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Todesgarten

Todesgarten

Titel: Todesgarten Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Stefan Holtkötter
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alldem verstehen können. Keiner konnte das. Keiner außer ihm und
seinem Bruder.
    Anke unterbrach ihr Gespräch mit Wolfgang. Sie bemerkte,
dass Michael aufbrechen wollte, und holte Luft.
    Er kam ihr zuvor. »Ich werde mal los. Ich besuche dich
in den nächsten Tagen noch mal.«
    Â»Meinetwegen musst du nicht gehen«, sagte Wolfgang.
»Ich bin gleich wieder weg.«
    Michael versuchte, Ankes enttäuschten und vorwurfsvollen
Blicken auszuweichen.
    Â»Nein, nein. Ich wollte sowieso gehen. Bis bald.«
    Er ging eilig zur Tür.
    Â»Dann noch einen schönen Urlaub«, meinte Wolfgang. Er
schien noch etwas sagen zu wollen, doch da klingelte sein Handy.
    Michael zog die Tür hinter sich zu und ging zum Aufzug.
    Â 
    Â»Herzberger«, meldete sich die Stimme am anderen Ende.
    Kathrin zeigte Harald den erhobenen Daumen, sie hatte
Wolfgang am Apparat.
    Â»Peter Stroh ist hier. Er ist unserer Einladung
gefolgt.«
    Â»Sieh mal einer an«, sagte Wolfgang. »Hat er seinen
Anwalt im Schlepptau?«
    Â»Nein, gar nicht. Er besteht auch nicht mehr darauf,
dass einer von der Staatsanwaltschaft dabei ist. Er ist ganz geschmeidig.«
    Â»Bestimmt hat ihm sein Anwalt dazu geraten.«
    Â»Meinst du? Dem wird auch klar gewesen sein, dass wir
mit Körperverletzung und Widerstand gegen Vollstreckungsbeamte nicht weit
kommen würden.«
    Â»Schon. Aber genauso wird er wissen, dass Stroh spätestens
seit der Razzia im Visier der Ermittlungsbehörden ist. Da ist es nie verkehrt,
ein bisschen schön Wetter zu machen.«
    Â»Wir brauchen ihn ja nicht nur als Zeugen. In diesem
Beziehungsgeflecht zwischen Bernd Neubauer, Daniel Treczok und ihm ergeben sich
genug kritische Fragen.«
    Â»Das wird er dann ja merken, wenn es so weit ist«, sagte
Wolfgang. »Bleibt aber korrekt. Keine Spielchen.«
    Â»Das heißt, wir sollen nicht warten, bis du hier
bist?«
    Â»Nein, fangt ruhig an. Ich sehe mir später alles an.«
    Â»Also gut, Wolfgang. Dann bis später.«
    Kathrin beendete das Gespräch und grinste Harald an.
    Â»Wir haben grünes Licht. Worauf warten wir noch?«
    Â»Gut«, sagte Harald. »Ich hole ihn.«
    Peter Stroh saß unten im Foyer und wartete. Harald verschwand
im Treppenhaus, und Kathrin ging ins Büro von Frau Schrade, um sie zu bitten,
die Befragung mitzuschreiben. Wenn schon, denn schon, sagte sie sich. Sollte
das Ganze ruhig einen förmlichen Charakter bekommen. Wer wusste, wie oft sie
noch die Gelegenheit haben würden, Stroh ohne Anwalt zu vernehmen.
    Frau Schrade hatte es sich gerade mit einer Tasse Tee
hinter ihrem Schreibtisch gemütlich gemacht und sortierte ein paar Unterlagen.
Als Kathrin eintrat, sah sie mürrisch auf.
    Â»Entschuldigen Sie bitte, Frau Schrade. Ich störe wirklich
nur ungern. Aber ich soll Sie ganz herzlich von Herrn Herzberger grüßen. Es
geht um eine Befragung. Er hat dummerweise ganz vergessen, Sie zu fragen, ob
Sie da Zeit hätten mitzuschreiben.«
    Frau Schrades Mundwinkel rutschten noch weiter nach
unten. Sie holte bereits tief Luft, doch Kathrin kam ihr zuvor.
    Â»Wenn Sie keine Zeit haben, hat er gesagt, dann geht
es eben nicht. Dann müssen wir das irgendwie selber machen. Er meinte, Frau
Schrade leistet ohnehin schon mehr als genug. Wenn Ihnen das also zu viel wird,
sagen Sie es einfach. Herr Herzberger wird das ganz bestimmt verstehen.«
    Frau Schrade fixierte sie mit einem düsteren Blick.
    Â»Es wird mir nicht zu viel«,
sagte sie, obwohl sie den Trick natürlich durchschaut hatte. »Bringen Sie den
Zeugen ruhig herein.«
    Kathrin bedankte sich wortreich und ging zurück auf
den Flur, wo ihr Harald mit Peter Stroh im Schlepptau entgegenkam. Stroh schenkte
ihr ein falsches Lächeln.
    Â»Sie kenne ich doch schon, oder nicht? Ich meine mich
an ihr Gesicht zu erinnern.«
    Â»Danke, dass Sie hergekommen sind, Herr Stroh.«
    Â»Aber das ist doch selbstverständlich. Ich helfe da,
wo ich gebraucht werde.«
    Sie führte ihn in den Vernehmungsraum, wo sich Frau
Schrade bereits in Stellung gebracht hatte. Nachdem alle Formalitäten geklärt
waren, lehnte sich Kathrin zurück und lächelte.
    Â»Da war ja ganz schön was los, heute Nachmittag, nicht
wahr?«
    Â»Ich hab jedenfalls einen ziemlichen Schrecken bekommen.«
    Â»Das kann ich mir vorstellen. Kommen Sie immer um
diese Uhrzeit zum Klub?«
    Â»Ja. Außer dienstags und mittwochs.

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