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Todesgarten

Todesgarten

Titel: Todesgarten Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Stefan Holtkötter
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über mich gesprochen?«
    Â»Sehr selten. Er tat immer ganz geheimnisvoll. Er hat
mir nur gesagt, dass er weiß, wo er Sie finden kann. Dass Sie hier in der Stadt
leben und bei der Polizei arbeiten.«
    Â»Und weiter?«
    Â»Ihr Job hat ihn sehr beeindruckt. Sein Bruder bei der
Kriminalpolizei. Er sagte: Michael hat es geschafft. Er hat es allen gezeigt.
Aus ihm ist richtig was geworden. Er hat was aus seinem Leben gemacht.« Er
lächelte. »Daniel jobbte ja nur in Bars, außerdem hatte er einen Hang zu Drogen
und zum Feiern. Er hat Ihren Erfolg sehr bewundert.«
    So hatte sein Bruder über ihn gedacht? Michael, der Erfolgreiche?
Kaum zu glauben. Das stellte doch alles auf den Kopf.
    Â»Deshalb hat Daniel Angst davor gehabt, sich bei Ihnen
zu melden«, sagte Christoph Schütz. »Er hatte Angst davor, von Ihnen beurteilt
zu werden. Wenn Sie gesagt hätten, sein Leben wäre wertlos und verpfuscht, dann
hätte er nichts dagegenhalten können. Deshalb hat er es immer wieder
herausgezögert, anzurufen.«
    Â»Aber es gab doch noch einen anderen Grund, weshalb Daniel
den Kontakt zu mir gescheut hat, oder?«
    Â»Ich weiß nicht, was Sie meinen.«
    Â»Es tut mir leid, aber Ihr Gespräch heute Morgen mit
Bärbel Neubauer war nicht zu überhören gewesen. Daniel hatte Probleme, die Sie
der Polizei verschweigen. Er steckte in Schwierigkeiten. Bärbel wollte, dass
Sie uns sagen, worum es dabei ging.«
    Das Gesicht seines Gegenübers verschloss sich. Er
blickte hinüber zur Tanzfläche.
    Michael seufzte. »Ich bin privat hier, nicht als
Polizist. Verstehen Sie das nicht? Ich möchte einfach wissen, was mit Daniel
passiert ist. Mit meinem Bruder.«
    Christoph Schütz sah ihm ins Gesicht. Er nickte.
    Â»Also gut. Daniel hat gedealt, um sich Geld dazuzuverdienen.
So ein Nachtleben mit allem drum und dran, das frisst eben eine Menge Geld. Er
war ganz gut im Geschäft. Als er erfuhr, dass sein großer Bruder bei der Polizei
ist, hat er sich dafür geschämt.«
    Â»Wie muss ich mir das vorstellen? Hat er ein bisschen
unter Freunden verteilt, um seinen Eigenkonsum zu finanzieren?«
    Â»Na ja. Vielleicht war es auch etwas mehr. Aber
richtig professionell war er nicht dabei, wenn Sie verstehen, was ich meine.«
    Â»Hat er hier im Klub gedealt?«
    Â»Ja, manchmal. Das hat aber Ärger mit Peter gegeben,
dem Besitzer des Klubs. Das geht natürlich nicht, dass ein Barkeeper hier
anfängt zu dealen. Wenn sich das rumspricht. Er wollte den Laden sauber halten,
zumindest offiziell.«
    Michael betrachtete ihn. »Aber das ist noch nicht die
ganze Geschichte?«
    Â»Nein. Daniel wollte aussteigen. Aus irgendeinem Grund
sollte plötzlich alles ganz korrekt sein. Das war, als er erfahren hat, dass
Sie bei der Polizei arbeiten. Er wollte sein Leben ändern. Keine Drogen mehr
nehmen, nicht mehr dealen. Das hatte wohl viel mit Ihnen zu tun.«
    Â»Warum haben Sie das nicht der Polizei erzählt?«
    Â»Weil es keine Rolle spielt. Ich dachte, wenn die das
Wort Drogen hören, dann denken die gleich Gott weiß was. Es hat doch nichts mit
dem zu tun, was passiert ist.«
    Â»Aber wenn Daniel …«
    Christophs Name wurde gerufen. Sie drehten sich um. An
der Tür stand ein großer und schlanker Mann mit eingezogenen Schultern. Er
winkte, machte aber keine Anstalten, zu ihnen zu kommen.
    Â»Das ist mein Freund«, sagte Christoph Schütz. »Ich
habe ihm gesagt, dass ich hier verabredet bin. Ich werde kurz rübergehen und Hallo
sagen. Ist das in Ordnung?«
    Â»Natürlich. Lassen Sie sich Zeit.«
    Â»Ich komme gleich wieder.«
    Er stand auf und ging zum Eingang. Michael beobachtete,
wie die beiden sich küssten und mit ernsten Gesichtern zu reden begannen. Er
wandte sich ab.
    Daniel hatte also gedealt. Er wusste noch nicht, ob
ihm diese Information weiterhalf. Außerdem war er davon überzeugt, dass das
nicht alles war, was es über seinen Bruder zu erfahren gab. Da musste es noch
etwas anderes geben, was Christoph Schütz ihm verschwieg.
    Â 
    Anna lehnte an der Wand und hielt sich an ihrer Bierflasche
fest. Immer wieder wanderten ihre Blicke zum Tresen, wo Tom stand. Nicht ein
einziges Mal hatte er herübergesehen, und das, obwohl er und die anderen Barkeeper
kaum etwas zu tun hatten. Sie standen einfach da und plauderten. Er
präsentierte dabei seine wohlgeformten tätowierten Oberarme und

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