Todesgarten
Aber das wissen
Sie sicher schon.«
»Wie war das heute? Ist Ihnen etwas aufgefallen?«
»Nein, gar nichts. Alles war wie immer. Auch die Tür
war ganz normal zugesperrt. Ich weià gar nicht, wie er überhaupt reingekommen
ist.«
Er sah Kathrin erwartungsvoll an, doch sie lächelte
nur. »Sie sind also durch den Hintereingang hinein?«
»Ja, und drinnen war alles dunkel. Ich hab das
Putzlicht angeschaltet und bin in den Diskobereich. Normalerweise geh ich
direkt nach oben ins Büro, wo der Tresor ist. Aber heute wollte ich erst mal
überprüfen, was letzte Nacht an Schnaps weggegangen ist. An der Tanzfläche hab
ich dann dieses Bündel am Boden liegen sehen. Ein Müllsack, hab ich gedacht.
Also bin ich näher, und dann wird mir erst klar, das ist ein Mensch. Ich hab
ihn mit der FuÃspitze angestoÃen, weil ich gedacht hab, das ist ein Besoffener.
Aber dann ist er zur Seite gerollt, und ich hab das Jagdgewehr gesehen.«
Er sah von Kathrin zu Harald. »Können Sie sich vorstellen,
was mir in diesem Moment durch den Kopf gegangen ist? Da liegt ein Typ mit
einer Flinte. Ein Einbrecher. Weià der Teufel, wieso der bewusstlos ist. Aber
wahrscheinlich wollte der an meine Einnahmen ran. Und wer sagt denn, ob nicht
noch irgendwelche Komplizen in der Nähe sind?«
»Wie haben Sie dann reagiert?«
»Am Tresen gibt es einen weiteren Schalter fürs Putzlicht.
Ich habe ihn gedrückt, und es wurde stockdunkel. Ich kenn den Klub in- und
auswendig. Also bin ich hochgeschlichen und hab das Geld an mich genommen. Und
danach bin ich raus, so schnell und so lautlos, wie es eben nur ging.«
Er hob mit Bedauern im Gesicht die Hände. »Als ich die
Frau gesehen hab, dachte ich, sie wäre eine Komplizin. Ich konnte ja nicht ahnen,
dass sie von der Polizei war. Schrecklich, was da passiert ist. Es tut mir
unendlich leid.«
»Haben Sie den Einbrecher erkannt?«, schaltete sich
Harald ein.
»Nein. Wer war es denn?«
»Sie behaupten also, Sie haben den Mann noch nie zuvor
gesehen?«
Stroh sah Harald lange an. Dann hob er die Schultern.
»Ich weià es nicht. Es war ja ziemlich dunkel. Und ich
stand unter Schock.«
Harald legte ein Foto von Bernd Neubauer auf den Tisch
und beobachtete dabei die Reaktionen von Stroh.
»Doch«, räumte dieser jetzt ein. »Ich glaube, den hab
ich schon mal gesehen.« Er sah auf und lächelte. »Heute im Klub war es so dämmrig,
da habe ich ihn wohl nicht gleich erkannt.«
Er log. Das war völlig offensichtlich.
»Sie haben ihn also schon mal gesehen«, konstatierte
Harald.
»Ja. Einige Male. Er war in den letzten Tagen häufiger
im Klub. Oder vielmehr vor dem Klub. Meine Leute haben ihn ein paar Mal
rausgeschmissen. Wir dachten, er wäre irgendein Penner, der schon von alleine
wieder verschwinden würde. Ich hab nicht weiter darüber nachgedacht.«
»Was wollte der denn im Klub?«
»Keine Ahnung. Er kam herein, völlig verwahrlost, und
hat herumgeglotzt. Wenn wir ihn dann rausgeworfen haben, ist er laut geworden.
Es hatte wohl was mit seinem Sohn zu tun, so genau weià ich das nicht.
Wahrscheinlich hatte er was dagegen, dass sein Sohn schwul ist oder so. Mich
hat es auch nicht weiter interessiert. Er sollte einfach nicht den Betrieb
stören.«
»Was hat er denn genau gesagt, wenn er laut wurde?«
»Da müssen Sie die anderen fragen. Den RausschmeiÃer
oder vielleicht auch die Barkeeper. Ich bin dafür viel zu selten im Laden gewesen.
Und ich hab dann auch mit anderen Sachen zu tun.«
»Wenn Sie keine Vorstellung haben, was der Mann im
Kink Klub wollte, wie erklären Sie sich dann, dass dieser Mann über Ihre Anwesenheit
im Klub Buch geführt hat?«
Diesmal schien Stroh tatsächlich überrascht zu sein.
»Er hat was ?«
»Er wusste, wann er Sie antreffen konnte. Dieser Ãbergriff
war genau geplant. Ihm war klar, wann er zuschlagen musste, wann Sie alleine im
Klub waren.«
Stroh sah ihn fassungslos an. »Aber ich kenne diesen
Mann doch überhaupt gar nicht.«
»Er war der Pflegevater von Daniel Treczok«, sagte
Harald tonlos.
Stroh war völlig perplex. »Was hab ich denn mit dem zu
tun?«, rief er. »Daniel war bei mir angestellt. Das war doch schon alles.«
»Hat er Sie niemals direkt angesprochen? Offenbar waren
Sie der Grund, weshalb er ständig in den Klub gegangen ist.«
»Nein!
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