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Todesgarten

Todesgarten

Titel: Todesgarten Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Stefan Holtkötter
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zurückgekehrt in die düstere
Hölle ihres Zuhauses.
    Es war schon seltsam, dass sich Michael nur noch an
den Rummel erinnerte. Dabei hatte der Vater ihn abends sicherlich halb
totgeschlagen. Trotzdem. So sehr er sich auch bemühte, er konnte sich an nichts
erinnern, was im Anschluss an diesen Nachmittag passiert war. Nur an den
Rummel. An die Zuneigung zu seinem kleinen Bruder. Und an das Glück, das er
dort empfunden hatte.

19
    Kathrin riss Wolfgangs Bürotür auf.
    Â»Jetzt bin ich aber mal gespannt«, sagte sie. »Ich
hoffe für dich, dass es sich gelohnt hat, noch mal raufzukommen. Ich sehne mich
nämlich nach meinem Bett.«
    Â»Ich habe mit Bärbel Neubauer gesprochen.«
    Â»Und?«
    Â»Sie hat gerade angerufen, weil sie einen Brief von ihrem
Exmann bekommen hat.«
    Â»Einen Brief? Mit der Post?«
    Â»Genau. Er lag zwischen ein paar Rechnungen auf dem Küchentisch.
Deshalb hat sie ihm zuerst nicht viel Beachtung geschenkt. Wie es aussieht, ist
er schon am Freitag oder Samstag aufgegeben worden.«
    Â»Und? Was stand drin?«
    Das Faxgerät setzte sich fiepend und ratternd in Bewegung.
Wolfgang lächelte und stand auf.
    Â»Warte kurz. Ich kann ihn dir sofort vorlesen. Frau
Neubauer ist schnell zu einer Nachbarin rübergelaufen, die ein Faxgerät
besitzt. Sie wollte mir den Brief sofort rüberschicken.«
    Er stellte sich vor das Gerät und wartete darauf, dass
das Papier ausgespuckt wurde.
    Kathrin zog ihre Jacke aus und setzte sich auf den Besucherstuhl.
Wolfgang nahm das Blatt heraus und zeigte es ihr. Es war tatsächlich Neubauers
Handschrift, ganz ohne Zweifel. Die gleichen krakeligen Buchstaben wie auf dem
Zettel in seinem Pensionszimmer. Wolfgang begann, den Brief vorzulesen.
    Â 
    Liebe Bärbel,
    ich wünschte, ich könnte Dir
sagen, wie leid mir das alles tut, was damals geschehen ist. Ich weiß, es ist
längst zu spät, um noch mal neu anzufangen. Aber ich hoffe, es ist noch nicht
zu spät, Dich um Vergebung zu bitten.
    Bei Daniel habe ich es
verpatzt. Ich habe mich einfach nicht getraut, ihn anzusprechen. Ich hatte viel
zu viel Angst, dass er mich noch immer hasst. Grund genug hätte er ja gehabt.
Und dann war es zu spät.
    Wenn du das hier liest, wird
mich die Polizei schon festgenommen haben. Ich musste Daniels Tod rächen. Es
war das Einzige, was ich noch tun konnte für uns. Dieser Mann, Peter Stroh, er
hat unseren Jungen umbringen lassen. Ich werde ihn nicht damit durchkommen lassen.
Für mich ist es eh zu spät. Ich habe keine Zeit mehr, musst du wissen, ich
werde nämlich bald sterben. Mir ist es egal, ob ich in Freiheit oder im
Gefängnis sterbe.
    Ich danke Dir für die vielen
wunderbaren Jahre, die wir gemeinsam verbracht haben. Es waren die schönsten
meines Lebens. Ich wünschte, ich hätte das damals schon gewusst.
    In Liebe
    Bernd
    Â 
    Â»Das gibt’s doch nicht.« Kathrin pfiff durch die
Zähne. Sie nahm Wolfgang den Brief aus der Hand und überflog ihn ein weiteres
Mal. »Peter Stroh also. Den müssen wir uns jetzt vornehmen.«
    Â»Genau so ist es.«
    Â»Nur zu blöd, dass Bernd Neubauer nicht konkreter geworden
ist. Er hätte uns ruhig ein paar Hinweise geben können, was es mit Strohs
Beteiligung auf sich hatte.«
    Â»Er hat damit gerechnet, nach der Tat von uns festgenommen
zu werden. Dann wäre ohnehin alles ans Licht gekommen. Er konnte ja nicht
ahnen, wie die Geschichte ausgehen würde.«
    Â»Soll ich den anderen Bescheid geben?«
    Â»Ja, sag Harald Bescheid. Und Lohmann, wenn du ihn erwischst.
Ach was, sieh einfach zu, wen du kriegen kannst. Je mehr, desto besser. Und
dann wollen wir mal sehen, ob wir aus Stroh nicht etwas mehr herauskriegen.«
    Sie stand auf und machte sich auf den Weg in ihr Büro.
In der Tür blieb sie noch einmal stehen.
    Â»Wolfgang, vergessen wir dabei nicht eine Sache?«
    Â»Du meinst das Alibi von Peter Stroh?«
    Â»Genau. Es ist ja nicht irgendein Alibi. Die Kollegen
von der Drogenfahndung haben es ihm ausgestellt.«
    Â»Und deshalb möchte ich, dass du möglichst viele Leute
zusammenpfeifst. Denn für uns heißt das, wir arbeiten jetzt an zwei Fronten:
Zum einen nehmen wir uns Stroh vor. Das hat natürlich Priorität.«
    Â»Und zum anderen?«
    Er lehnte sich zurück und legte die Finger aneinander.
    Â»Wenn Stroh jemanden damit beauftragt hat, Daniel
Treczok zu töten, dann

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