Todesgarten
erscheinen mag.«
Wolfgang räusperte sich. »Wann kommt denn Christoph
Schütz wieder zurück? Hat er Ihnen das gesagt?«
»Er meinte, es könnte spät werden. Vielleicht übernachtet
er auch in der Stadt, hat er gesagt. Aber morgen zum Frühstück, da wird er auf
jeden Fall wieder hier sein. Das hat er mir versprochen.«
»Also gut. Dann melden wir uns wieder.«
Kurz darauf machten sie sich auf den Rückweg. Diesmal
fuhr Wolfgang. Sie saÃen schweigend nebeneinander, und Wolfgang fuhr
übertrieben vorsichtig und aufreizend langsam aus Babelsberg heraus.
Irgendwann platzte Kathrin heraus: »Jetzt sag schon!
Was denkst du darüber?«
»Ich denke, wir haben gerade den Durchbruch geschafft.
Du etwa nicht?«
»Durchbruch würde ich es vielleicht nicht unbedingt
nennen. Ich meine ⦠Glaubst du dieses Gerede über Daniels Treue? Ich denke, die
Frau idealisiert da ihren Pflegesohn, und zwar nicht zu schlecht.«
Er lächelte. »Das denke ich nicht. Im Gegenteil, ich
glaube vielmehr, sie trifft den Nagel damit auf den Kopf.«
»Wie meinst du das?«
»Daniel Treczok hat allen Männern einen Korb gegeben,
die mehr wollten als ein kurzes Abenteuer. Selbst bei seinem langjährigen
Freund und Mitbewohner wird das nicht anders gewesen sein.«
»Du meinst, Christoph Schütz könnte sich verliebt haben?«
»Genau. Aber Daniel hat ihn weggestoÃen. Er wollte
diese Nähe nicht. Und das wiederum macht Christoph Schütz zu einem Hauptverdächtigen.«
»Was willst du jetzt tun?«
»Ich werde ihn mir vornehmen. Gleich morgen früh.«
»Nicht mehr heute Nacht? Wir könnten es in seiner
Wohnung versuchen. Vielleicht erreichen wir ihn da.«
»Nein. Erst mal sehen wir, ob wir mit Peter Stroh noch
weiterkommen. Ansonsten schlage ich vor, wir legen uns alle für ein paar
Stunden hin. Schütz läuft uns nicht weg. Morgen früh fahren wir nach Babelsberg
und sprechen mit ihm. Wir wissen ja, wo wir ihn antreffen werden.«
Kathrin sah durchs Fenster in die Nacht hinaus. Sie
dachte nach.
»Aber eines passt nicht in die Geschichte rein«,
meinte sie schlieÃlich. »Ganz egal, von welcher Seite man es betrachtet.«
»Ich weiÃ. Du meinst den groÃen Unbekannten. Unseren
Kommissar Herzberger.«
»Richtig. Er scheint überall aufzutauchen. Aber es
gibt sonst keine Verbindungen. Er ist wie ein Phantom. Dadurch bleibt alles ein
Rätsel.«
»Aber auch ihn werden wir am Ende einordnen.« Er warf
ihr einen Seitenblick zu. »Wir werden bald wissen, wer es ist. Da bin ich ganz
sicher.«
23
Die Ampel sprang auf Rot, und Kathrin nutzte die Gelegenheit,
um auszusteigen.
»Wir sehen uns dann morgen früh in Babelsberg«, sagte
sie und warf die Tür ins Schloss.
Es wurde grün, und Wolfgang fuhr hupend davon.
Von der Stadtautobahn aus hatten sie bei Harald angerufen
und sich auf den neusten Stand bringen lassen. Er hatte inzwischen
herausgefunden, dass Stroh gar nicht in Berlin war. Ein Kurztrip nach Ibiza,
als hätte er geahnt, wie sich der Fall entwickeln würde. Und auch was Thomas
Bertold Koschnik anging, gab es ernüchternde Neuigkeiten.
»Wie es aussieht, war der ebenfalls während der Razzia
im Klub. Er steht zumindest im Schichtplan. Um ganz sicher zu gehen, müssen wir
noch mal bei den Kollegen der Drogenfahndung nachhaken. Aber da krieg ich heute
Nacht natürlich keinen mehr.«
»Dann lass es gut sein, Harald«, meinte Wolfgang. »Wir
machen morgen früh weiter. Sieh zu, dass du ein bisschen Schlaf bekommst.«
Wolfgang hatte sich angeboten, Kathrin nach Hause zu
bringen. Aber die hatte darauf bestanden, mit der U -Bahn
weiterzufahren. Am Kleistpark, wo Kathrin in die Bahn steigen wollte, hatte sie
plötzlich eine Idee.
»Christophs Wohnung ist nur ein paar Meter entfernt.
Vielleicht sollten wir kurz nachsehen, ob er nicht doch zu Hause ist?«
»Wieso sollte er denn zu Hause sein? Er will doch nach
Babelsberg zurück, wenn er alles erledigt hat. Was immer er in der Stadt
vorhatte. Nein, lass uns morgen früh zu Frau Neubauer fahren. Da erreichen wir
ihn mit Sicherheit. Er läuft uns ja nicht weg.«
Jetzt stand Kathrin an der StraÃenkreuzung und blickte
Wolfgang hinterher, der mit seinem Dienstwagen um die Ecke bog. Die Nacht war
kühl, und es war kaum jemand unterwegs. Gerade als sie die U -Bahn-Station
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