Todesgarten
musste sich zusammenreiÃen. Elke durfte keinen Verdacht
schöpfen. Es musste alles ganz harmlos wirken.
»Ja klar, ich hatte nur so eine Höllenschicht.
Deswegen ist mir die Idee mit dem Bier gekommen.«
»Also gut. Ich bin dabei. Ich geh kurz was essen, dann
komme ich ins Kumpelnest. Bis gleich.«
Anna atmete tief durch. Tom durfte nichts von ihren
Nachforschungen erfahren. Das war jetzt das Wichtigste. Wenn er dahinterkäme,
was Anna hier tat, würde sie niemals Antworten auf ihre Fragen bekommen.
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Wolfgang starrte auf den Zettel, der vor ihm auf dem
Schreibtisch lag. Während des Gesprächs mit dem Hausarzt von Bernd Neubauer
hatte er sich ein paar Notizen gemacht. Er glaubte jetzt zu verstehen, weshalb
Neubauer nach Berlin gekommen war. Eine Ahnung hatte er ja bereits gehabt. Doch
jetzt fügten sich die Teile des Puzzles allmählich ineinander.
Es klopfte an seiner Tür. Kathrin steckte den Kopf herein.
»WeiÃt du, wo Lohmann ist? Ich suche ihn überall.«
»Guck mal auf die Uhr. Ich schätze, er ist längst zu
Hause.«
»So spät ist es schon wieder? Verdammt.«
»Was gibt es denn so Dringendes?«
»Ach, er sollte mir nur â¦Â« Sie hielt inne. Dann lächelte
sie. »Vergiss es. Ich glaube, ich mache auch besser Feierabend. Das hat alles
Zeit bis morgen.«
»Bist du sicher?«
»Klar. Er wollte heute noch mal mit den Nachbarn von
Christoph Schütz sprechen. Wenn sich da was Wichtiges ergeben hätte, wäre er
wohl nicht einfach nach Hause gefahren, sondern hätte mich noch mal angerufen.«
»Warte mal, kommst du bitte rein und schlieÃt die
Tür?«
Sie sah ihn erstaunt an, folgte aber seinem Wunsch und
setzte sich.
»WeiÃt du noch, wie wir heute Morgen über Neubauers Motivationen
spekuliert haben?«, fragte er.
»Natürlich. Aber was �«
»Das werde ich dir sagen. Ich habe gerade ein langes
Gespräch mit Dr. Schneider geführt. Das ist Neubauers Hausarzt in Stuttgart.«
»Ja, und? Worum ging es dabei?«
»Bernd Neubauer hat Krebs.«
»Wie bitte?«
»Ganz recht. Hautkrebs. Dr. Schneider hat sich Sorgen
um seinen Patienten gemacht. Er dachte nämlich, Neubauer würde sich etwas antun
wollen. Weshalb sonst sollte sich einer nach so einer Diagnose einfach davonmachen?«
»Er hat sich nicht behandeln lassen?«
»Die Termine waren schon angesetzt. Es müssen dringend
eine Sonographie und eine Computertomographie gemacht werden. Man weià nämlich
noch gar nicht, wie ernst es überhaupt ist. Dr. Schneider hat ihm eine Geschwulst
an der Hand mit Verdacht auf Melanom entfernt. Der Befund war positiv. Deshalb
hat er ihm die Behandlung erklärt und die Untersuchungstermine angesetzt. Nur
ist Bernd Neubauer nach dem Gespräch verschwunden und nicht wieder aufgetaucht.«
Kathrin lehnte sich zurück. Sie lächelte.
»Und jetzt meinst du, es ist so, wie du heute Morgen
schon vermutet hast«, sagte sie. »Nur ist es keine Altersmilde, die ihn dazu
getrieben hat, sich mit Daniel zu versöhnen. Er sieht vielmehr sein Stündchen
geschlagen und will im Angesicht des Todes Frieden mit seiner Vergangenheit
schlieÃen.«
»Könnte doch sein, oder? In Stuttgart hatte er keine
nennenswerten sozialen Kontakte. Er ist im Lauf der Jahre völlig vereinsamt, er
lebt offenbar nur noch in der Vergangenheit, in der Zeit, als er eine Familie
hatte und eine Frau, die er liebte. Und mitten in dieses traurige Leben kommt
die Diagnose einer tödlichen Krankheit. Er glaubt nicht daran, dass die Ãrzte
ihm helfen können, denn sonst wäre er zu den Behandlungen erschienen.
Stattdessen nimmt er Urlaub, fährt nach Berlin und mietet sich gegenüber vom
Kink Klub ein, in dem sein Pflegesohn arbeitet. Er beobachtet Daniel, aber er
spricht ihn nicht an. Vielleicht traut er sich nicht. Er wartet den richtigen
Zeitpunkt ab. Doch bevor es so weit ist, wird Daniel ermordet.«
»Schon möglich. Aber genauso gut könnte es sein, dass
er an Daniel Rache nehmen wollte. Daniel hat aus seiner Sicht dieses alte Leben
zerstört. Er war der Grund, weshalb alles auseinanderfiel. Den nahen Tod vor
Augen, wollte Neubauer es ihm heimzahlen. Er wollte aufräumen und ihn dafür
bestrafen, dass er sein Leben ruiniert hat.«
»Hm. Ich weià nicht. Und Peter Stroh?«
»Keine Ahnung, das müssen wir
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