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Todesgarten

Todesgarten

Titel: Todesgarten Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Stefan Holtkötter
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das männliche Personal.«
    Er schien verunsichert. Wie es aussah, hatte er nicht
viel Kontakt zu Homosexuellen. Schon gar nicht im Kollegenkreis.
    Â»Ich verstehe.« Damit war das Thema beendet.
    Â»Falls ich irgendwas höre, melde ich mich. Ich weiß
ja, wo ich Sie erreichen kann.«
    Jetzt musste sie nur noch einen eleganten Rückzug hinbekommen.
    Hinterm Tresen war plötzlich Bewegung. Die Barkeeper
blickten mit finsteren Gesichtern zum Eingang. Sie verständigten sich kurz,
dann löste sich Tom aus der Gruppe und umrundete mit entschlossenen Schritten
den Tresen.
    Anna schickte ein Stoßgebet zum Himmel, Tom sollte sie
weiterhin ignorieren. Nicht auszudenken, was passierte, wenn er im Vorbeigehen
etwas sagte oder sie sogar küsste.
    Das passierte nicht.
    Â»Der hat hier Hausverbot!«, hörte sie ihn rufen. »Wie
kommt der hier schon wieder rein?«
    Am Eingang stand ein kleiner dicker Mann, Anna
schätzte ihn auf knapp über fünfzig. Stand einfach da und starrte in den Klub
hinein. Er wirkte schmutzig und verwahrlost. Doch die Kleidung, die er trug,
war nicht die eines Obdachlosen. Eher sah es so aus, als stammte er aus der
Mittelschicht und hätte erst vor Kurzem den Halt verloren.
    Tom schnappte sich den Mann und beförderte ihn nach
draußen. Der andere wehrte sich nicht. Glotzte nur an Toms Schulter vorbei ins
Innere des Klubs, als müsse er so viel wie möglich davon in sein Gedächtnis
einbrennen.
    Beinahe hätte Anna Elke übersehen, die hinter dem Mann
im Eingang aufgetaucht war. Sie drückte sich an der Wand entlang, um Tom nicht
im Weg zu stehen.
    Anna wandte sich an den Kommissar. »Da kommt meine
Freundin. Ich werd mal wieder.«
    Â»Natürlich. Und melden Sie sich, falls Sie etwas hören.«
    Â»Das tue ich. Wiedersehen. Und viel Glück bei den
Ermittlungen.«
    Sie floh zum Eingang. Elke stand da und blickte dem
Mann hinterher. Sie bemerkte Anna zwar, doch ihre Aufmerksamkeit galt weiterhin
der Tür, die gerade hinter Tom und dem Fremden zuschlug.
    Â»Der schon wieder«, sagte sie. »Jetzt versucht er
sogar, hier reinzukommen.«
    Â»Du kennst den? Diesen fiesen Typen da?«
    Â»Er wohnt gegenüber in der Pension. Ich hab ihn da im
Fenster gesehen. Der beobachtet den Klub, schon seit knapp zwei Wochen. Weiß
der Teufel, was der vorhat.«
    Anna runzelte die Stirn. »Vielleicht irgendein fanatischer
Christ, der alle bekehren will.«
    Â»Ich sollte Peter davon erzählen.«
    Anna blickte zur Theke. Der Kommissar war wieder im Gespräch
vertieft. Sein Begleiter war zurückgekehrt, und sie hockten über ihren Drinks
und redeten. Trotzdem fühlte sie sich unwohl.
    Sie wandte sich an Elke. »Hast du was dagegen, wenn
wir woanders hingehen?«
    Â»Wegen Tom?«
    Â»Nein. Es ist nur so laut und stickig hier. Vielleicht
gehen wir einfach rüber ins Kumpelnest und trinken dort ein Bier?«
    Elke hatte nichts dagegen einzuwenden, und sie gingen hinaus
ins Freie. In der kühlen Nachtluft atmete Anna unwillkürlich durch. Wie es
aussah, war Michael Schöne nicht auf sie aufmerksam geworden. Für dieses Mal
war sie den Ermittlern im Mordfall Treczok entgangen.
    Â 
    Das Polizeigebäude lag im Dunkeln, nur in Kathrins
Büro brannte noch Licht. Nachdem sie Wolfgang abgesetzt hatte, war sie doch
noch mal hierhergefahren und hatte sich an die Berichte gemacht. Danach hatte
sie versucht, etwas über Peter Stroh herauszufinden. Er war nicht vorbestraft,
und es gab auch sonst nicht viel über ihn zu erfahren.
    Es fiel ihr schwer, Schluss zu machen und nach Hause
zu fahren. Dabei brauchte sie dringend etwas Schlaf. Sie gab sich einen Ruck,
fuhr den Computer herunter und zog sich ihre Jeansjacke an. Das Notizbüchlein
fiel ihr ins Auge. Sie blätterte darin herum und stieß auf das Autokennzeichen,
das sie notiert hatte. Die Nummer des dunkelblauen Opel Corsa. Die fremde Frau
vor dem Kink Klub.
    Sie riss die Seite heraus und legte sie auf die
Computertastatur, damit sie die Sache nach dem Wochenende nicht vergessen würde.
Gleich Montag früh, wenn die Behörden geöffnet hatten, würde sie herausfinden,
wer diese Frau war.
    Dann steckte sie das Notizbüchlein ein und löschte das
Licht.

12
    Die Mittagssonne brach zwischen den Wolken hervor und
schien direkt in ihr Büro. Anke schloss die Augen und ließ sich das Gesicht
wärmen. Sie dachte nach.
    Was ist dein Part in

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