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Todesgarten

Todesgarten

Titel: Todesgarten Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Stefan Holtkötter
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Ich meine … Hätte ich das gewusst, wäre ich
ganz anders mit ihm umgegangen. Ich dachte, das ist irgendein Verrückter. Ich
hab doch gar nicht hingehört, was der da herumgebrabbelt hat. Natürlich wollte
der zu mir. Aber das hat der Rausschmeißer nicht zugelassen. Der Typ war mir
doch völlig egal. Warum hätte ich da zuhören sollen?«
    Â»Vielleicht ja, weil ein Gespräch ihn von seinen Tötungsabsichten
hätte abbringen können«, konnte Kathrin sich nicht verkneifen. Harald warf ihr
einen verärgerten Blick zu. »Ich hab doch seinen Sohn nicht schwul gemacht!«,
sagte Stroh. »Ich war doch nur sein Chef! Warum wollte er ausgerechnet mich
umbringen?«
    Er blickte sie eindringlich an. »Dafür muss es doch einen
Grund geben! Warum gerade ich?«

15
    Einige Male schon hatte Anna sich gefragt, ob Tom die
vielen hübschen Jungs, die ihn und seinen Körper anhimmelten, einfach
wegschickte. Sie konnte sich diese Momente in der aufgeheizten Atmosphäre des
Klubs gut vorstellen: der Drogenkonsum, die vielen bunten Lichter, der Rhythmus
der Musik. Und dazu die schönen Körper, alle halbnackt, und die hübschen Gesichter.
Anna konnte wohl kaum hoffen, dass Tom in diesen Momenten immer an sie dachte.
Wahrscheinlich nahm er von Zeit zu Zeit eines dieser Angebote an. Besser, sie
dachte erst gar nicht darüber nach.
    Letztlich spielte das auch keine Rolle. Ob er ihr jetzt
die Treue hielt oder nicht, das würde am Ende ohnehin nichts bedeuten. Wenn es
so weit war und er sich von ihr trennte, brauchte es dazu keinen Seitensprung.
    Schließlich war sie an ihrem Ziel angekommen. LKA 2 – Rauschgiftdelikte stand auf dem Türschild und darunter der Name. Zaghaft klopfte sie an und
öffnete die Tür. Cem saß hinter seinem Schreibtisch. Er hatte den Telefonhörer
zwischen Kopf und Schulter geklemmt und notierte sich etwas auf einen Block.
Als er Anna sah, nickte er ihr zu und winkte sie in sein Büro hinein. Sie
schloss die Tür, nahm Cem gegenüber Platz und sah sich in dem Zimmer um.
    Es war recht modern eingerichtet, schlicht und geschmackvoll.
Alles fabrikneue Möbel. Am Fenster stand eine beeindruckende Zimmerlinde. Cem
hatte einen grünen Daumen, das war schon immer so gewesen. Noch beeindruckender
war jedoch die Aussicht. Ein weiter Blick über das Gelände des ehemaligen
Flughafens Tempelhof, die endlose Ebene des Rollfelds, ein tief hängender
Himmel, und am Horizont lag im Dunst die Stadtbebauung von Neukölln und
Treptow.
    Das Rollfeld wurde seit der Schließung als Park benutzt.
Ein Mann ließ einen Sportdrachen steigen. Nur mühsam erhob er sich in die Luft.
Er war riesengroß und transparent. Einen gefährlichen Moment lang zitterte und
schwankte er in einer Luftströmung, dann fing er sich und stieg plötzlich
voller Kraft und Eleganz in den wolkigen Himmel.
    Â»Hallo, Anna.« Cem hatte das Telefonat beendet. Er lächelte.
»Schön, dich zu sehen.«
    Mehr brauchte es nicht, und alles war wie früher. Als
wäre kein einziger Tag vergangen, seit sie gemeinsam Streife gefahren waren.
Seit sie ihre Zigaretten geteilt, sich endlose Nächte im Regierungsviertel um
die Ohren geschlagen und tief in die Sitze gerutscht heimlich Schiffe versenken
gespielt hatten. Sie merkte erst jetzt, wie sehr er ihr fehlte.
    Â»Du fährst also immer noch Streifendienst.« Cem
schüttelte den Kopf. »Dabei hätte ich damals gewettet, dass du die Erste von
uns allen bist, die mal groß Karriere macht.«
    Â»Ich bin gern auf Streife. Ehrlich. Na ja, die Frühschichten
mal ausgenommen. Ich werde mich nie daran gewöhnen, um fünf Uhr aufzustehen. Da
hätte ich ja gleich eine Bäckerlehre machen können. Aber ich mag die Menschen
im Abschnitt. Das gefällt mir immer noch.«
    Â»Komm schon, Anna.« Er grinste breit. »Du kannst mir
nicht erzählen, dass es dich nicht manchmal juckt. Sobald es spannend wird,
wirst du doch abgezogen. Und sag mir nicht, dass dich das Aufnehmen von
Verkehrsunfällen auf Dauer befriedigt.«
    Sie lächelte. Es war immer noch so, dass sie ihm
nichts vormachen konnte. Also rückte sie mit der Wahrheit raus.
    Â»Ich werde nicht wieder die Schulbank drücken. Ganz ehrlich,
das ist nichts für mich. Lieber bleibe ich, wo ich bin. Und außerdem: Du weißt
doch selbst, wie schwer es ist, aus dem mittleren Dienst rauszukommen.«
    Doch Cem

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