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Todesgarten

Todesgarten

Titel: Todesgarten Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Stefan Holtkötter
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er.
    Â»Ich … weiß nicht.« Sein Blick wanderte wieder zu Kathrin.
»Vielleicht ist das nicht der richtige Moment.«
    Â»Eben war es dir doch ganz wichtig. Du wolltest unbedingt
noch heute Nacht mit mir reden.« Ein erneutes Lächeln. »Was wolltest du mir
sagen, Christoph? Bitte. Ich möchte es wissen.«
    Â»Ich würde lieber unter vier Augen mit dir sprechen.«
    Michael hörte, wie Kathrin Luft holte. Er konnte sich
schon vorstellen, wie sie reagieren würde. Er musste ihr zuvorkommen.
    Â»Du kannst ihr vertrauen, Christoph. Genau wie mir.
Was immer du uns erzählst. Ich gebe dir mein Wort, wir werden behutsam damit
umgehen. Du bist bei uns in guten Händen. Bitte glaub mir das.«
    Ihm war längst klar, worüber Schütz reden wollte.
    Â»Es geht um Daniels Tod, oder?«
    Schütz fixierte seine Kaffeetasse.
    Â»Du weißt etwas über die Tat, Christoph. Du weißt mehr
darüber, als du bisher gesagt hast. Das stimmt doch?«
    Statt zu antworten, vergrub er das Gesicht in seinen
Händen.
    Â»Bitte. Es geht um meinen Bruder. Um Daniel.«
    Schütz ließ die Hände auf den Tisch fallen. Er sah Michael
mit gequältem Blick an. »Erinnerst du dich an den Abend, an dem es passiert
ist?«
    Michael deutete ein Nicken an.
    Â»Es war unerträglich heiß«, fuhr Christoph fort. »Drückende
Hitze, und dann das Gewitter, das alles noch stickiger machte. Das Wetter hat
die Leute wahnsinnig gemacht.«
    Stille. Christoph rieb sich die Augen.
    Â»Daniel hat die Wohnung verlassen«, sagte er schließlich.
»So gegen elf, kurz nach dem Gewitter. Seine Schicht im Kink Klub sollte erst
um eins beginnen. Aber er hat es in der Wohnung nicht mehr ausgehalten. Wir …
wir haben einen furchtbaren Streit gehabt. Er wollte raus und Dampf ablassen.«
    Wieder eine Pause. Diesmal unterbrach Kathrin das
Schweigen. »Weshalb haben Sie sich gestritten?«
    Sie fragte das auf eine Weise, als würde sie die
Antwort bereits kennen. Schütz sah überrascht auf. Er begriff, es gab keine
Geheimnisse mehr.
    Â»Daniel wollte die Wohnung verlassen. Ausziehen. Sich
was Neues suchen.«
    Â»Weshalb wollte er das?«
    Â»Wissen Sie das nicht längst?«
    Jetzt war es Michael, der irritiert zwischen den
beiden hin- und herblickte.
    Â»Ich möchte, dass Sie es mir sagen.«
    Â»Er wollte von hier fort, weil er meine Gefühle nicht
erwidert hat.«
    Â»Gefühle?« Michael glaubte sich verhört zu haben. »Was
denn für Gefühle?«
    Schütz wandte den Blick ab. Offenbar war es ihm unangenehm,
er schämte sich vor Michael.
    Â»Glauben Sie mir bitte«, sagte er zu Kathrin. »Ich war
mir sicher, er liebt mich auch. Das habe ich mir nicht eingebildet. Es muss so
gewesen sein, ich war mir ganz sicher. Und doch lag ich völlig falsch damit.
Das erste Mal haben wir uns vor ein paar Wochen geliebt. Da kam er von einer
Party und war völlig aufgedreht. Er war betrunken und auf Droge, deshalb ist es
wohl passiert.« In Christophs Blick war Hilflosigkeit. »Wir kannten uns doch
schon so lange. Da geht man doch nicht einfach so mal miteinander ins Bett. Ich
dachte, das wäre was Besonderes. Ein Wendepunkt.«
    Â»Aber Daniel hat das nicht so gesehen?«
    Â»Nein. Ich glaube, es hat ihm gefallen. Wie ein Spiel
unter kleinen Jungs. Wir hatten eine Affäre, hier in unserer gemeinsamen
Wohnung. Es war ein Spaß für ihn. Er hat gar nicht darüber nachgedacht, was das
bei mir alles auslösen könnte. Für mich … es war, als wäre ein Traum in
Erfüllung gegangen. Ich hätte mir nichts Schöneres vorstellen können.«
    Daniel war mit Christoph Schütz zusammen gewesen. Michael
fragte sich, wie er das so lange übersehen konnte. Er stand auf und ging durch
den Raum. Schütz hatte es ihm die ganze Zeit über verschwiegen. Und zwar aus einem
ganz einfachen Grund: Er hatte nun ein handfestes Motiv.
    Â»Michael! Weg vom Fenster!«
    Kathrins Stimme war hart und schneidend. Er trat einen
Schritt zurück. Ihr Blick war undurchdringlich. Doch er verstand. Gut möglich,
dass da unten jemand war. Kollegen vielleicht. Kathrin hatte von dem Verhältnis
gewusst, als sie hierhergekommen war. Das hieß, Christoph Schütz war jetzt ihr
Hauptverdächtiger.
    Aber wieso wollte Kathrin verhindern, dass er gesehen
wurde? Würde sie ihn decken wollen? Ihn aus der Schusslinie heraushalten?

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