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Todesgarten

Todesgarten

Titel: Todesgarten Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Stefan Holtkötter
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gesagt!«
    Wolfgang nickte. »Was ist passiert, als ihr in den
Park gegangen seid?«
    Â»Nichts ist passiert! Gar nichts! Wir haben gestern keinen
angegriffen!« Pascal wirkte plötzlich etwas panisch.
    Wolfgang betrachtete ihn schweigend.
    Â»Wir sind in den Park, ja. Einer ist vorgegangen, so
machen wir das immer. Einer geht vor und lockt einen der Schwulen zu den
anderen. Nur gestern war der Typ, der vorgegangen ist, plötzlich verschwunden.
Der ist nicht wiedergekommen. Wir haben gewartet. Aber der war weg. Keine
Ahnung, wohin.«
    Â»Was ist dann passiert?«
    Â»Wir sind durch den Park gelaufen und haben ihn gesucht.
Doch da war tierisch viel los. Das war uns zu gefährlich. Wenn da erst mal
einer beschließt, sich mit uns anzulegen, dann machen schnell ein paar andere
mit. Wir sind also abgezogen.«
    Â»Wohin abgezogen?«
    Â»Wir haben noch Bier getrunken am Großen Stern. Aber
mehr nicht. Nach und nach sind alle abgehauen.«
    Â»Und das war’s dann?«
    Â»Ja, ich schwöre. Wir haben mit dem Mord nichts zu
tun. Das muss der Typ gewesen sein, der vorgegangen ist. Der muss den
erschlagen haben. Deshalb ist der auch nicht wiedergekommen.«
    Â»Das meinst du, ist also passiert.«
    Â»Natürlich. Was denn sonst? Wir waren das jedenfalls
nicht.«
    Â»Also gut. Wie hieß denn dieser Typ?«
    Pascal schwieg und sah Wolfgang feindselig an. Er hatte
sich einmal aufs Glatteis führen lassen, ein zweites Mal wollte er das nicht.
    Â»Ich weiß nicht, wie der hieß! Ich weiß es wirklich
nicht!«
    Wolfgang lehnte sich zurück. Er lächelte nachsichtig.
Es war nur eine Frage der Zeit, bis der Junge einknicken und die Namen seiner
Freunde verraten würde. Und lange würde das nicht mehr dauern.
    Â 
    Die Tür zum Besprechungsraum stand offen, und Gesprächsfetzen
drangen hinaus auf den Flur. Das Aroma von Kaffee und Kuchen wehte Wolfgang
entgegen. Die Kollegen hatten sich um den Besprechungstisch versammelt und
plauderten miteinander. Zwischen ihnen stand eine geplünderte Kuchenplatte, den
Tisch zierten Krümel, Obstreste und Sahneflecke. Es war das reinste Schlachtfeld.
    Wolfgang überblickte die Runde. Die meisten waren inzwischen
eingetroffen. Soweit er es sehen konnte, fehlte nur ein einziges Team.
    Â»Er ist geständig«, begrüßte er sie. »Wir haben alle
Namen und Adressen aus ihm rausgeholt.«
    Er trat an den Tisch und legte eine Liste mit den
Namen auf eine einigermaßen saubere Stelle. Kathrin führte die Vernehmung
allein weiter, während er herübergekommen war, um den anderen die Adressen zu
geben.
    Â»Am wichtigsten ist der hier: Dennis Pfeiffer. Er ist
allein in den Park gegangen, um einen Schwulen rauszulocken. Aber auch die anderen
müssen sofort hergebracht und vernommen werden.«
    Die Kollegen setzten sich in Bewegung. Wolfgang teilte
sie ein. Sie notierten sich Namen und Adressen, und nach und nach verschwanden
sie durch die Tür. Nur Michael, Anke und Lohmann, der Kommissarsanwärter,
blieben übrig. Wolfgang deutete auf die Thermoskanne.
    Â»Ist da noch ein Schluck Kaffee drin?«
    Â»Glaub schon«, meinte Anke. »Nur mit dem Kuchen
sieht’s schlecht aus. Es gibt noch ein Randstück von dem trockenen
Streuselkuchen, aber der Rest ist weg. Ich wollte dir ja was bunkern, aber …«
    Â»Schon gut. Kaffee reicht völlig.«
    Er goss sich eine Tasse ein und gab etwas Zucker hinzu.
Mit Blick auf die Tür blieb er unschlüssig stehen. Dann zog er einen Stuhl
heran und setzte sich.
    Â»Kathrin kommt schon einen Moment alleine klar«,
entschied er. »Wie ist es denn bei euch gelaufen?«
    Â»Geht so«, sagte Anke. »Viel haben wir nicht
erreicht.«
    Â»Was war mit seinem Mitbewohner?« Er nahm einen
Schluck. Der Kaffee war nur noch lauwarm.
    Â»Christoph Schütz? Der war ziemlich fertig. Informatikstudent,
Mitte zwanzig. Er hat seit zwei Jahren mit Daniel Treczok zusammengewohnt. Hat
ihn so beschrieben wie alle anderen auch, mit denen wir gesprochen haben:
freundlich, offenherzig, lebendig, humorvoll. Treczok hat als Single gelebt, er
hat keine Feinde, und ein gekränkter Liebhaber oder so was in der Art ist auch
weit und breit nicht zu sehen.«
    Â»Verstehe. Was ist mit seiner Familie?«
    Â»Seine Familie?«
    Das war Michael gewesen. Er saß in einer Ecke und
hielt sich an seiner Kaffeetasse fest. Irgendwie wirkte er ein bisschen

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