Todesgarten
vorhergesehen
hatte. Also machte sie weiter.
»Eine wirklich heiÃe Spur haben die von der Mordkommission
nicht. Sieht eher düster aus im Moment.«
»Kommt es denn oft vor, dass ein Mord nicht aufgeklärt
wird?«
»Eigentlich nicht. Laut Statistik liegt die Aufklärungsquote
bei über neunzig Prozent.«
»Dann wird also jeder zehnte Mörder nicht gefasst.«
Elke betrachtete ihre Bierflasche. »Wie sich das wohl für die Angehörigen
anfühlt. Wenn keiner bestraft wird.«
»Daniels Mörder wird bestimmt gefasst werden. Da bin
ich ganz sicher. Es gibt so viele Spuren und Zeugen. Das ist nur eine Frage der
Zeit, bis sich ein konkreter Verdacht ergibt.«
Vielleicht hatte sie damit sogar recht. Gut möglich,
dass die Leute von der Mordkommission Tom längst ins Visier genommen hatten.
Sie durfte gar nicht darüber nachdenken, was wäre, wenn dieser Verdacht, der da
in ihr reifte, sich als wahr herausstellte. Was würde das für Konsequenzen
haben?
»Wieso war Daniel in der Tatnacht eigentlich nicht im
Kink Klub? Hatte er an dem Abend frei?«
»Er wollte später kommen«, sagte Elke. »Seine Schicht
begann erst um eins. Davor wollte er sich noch für ein Stündchen hinlegen.«
»Und was machte er dann im Tiergarten?«
»Keine Ahnung.«
»Und was war mit dir? Warst du an dem Abend im Klub?«
»Doch, schon. Ich war auch da. Allerdings bin ich früh
wieder gegangen.« Sie sagte das, als wäre es ihr peinlich. »Es war so eng und
laut, und die Leute waren alle auf Droge. Ich bin nach Hause, kurz bevor die
Razzia losging.«
»Wie spät war es, als du gegangen bist?«
»So genau weià ich das nicht mehr, aber als ich die
StraÃe runter bin, kamen mir schon die Bullenwannen entgegen.«
Anna lächelte. »Du meist die Gruppenwagen.«
»Oh. Entschuldige. Ich wollte nicht respektlos â¦Â«
»Schon gut.« Beiläufig fragte sie: »War Tom eigentlich
noch im Laden, als du gegangen bist?«
»Klar. Der hat doch hinterm Tresen gearbeitet. Hat er
dir das gar nicht erzählt?«
Vorsicht, Anna, du bewegst dich auf dünnem Eis.
»Na, du kennst doch Tom. Ãber den Abend der Razzia
haben wir kein Wort verloren. Solche Themen sprechen wir besser gar nicht erst
an. Denn sonst würde ich in seinen Augen plötzlich dem feindlichen Lager
angehören.«
Elke lachte. »Das kann ich mir vorstellen.«
Dann nahm sie einen Schluck von ihrem Bier und sah nachdenklich
zum Fenster. Plötzlich sagte Elke: »Das heiÃt ⦠warte mal.«
»Ja?«
»Tom ist kurz vorher raus. Jetzt fällt es mir wieder
ein. Natürlich, wie konnte ich das vergessen?«
»Wohin raus? Was hatte er vor?«
»Keine Ahnung. Peter war hinterm Tresen. Sie haben
über irgendwas angestrengt diskutiert, so sah das jedenfalls aus. Dann hat Tom
genickt, ganz entschlossen sah er aus. Er nahm den Schlüssel von seinem Rennrad
und ist durch die Vordertür raus.«
»Wann war das ungefähr?«
»Weià nicht. Vielleicht eine halbe Stunde, bevor ich
gegangen bin.«
Tom hatte also kurz vor der Razzia den Klub verlassen.
Mit seinem Rennrad. Wusste der Teufel, wie er später wieder hineingelangt war.
Aber es gab ja noch den Weg durch den Keller.
»Habt ihr gerade Stress?«
Anna sah auf. »Wie bitte?«
»Na, du und Tom. Habt ihr Beziehungsstress? Oder wieso
willst du das alles so genau wissen mit der Razzia?«
»Nein, wir haben keinen Stress. Ich mache mir nur Sorgen
wegen der merkwürdigen Aufträge, die er für Peter erledigt. Bestimmt bewegt er
sich da in rechtlichen Grauzonen, um es mal vorsichtig zu formulieren. Mir
gefällt das gar nicht. Ich möchte ihn nicht eines Tages zur Gefangenensammelstelle
fahren. WeiÃt du, ich wünschte mir, Tom würde nicht für Peter arbeiten. Das
wäre besser für ihn.«
»Peter ist nicht dumm. Mach dir keine Sorgen.«
»Keine Sorgen machen! Ich bin Polizistin.«
»Du hast dir eben einen komplizierten Freund gesucht.«
»Als wenn ich das nicht wüsste.«
Tom war kompliziert, das stand auÃer Frage. Aber: Wozu
war er fähig? War er bereit, einen Menschen zu töten? Wie kalt war er? Wie
berechnend? Und wie viel musste sie noch über ihn in Erfahrung bringen, um
diese Fragen beantworten zu können?
Elke ging zum Tresen und besorgte ihnen zwei weitere
Biere. Anna
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