegelten sich
Widerwillen und Missbilligung. Er hatte keine Ahnung, was in ihr vorging und
was das alles zu bedeuten hatte.
Schütz kehrte mit einer weiteren Tasse zurück. Kathrin
dankte, nahm Platz und wartete, bis Schütz sich ebenfalls gesetzt hatte.
»Sie wissen, weshalb ich gekommen bin?«
Es war mehr eine Feststellung als eine Frage. Schütz
blickte verunsichert zu Michael. Was immer er zu sagen hatte, er wollte nicht
mit der Kommissarin reden, sondern mit ihm.
Michael überlegte, was er tun konnte. Kathrin würde
Schütz heute Nacht nicht dazu bewegen können, sein Geheimnis zu offenbaren.
Doch konnte er es wagen, sich einzumischen? Ãberhaupt: Warum schickte Kathrin
ihn nicht einfach nach Hause? Er hatte hier doch gar nichts mehr zu suchen.
Er räusperte sich zurückhaltend.
»Christoph wollte mir gerade etwas erzählen.«
Dabei verwendete er bewusst seinen Vornamen. Das Du
stand schon lange zwischen ihnen im Raum, trotzdem hatten sie weiterhin die
förmliche Anrede benutzt. Jetzt beschloss er, auf das Sie zu verzichten, und es
fühlte sich ganz natürlich an. Er lächelte. »Nicht wahr? Das wolltest du doch.«
Schütz sah verunsichert zwischen ihnen beiden hin und
her. SchlieÃlich wandte sich Kathrin mit steinernem Gesicht ab. Es war ihr
Einverständnis. Er durfte weitermachen.
»Was war es, was du mir sagen wolltest?«, fragte
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