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Todesgarten

Todesgarten

Titel: Todesgarten Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Stefan Holtkötter
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Wolfgang, er wäre
tatsächlich ihr Vater und hätte ihnen längst einmal die Leviten gelesen, lange
bevor es so weit kommen konnte und sie sich in diesem Vernehmungsraum wiederfanden.
Aber so funktionierte das natürlich nicht.
    Â»Du sagst, ihr habt an der Bismarck-Statue gesessen.
Einfach abgehangen und Bier getrunken. Du und ein paar Leute, die du nicht
näher kennst, richtig?«
    Â»Ja. Ich kenn die nur vom Sehen.«
    Er log. Und wie er dreinblickte, war ihm bewusst, dass
Wolfgang das wusste. Er schämte sich dafür, ihn anzulügen.
    Â»Wie viele waren es denn, Pascal?«
    Â»Vier oder fünf.«
    Â»Und da ist kein Name gefallen?«
    Der Junge versuchte, sich an einen Ehrenkodex zu halten.
Keine Namen nennen, niemanden verpfeifen.
    Wolfgang wollte ihm eine Schonfrist gewähren.
    Â»Was ist dann passiert?«, fragte er.
    Kathrin atmete hörbar aus und verschränkte die Arme.
Sie hätte ihn gerne härter rangenommen, das wusste er. Dazu würde sie auch
gleich Gelegenheit bekommen.
    Â»Irgendwann sind wir rüber in den Park. Aber den Mord,
den haben wir nicht begangen! Es ist doch nur so eine Art Sport, was wir da machen.
Wir bringen doch keinen um, glauben Sie mir bitte!«
    Jetzt mischte Kathrin sich ein. »Weil das unsportlich
wäre? Einen umzubringen?«
    Er wandte sich ihr zu. »Wir wollen denen doch nur einen
Denkzettel verpassen. Den Schwuchteln.«
    Sein Blick wanderte wieder zu Wolfgang. Als wollte er
sich für seine Ausdrucksweise entschuldigen. Doch Wolfgang nickte ihm
aufmunternd zu. Rede nur weiter, mein Junge. Rede dich um Kopf und Kragen.
    Â»Weil das doch pervers ist, was die machen«, schob er
hinterher. »Wir wollten es denen nur mal zeigen. Sie ein bisschen jagen.«
    Â»Weil die ekelhaft sind?«, fragte Kathrin.
    Â»Genau. Weil sie halt nicht nach der Norm sind.«
    Â»Was ist denn die Norm?« Wieder Kathrin.
    Pascal zögerte. Diese Frage hatte er wohl schon von
seinen Lehrern gehört. Trotzig fuhr er fort: »Die Norm ist, was normal ist.
Diese ekligen Perversen sind es jedenfalls nicht.«
    Â»Und wer nicht der Norm entspricht, dem muss eine
Lektion erteilt werden?«
    Â»Warum denn nicht? Ich meine, die sind doch total
geisteskrank. Alle finden das, es traut sich nur keiner zu sagen. Keiner kommt
damit klar, aber alles soll öffentlich erlaubt sein, weil wir ja so
demokratisch sind. Es sagt keiner was, aber scheiße finden das alle. Und diese
Schweine rennen jetzt durch die Stadt und fangen damit an, uns anzuquatschen
und uns mit ihren schwitzigen Fingern zu betatschen. Und dann denken die noch,
alles geht in Ordnung.«
    Ach, Junge, dachte Wolfgang.
    Â» Das ist doch wohl das
Problem!«, rief er. »Und nicht das, was wir machen.«
    Â»Ihr habt euch eben nur einen Sport daraus gemacht«,
sagte Kathrin ohne erkennbare Emotion.
    Â»Na ja.« Er zuckte mit den Schultern. »Vielleicht hört
sich das krass an, aber da war halt auch Spaß bei.«
    Â»Weil es verboten ist?«, hakte sie nach.
    Â»Klar ist das ein Reiz, da draußen im Dunkeln. Schließlich
weiß man nie, was passiert. Manche Typen schreien plötzlich laut los, und dann
ist da die Gefahr, dass andere kommen, um zu helfen. Einmal hat einer sogar
eine Waffe dabeigehabt. Eine echte Knarre, das muss man sich mal vorstellen. Da
konnten wir echt laufen.«
    Â»Es geht um die Gefahr, verstehe.«
    Â»Die ist geil, auf jeden Fall. Aber es geht auch um
die Lektion, die wir denen erteilen wollen. Irgendwie tut es gut, mal
reinzuhauen. Einige haben schon versucht wegzulaufen. Dann ist da noch mehr
Reiz für uns. Wenn wir sie geschnappt hatten, konnten wir irgendwie noch mehr
reinhauen.«
    Â»Und wie ist es dann gelaufen, das Reinhauen?«, fragte
Kathrin.
    Â»Man stürzt sich auf die, das ist einfach ein geiles Gefühl.
Du bist dann nur da und schlägst. Alles andere hast du in dem Moment vergessen.
Ich meine, für den Typ da ist das schon beschissen. Aber es ist halt eine
Lektion. Und für uns ist das einfach cool, man ist irgendwie von Sinnen. Gar
nicht mehr man selbst. Das ist geiler als auf Droge, du weißt gar nicht mehr,
was du tust. Es läuft alles von alleine.«
    Wolfgang lächelte. »So lange, bis euer Opfer tot ist?«
    Pascals Mund blieb offen stehen. Kathrin hatte ihm
eine Falle gestellt. »Wir haben keinen umgebracht! Das würde ich nie tun! Im
Leben nicht! Das hab ich doch schon

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