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Todesgarten

Todesgarten

Titel: Todesgarten Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Stefan Holtkötter
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hatte genug erfahren und wechselte das Thema. Dann redeten sie über
den Klub, über Partys, über irgendwelche neuen Cocktails und über ihre Arbeit.
Anna bemühte sich, mit den Gedanken bei der Sache zu bleiben. Sie wollte nicht
fahrig wirken oder unbeteiligt. Über Tom und seine Geheimnisse konnte sie
später nachdenken, wenn Elke fort war.
    Aber auch die schien nicht ganz bei der Sache zu sein.
Ein paar Mal verlor sie den Faden, und Anna erwischte sie immer wieder dabei,
wie sie gar nicht richtig zuhörte.
    Irgendwann sah Elke auf die Uhr und stellte fest, dass
der Kink Klub inzwischen geöffnet hatte. »Ich werde mal kurz rübergehen.«
    Anna war überrascht. Sonst musste sie Elke immer dazu
überreden, den Klub zu betreten. Heute würden Tom und Dinah hinterm Tresen
arbeiten. Sie wäre Tom lieber aus dem Weg gegangen. Da gab es so viel, worüber
sie erst einmal nachdenken musste. Aber ihr war klar, wenn Elke sich wünschte,
dass sie mitkäme, könnte sie schlecht Nein sagen.
    Â»Also gut, gehen wir rüber und sehen, was los ist.«
    Elke schien verlegen. »Ich sehe doch, du hast gar
keine richtige Lust mitzukommen. Geh ruhig nach Hause. Ich gehe alleine hin.«
    Â»Alleine?« Anna war perplex.
    Â»Ja. Warum denn nicht? Ich will den anderen nur kurz
Hallo sagen. Ein bisschen mit Tom und Dinah plaudern, keine große Sache.«
    Â»Also gut. Du hast recht, ich bin todmüde. Aber ich begleite
dich noch ein Stück. Der Klub liegt auf dem Weg zur U -Bahn.«
    Vor dem Kink Klub war um diese Uhrzeit noch nicht viel
los. Am Kassenhäuschen standen ein paar Leute herum, Bässe drangen aus dem
Gebäude.
    Â»Dann grüß mal Tom und Dinah von mir«, sagte Anna zum
Abschied.
    Dann winkte sie Elke zu, drehte sich um und ging an
der Mauer entlang in Richtung U -Bahn. Es war inzwischen
dunkel geworden. Ein paar Sterne leuchteten blass am Himmel.
    Plötzlich blieb Anna stehen. Ein seltsames Gefühl befiel
sie. Als wäre es falsch, jetzt nach Hause zu gehen. Heute Nacht würde noch
etwas passieren, warnte eine Stimme, und wenn sie nicht aufpasste, würde ihr
die Kontrolle über die Ereignisse aus der Hand genommen werden.
    Aber das Gefühl verflüchtigte sich so schnell, wie es
gekommen war. Sie atmete die kühle Nachtluft ein und setzte sich wieder in
Bewegung. An der Mauer standen zwei Männer herum, die Hände tief in den Taschen
ihrer Kapuzenshirts vergraben. Anna erkannte einen von ihnen wieder. Das war
der Typ, der mit Michael Schöne vor ein paar Tagen im Kink Klub an der Bar
gesessen hatte. Jetzt erkannte sie auch den anderen. Das war der Freund, den er
mit einem Kuss begrüßt hatte, kurz bevor Anna rübergegangen war, um Schöne
Hallo zu sagen.
    Jetzt an der Mauer wirkten sie nicht wie ein
Liebespaar. Eher wie Geschäftsleute. Oder wie Verhandlungspartner, die gerade
einen Vertrag abgeschlossen hatten. Sie ging an ihnen vorbei, die beiden Männer
warfen ihr düstere Blicke zu, doch sie schienen sie nicht zu erkennen.
    Sie dachte an Michael Schöne. Dieser zurückhaltende
und nachdenkliche Mann, der immer ein bisschen verloren wirkte. Er hatte wenig
gemein mit den meisten seiner Kollegen. Aber vielleicht täuschte das auch.
    Irgendwann würde sie mit einem von der Mordkommission
reden müssen. Vielleicht war dieser Schöne eine gute Wahl. Der würde zumindest
in Ruhe zuhören und bedachtsam handeln, bevor er sich auf Tom stürzte. Das
hoffte sie wenigstens.
    Sie spazierte zum Potsdamer Platz. Es war, als tauchte
sie in eine andere Welt ein. Spiegelnde Fassaden, Touristenströme und teure
Cafés. Hier war alles sauber und belebt. Wieder dieses sonderbare Gefühl. Als
würde heute Nacht noch etwas passieren. Sie zögerte. An der Treppe zur U -Bahn blieb sie stehen. Sie wollte noch nicht nach
Hause.
    Aus der Jacke zog sie ihr Smartphone hervor. Da gab es
noch etwas, das sie im Internet nachsehen wollte. Die Idee war ihr eben erst
gekommen. Danach konnte sie immer noch nach Hause fahren. Sie blickte sich nach
einer Bank oder etwas Ähnlichem um, doch vergebens. Auf der anderen
Straßenseite entdeckte sie einen amerikanischen Donut-Laden. Ein gläsernes
Lokal, das in grelles Licht getaucht war. Sie überquerte die Straße und
steuerte das Lokal an.
    Â 
    Michael lag mit geschlossenen Augen auf dem Bett. In
der Zimmerecke flimmerte der Fernseher. Gerade war er noch wach gewesen,

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