Todesgeil
erhob sich. Das Lächeln, mit dem sie auf ihn zukam, war auf grässliche Weise vielsagend. Sie trat hinter ihn und begann das Klebeband, mit dem seine Handgelenke gefesselt waren, durchzuschneiden. Die Klinge war noch warm und zerschnitt die Fesseln mit Leichtigkeit. »Julie, nimm die Knarre und richte sie auf ihn. Du versuchst doch nicht den Helden zu spielen, Chuck? Sag mir, dass du nicht so blöd bist.«
»Nein, so blöd bin ich nicht. Ich werde tun, was immer du verlangst.«
Sie richtete sich auf und tätschelte ihm den Kopf. »Guter Junge.«
Chuck brachte seine nun freien Hände nach vorn auf seinen Schoß, fing an, sich das Klebeband von den Handgelenken zu ziehen, und zuckte jedes Mal, wenn ein Haar daran hängen blieb, zusammen.
Emily kam wieder auf die Beine. Sie wirkte verärgert. »Was zum Teufel soll das?« Sie sah aus wie ein verwöhntes Kind, das gleich einen Tobsuchtsanfall bekommt. Chuck rechnete damit, dass sie jeden Moment anfangen würde, mit den Füßen aufzustampfen. »Du kannst sie nicht am Leben lassen. Sie weiß, dass ich dazugehöre, und sie wird verdammt noch mal reden. Du musst sie umbringen.«
Missy geriet wieder in Sicht und näherte sich Emily. »Ach, wirklich? Das ist ja interessant. Ich bin mir nämlich ziemlich sicher, dass ich überhaupt nichts tun muss, was ich verdammt noch mal nicht will.«
Chuck ahnte, was nun geschehen würde, Emily dagegen wahrscheinlich nicht. Es lag an ihrer bodenlosen Arroganz. Sie sah sich in der Tat als einen wesentlichen Bestandteil von Missys kleiner Gang, dabei irrte sie sich gewaltig.
Missy stieß ihr das Messer in den Bauch.
Anschließend zog sie die Klinge heraus und stieß noch einmal zu. Emily stockte der Atem, ihre Augen weiteten sich ungläubig. Blut quoll zwischen ihren Fingern hervor und hinterließ einen riesigen Fleck auf ihrem schwarzen Kleid. Missy setzte ihr nach, während sie weiter rückwärts taumelte. Missy bewegte sich langsam, ohne jede Eile, es zu Ende zu bringen. Zoe richtete sich auf und schaute zu. Alle schauten sie zu. Das Mädchen mit der Glatze, Julie, hatte sich von Chuck abgewandt und verfolgte gebannt, wie sie sich auf die Küche zubewegten.
»He, Missy!«
»Ja?«
»Die Herdplatte ist noch an.«
Missy lachte. »Cool.«
Mit einem raschen Schritt war Missy bei Emily, packte sie am Arm und zerrte sie in die Küche. Chuck verrenkte sich beinahe den Hals und erhaschte einen Blick auf die rot glühende Induktionsspule. Sein Magen verkrampfte sich, weil er ahnte, was gleich kommen würde. Missy stieß das verletzte Mädchen gegen den Herd, riss sie herum, packte eine ihrer Hände am Gelenk und führte sie an die Platte. Emily wehrte sich, versuchte ihr die Hand zu entwinden, während das Blut weiter aus ihren Wunden quoll und auf die Küchenfliesen tropfte. Missy stach ihr die Messerspitze in die Seite, sodass Emily aufschrie und sich nicht mehr auf das Gerangel um ihre Hand konzentrierte. Missy nutzte die Gelegenheit aus und drückte ihre Hand auf die Platte.
Emilys gequältes Aufheulen brachte Chucks Trommelfell beinahe zum Platzen. Er blickte weg.
Geradewegs auf Zoe.
Die frei war. Und unbeobachtet und unbewacht. Sie hatte eine Chance. Eine äußerst geringe nur, aber sie musste sie ergreifen. Er wisperte ihren Namen und sie blickte zu ihm. Mit einer Kopfbewegung deutete er auf die offene Balkontür. »Lauf’!«
Das brauchte er ihr nicht zweimal sagen. Sie sprang auf, spurtete los und hatte bereits die Tür erreicht, ehe der Typ, den sie Rob nannten, eine Warnung rief. »Sie haut ab!«
Julie wirbelte herum und sah sie gerade noch durch die Tür verschwinden.
»Hol’ dir die Schlampe!«, brüllte Missy sie an.
Julie rannte Zoe hinterher und verschwand Sekunden später ebenfalls durch die Tür.
Chuck hörte Schritte die Balkontreppe hinunterstampfen und betete darum, dass seine Freundin schneller laufen konnte als die andere. Doch die andere hatte eine Waffe. Zoe war zwar ziemlich sportlich, aber sie war verletzt. Und schneller als eine Kugel konnte sie auch nicht laufen.
Missy stach noch einmal auf Emily ein und ließ sie dann in Ruhe, um sich der Jagd anzuschließen. Sie verschwand durch die Balkontür, während Emily stöhnend ins Wohnzimmer zurückkroch. Sie zog eine Blutspur auf dem Hartholzboden hinter sich her. Als sie kaum einen Meter von Chuck entfernt war, streckte sie ihm flehend die Hand entgegen. Ihre Handfläche wurde sichtbar und angesichts des zerstörten, von Blasen überzogenen Fleisches
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