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Todesgarten

Todesgarten

Titel: Todesgarten Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Stefan Holtkötter
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das ist die
einzige Erklärung.«
    Wolfgang seufzte. Jetzt wurden sie dafür bestraft,
dass am Anfang alles so einfach ausgesehen hatte.
    Â»Und was machen wir jetzt?«, fragte Kathrin.
    Â»Was hältst du davon, wenn wir ein paar Meter gehen?
Ein kleiner Spaziergang an der frischen Luft wird uns guttun. Danach fällt das
Denken wieder leichter.«
    Sie stellte die Kaffeetasse ab.
    Â»Ich bin dabei. Ich hol nur schnell meine Jacke.«
    Wolfgang wartete im Flur, während Kathrin in ihr Büro
lief, um Jacke und Portemonnaie zu holen. Im Vorbeigehen öffnete sie das Fenster,
um auch frische Luft ins Büro zu lassen. Dann folgte sie Wolfgang ins
Treppenhaus.
    So bemerkte sie nicht, wie ein Windstoß über ihren
Schreibtisch fuhr und ein paar Blätter aufwirbelte. Ein kleiner Zettel, auf dem
ein Autokennzeichen notiert war, tanzte eine Weile in der Luft, bevor er
langsam zu Boden segelte und hinter dem Schreibtisch landete, in einer verborgenen
Ecke neben den Computerkabeln.
    Als Kathrin eine halbe Stunde später an ihren Schreibtisch
zurückkehrte, bemerkte sie nichts von alledem. Sie setzte sich vor den Computer
und rief den Bericht wieder auf. Nach wenigen Minuten war sie völlig darin
vertieft.
    Â 
    Anna stand allein auf der Straße. Sie legte den Kopf
in den Nacken und sah hinauf zu Toms Wohnung. Sie zählte die Stockwerke, doch
oben war nichts zu erkennen, nur ein kleiner schwarzer Fleck an der Stelle, wo
sein Schlafzimmerfenster war. Sie zögerte. Da war das Bedürfnis, noch eine
Weile allein zu sein. Also ging sie in den Park und kaufte sich an einem Kiosk
eine Zeitung. Sie wollte sich noch eine Weile auf eine Parkbank setzen, die Tom
von oben nicht sehen konnte.
    Am liebsten wäre sie gar nicht mehr hochgegangen,
sondern auf direktem Weg zu ihrer Arbeit, die in einer guten Stunde begann.
Aber sie hatte Tom versprochen, kurz vorbeizuschauen. Wenigstens dieses
Versprechen wollte sie halten.
    Beim Verlassen des LKA -Gebäudes
war ihr klar geworden, warum sie den Moment hatte verstreichen lassen, in dem
sie Einblick in die Akte hätte nehmen können. Sie hatte unbewusst eine
Entscheidung getroffen. Sie würde Tom nicht helfen. Sie würde für ihn kein
Risiko mehr eingehen. Außerdem wollte sie ihre Prinzipien nicht mehr verraten.
Sie war Polizistin, und das sollte so bleiben.
    Sie wählte eine Bank im Schatten einer großen Linde.
Dort setzte sie sich und begann in der Zeitung zu blättern. Sie las zuerst nur
die Überschriften. Es fiel ihr schwer, sich auf die Worte zu konzentrieren.
Ihre Gedanken schlichen sich immer wieder zu Tom. Erst im Lokalteil wurde sie
auf eine Meldung aufmerksam, in der es um den Mordfall Treczok ging, kaum mehr
als eine Randnotiz.
    Das war mal wieder typisch. Als alle noch ein Hassverbrechen
hinter der Tat vermuteten, prangte der Fall auf den Titelseiten. Aber jetzt, wo
die Ermittlungen komplexer wurden, war den Zeitungen das Ganze nur noch knappe
Meldungen wert. Was nicht klar in Schwarz und Weiß zu unterteilen war, interessierte
die Leute eben nicht.
    Nachdem sie den Artikel gelesen hatte, legte sie die
Zeitung beiseite. Sie genoss die Stille im Park. Am späten Vormittag waren lediglich
ein paar Rentner unterwegs, sonst war alles ruhig. Sie schloss die Augen. Nur
noch einen Moment, dann gehe ich hinauf zu ihm.
    Eine dunkle Wolke schob sich vor die Sonne, und es
wurde sofort spürbar kühler. Also gut. Es war so weit. Sie erhob sich und
steuerte das Hochhaus an.
    Am Parkausgang warf sie die Zeitung in einen Papierkorb.
Dann verschaffte sie sich mit dem Zweitschlüssel Zugang zum Haus und fuhr im
Fahrstuhl hinauf. Als sie seine Wohnung betrat, hörte sie aus dem Badezimmer
das Rauschen von Wasser. Tom stand unter der Dusche. Sein Morgenmantel lag achtlos
im Flur. Der Abwasch vom Vortag stapelte sich in der Spüle.
    Â»Anna? Bist du das?«
    Â»Natürlich bin ich es. Wer soll es sonst sein?«
    Sie öffnete die Tür. Dunstschwaden hüllten sie ein. In
dem kleinen Raum war es heiß und feucht. Tom drehte das Wasser ab und zog den
Duschvorhang zur Seite. Im Nebel war nur seine Silhouette zu erkennen. Er legte
sich ein Handtuch um die Hüften.
    Â»Ich habe leider gar nicht viel Zeit.« Er drückte ihr
einen nassen Kuss auf die Wange. Aus seinem Haar tropfte Duschwasser. »Ich habe
einen Termin in der Stadt. Eine Sache, die ich für Peter erledigen muss.«
    Er ging ins Schlafzimmer,

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