Todesgeil
wieder. »Vielleicht könntest du jetzt mal aufhören.«
Sie griff nach seiner Hand, entwand ihm die Waffe und schoss der Alten ins Gesicht.
Sie lächelte. »Okay. Die ist sowieso hin.«
Sie ging hinüber zu Tod, der es gerade geschafft hatte, seine Finger um den Griff des Tasers zu schließen. Eine Kugel durch die Schädeldecke erledigte ihn. Sie ließ die Waffe in ihre Handtasche gleiten. »Fertig! Jetzt können wir gehen, wenn ihr wollt.«
Damit stolzierte sie hinaus in die kühle Nachtluft. Bei dem Gedanken daran, dass Roxie wie vom Blitz gerührt dagestanden hatte, musste sie lächeln. Roxie war ein total durchgeknalltes Aas. Wenn man eine wie sie schocken konnte, dann war das schon eine Leistung. Wenige Sekunden später folgten Rob und Roxie ihr nach draußen. Sie stiegen in den Tercel und jeder nahm so wie immer Platz – Rob und Roxie vorn, Julie auf dem Rücksitz.
Roxie ließ den Motor an und fuhr in einem Höllentempo los, weg vom Parkplatz des Walgreens. Julie war froh, den Markt im Rückspiegel immer kleiner werden zu sehen, bis er schließlich verschwand. So überdreht sie sich auch verhalten mochte, sie fürchtete sich davor geschnappt zu werden. Nicht mehr lange und das Video aus den Überwachungskameras des Walgreens würde in allen Netz- und Kabelnachrichten gesendet werden. Ihre ohnehin schon geringen Chancen, den Cops weiterhin zu entkommen, waren soeben merklich gesunken. Wie es aussah, hatte Rob doch recht. Das Beste, worauf sie an diesem Punkt noch hoffen konnten, war, bei einem anständigen Feuergefecht um sich schießend unterzugehen.
Warum also fühlte sie sich so gut, wo sie doch ihrem Verhängnis entgegengingen?
»Das war ein Wahnsinnswurf, Rob.«
Rob starrte stur geradeaus. Er lehnte es ab, zu ihr zurückzublicken. »Ja, das schätze ich auch.«
»Du hast uns unsere Ärsche gerettet. Warst du in einem früheren Leben mal Baseball-Profi oder so?«
»Nein, ich wusste bloß nicht, was ich sonst tun sollte.«
»Ja, es war verdammt mutig von dir.«
Er erwiderte nichts darauf.
Eine Zeit lang fuhren sie schweigend weiter. Julie betrachtete die Scheinwerfer der vorbeifahrenden Wagen und dachte nach, unter anderem auch über ihr wahrscheinlich bevorstehendes Ende. »Roxie?«
»Ja?«
»Ich bin eigentlich noch nie flachgelegt worden.«
Schweigen. Schließlich meinte Roxie: »Und warum sagst du mir das?«
»Könntest du Rob zu mir nach hinten schicken?«
Noch längeres Schweigen. Roxie seufzte. »Rob, mach’, dass du zu ihr nach hinten kommst.«
»Aber ...«
Roxies Stimme wurde hart. »Sofort!«
Rob kletterte durch die Lücke zwischen den Sitzen. Julie streckte die Hand nach ihm aus und zog ihn auf sich hinab. Sie konnte spüren, wie bereit er schon war.
Es war nicht weiter überraschend.
Sie brachte ihren Mund dicht an sein Ohr und flüsterte so sanft und leise sie nur konnte: »Es macht dich an, wenn du uns beim Töten zusiehst.«
Er sagte nichts.
Das brauchte er auch nicht.
KAPITEL 35
27. März
Das Plärren eines Fernsehers weckte Zoe aus dem tiefsten Schlaf, den sie seit geraumer Zeit gefunden hatte. Stöhnend richtete sie sich auf und rieb sich, noch immer groggy, die Müdigkeit aus den Augen. Die penetrant aufgeregte Stimme des Nachrichtensprechers, die aus dem Wohnzimmer zu ihr drang, ließ sie zusammenzucken. Ihre Tür war zwar geschlossen, aber der Ton war so laut gestellt, dass das Fernsehgerät ebenso gut hier bei ihr im Zimmer hätte stehen können. So allmählich fing Zoe an sich zu ärgern. Es war ganz angenehm gewesen, einmal tief und fest zu schlafen, ohne daran denken zu müssen, zu einer bestimmten Zeit wieder aufzustehen. Das war das Gute daran, wenn man Ferien hatte.
Gleich würde sie jemandem die Meinung geigen. Und vielleicht auch ein bisschen in den Hintern treten. Sie wälzte sich aus dem Bett und hob ein Spaghetti-Top auf, zog es über und schlüpfte in das immer noch feuchte Unterteil ihres Bikinis. Ein kurzer Blick zu der Uhr auf dem Nachttischchen links neben dem Bett. Die Digitalanzeige sagte ihr, dass es nach ein Uhr mittags war. Ihr Zorn legte sich etwas. Es war Stunden später, als sie gedacht hatte. Sie regte sich zwar immer noch auf, aber um diese Uhrzeit würden die anderen sie für verrückt halten, wenn sie jetzt rausgestampft kam und loszeterte. Okay. Gut.
Es gab auch subtilere Möglichkeiten, ihr Missfallen auszudrücken. Mit der richtigen Mischung aus ruhiger, gemäßigter Stimme und sorgfältig gewählter, höflicher Verachtung
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