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Todesgarten

Todesgarten

Titel: Todesgarten Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Stefan Holtkötter
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Aber
das war völlig undenkbar. Und viel zu riskant für sie. Warum sollte sie sich
seinetwegen in Gefahr bringen?
    Schütz sah ihn verstört an. Michael wurde klar, er
selbst war es nun, der die sensible Gesprächsatmosphäre störte. Er setzte sich
wieder auf seinen Platz.
    Kathrin nahm vorsichtig den Faden auf.
    Â»Dann haben Sie Daniel Ihre Gefühle gestanden«, sagte
sie. »Und er hat begriffen, was diese Affäre für Sie bedeutete. Er hat verstanden,
dass sein bester Freund sich in ihn verliebt hatte. Deshalb wollte er
ausziehen. Es war die einzig mögliche Lösung.«
    Schütz nickte. »Er sagte, es gibt keine Zukunft für
uns. Das müsste ich verstehen. Es wäre das Beste für uns beide. Er wollte am
nächsten Tag ein paar Sachen zusammenpacken und nach Babelsberg fahren, um sich
von da aus in Ruhe eine neue Bleibe zu suchen.« Ein Lächeln, das sein ganzes
Unglück zum Ausdruck brachte. »Er wollte mir nicht antun, länger mit ihm unter
einem Dach leben zu müssen. Können Sie sich das vorstellen?«
    Â»Was geschah dann?«, fragte Kathrin.
    Schütz holte Luft. »Ich wusste, er würde in den Tiergarten
fahren. Das war seine Art, mit Problemen umzugehen. Aggressionen abzubauen. Er
ging einfach los und hatte Sex. Ich sah, wie er unten auf der Straße mit dem
Rennrad davonfuhr. Und dann … dann hatte ich eine Idee. Ich bin ihm hinterhergefahren.
Ich … ich wusste ja, auf welchen Typ Mann Daniel steht. Ich musste mich nur ein
bisschen verkleiden. Sachen anziehen, die er sexy findet und mit denen er mich
nicht sofort erkennt. Ich wusste, er würde auf mich aufmerksam werden. Dann
habe ich mir noch ein Basecap aufgesetzt und es tief ins Gesicht gezogen. Ich
hab geglaubt, in der Dunkelheit würde das reichen.«
    Er schluckte. »Ich weiß nicht, was ich mir dabei gedacht
habe. Das konnte doch gar nicht gut gehen. Aber ich wollte ihm ein letztes Mal
nahe sein, bevor er geht. Ich wollte ihn noch einmal ganz für mich allein
haben. Das schien mir die einzige Möglichkeit zu sein. Also bin ich ihm nach.
Ich habe ihn sofort gefunden, trotz der Dunkelheit. Dann habe ich mir die Mütze
tief ins Gesicht gezogen. Er wurde auf mich aufmerksam. Er … es hat funktioniert.
Er hat mich angemacht.«
    Â»Aber es hat nicht geklappt, richtig? Er hat Sie erkannt.«
    Â»Natürlich hat er das. Er war fassungslos. Mit aller
Kraft hat er mich weggestoßen. Ich bin über eine Wurzel gestolpert und im
Schlamm gelandet. Nach dem Gewitter war ja alles aufgeweicht. Er war richtig
wütend auf mich. Bist du wahnsinnig geworden?, hat er gezischt. Was soll das
denn? Fass mich ja nicht noch mal an! Und ich, ich lag da im Dreck. Er hat mich
einfach liegen lassen.«
    Kathrin nickte. Sie sprach das laut aus, was jetzt
unausgesprochen im Raum schwebte. »Und da haben Sie einen Stein genommen und
Daniel erschlagen.«
    Schütz sah überrascht auf. Es dauerte, bis er
verstand. Dann schüttelte er den Kopf.
    Â»Sie denken, ich hätte das getan?«
    Â»Waren Sie es denn nicht?«
    Â»Ich? Ich könnte niemals … doch nicht Daniel.«
    Michael war jetzt völlig durcheinander. Er fixierte
Schütz. Sagte der etwa die Wahrheit? Liebe und Hass lagen so nah beieinander.
Wie musste sich das angefühlt haben, von dem Menschen weggestoßen zu werden,
den man liebte? Wieso hatte Daniel nicht gesehen, was er für ihn empfand? Er
hätte sich niemals mit ihm einlassen dürfen.
    Plötzlich begriff Michael: Dieser Mann hatte seinen
Bruder nicht umgebracht. Es war ganz anders. Schütz versuchte, den wahren
Mörder zu decken. Das tat er die ganze Zeit schon. Deshalb hatte er Michael bis
jetzt verschwiegen, was er wusste. Deshalb hatte er ihm nicht einmal sagen
können, auf welche Art er seinen Bruder geliebt hatte.
    Â»Wir waren nicht allein im Park«, sagte Schütz. »Jemand
anderes hat Daniel getötet.«
    Kathrin schnaubte. »Das ist doch nicht Ihr Ernst? Der
große Unbekannte? Wer soll Ihnen das denn glauben?«
    Christoph schwieg. Michael rechnete damit, er würde
jetzt die Wahrheit sagen. Doch das tat er nicht. Er brachte es immer noch nicht
über sich, den Mörder ans Messer zu liefern.
    Kathrin wollte weitermachen, aber Michael fiel ihr ins
Wort. »Ich kenne ihn bereits, oder?«
    Â»Wie bitte?«
    Â»Den Mann, der euch in den Park gefolgt ist. Ich habe
ihn schon einmal

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