Todesgeil
seiner Brieftasche zog. Er würde mit ihr scherzen und auf die naive Art älterer Herren mit ihr flirten, so wie letzte Woche bei der Geburtstagsparty der kleinen Nancy. Nur dass Julie diesmal vorhatte, selber auch mit ein paar zweideutigen Bemerkungen zu reagieren und, nun ja ...
Sie lächelte.
Wir werden ja sehen, wie es sich weiterentwickelt.
Doch das Lächeln wich aus ihrem Gesicht, als sie den blauen Mini Cooper erblickte, der neben dem BMW parkte. Karens Wagen. Die dumme Schlampe war also früher von ihrem dämlichen Job nach Hause gekommen. Einen flüchtigen Moment lang stellte sie sich vor, wie sie der Älteren mit ihrer Faust ins Gesicht boxte.
Der Vibrationsalarm ihres Handys ging los. Sie klappte es auf und sah eine neue SMS von Alicia. Nicht dein Ernst, der ist doch tausend Jahre älter als du.
Julie antwortete kurz. Ich weiß. Halt den Mund.
Sie schaltete das Handy aus und klappte es wieder zu.
Sie überquerte den makellos gepflegten Rasen der Lees und stieg die Stufen zur Haustür hoch, um zu läuten. Drinnen schellte es leise und sie hörte eine Männerstimme etwas Undeutliches sagen. Das musste John sein. Sie hoffte, er würde an die Tür kommen und nicht Karen. Sie wollte unbedingt den lüsternen Ausdruck in seinen Augen sehen. Das würde ihr bis zum nächsten Mal reichen, wenn sie wieder Gelegenheit hatte, mit ihm allein zu sein. Während sie wartete, überlegte sie sich, wie weit sie John gehen lassen würde, wenn es endlich so weit war. Sie wollte ihn küssen. Gott, ja. Aber würde er sich damit zufriedengeben? Er könnte denken, dass sie ihn nur anmachen und dann abblitzen lassen wollte.
Aber vielleicht ...
Der Türknauf begann sich zu drehen und rasch setzte sie ihr strahlendstes Lächeln auf – in der Hoffnung, ihn damit zu überraschen. Das erste Anzeichen dafür, dass etwas nicht stimmte, war der entsetzliche Gestank, der ihr in die Nase drang, als die Tür sich langsam öffnete. Als sie ganz offen war, wurde Julies Gesicht schlagartig kalkweiß. Vor ihr stand ein grinsender Albtraum.
Ein Mann mit zotteligen, schmutzigen, nach allen Seiten abstehenden Haaren stand splitternackt vor ihr. Sein Blick war irr, wie der eines wilden Tieres. Er war mager, dürr wie ein Strichmännchen aus Fleisch und Blut, aber unter der straff gespannten Haut zeichneten sich harte Muskeln ab. Eine Substanz, die wie getrocknetes Blut aussah, klebte in seinem Brusthaar. Und noch während Julie hinsah, begann sein schlaffer Penis sich aufzurichten.
Instinktiv wich sie einen Schritt zurück, doch er packte sie am Handgelenk und zerrte sie ins Haus, schlug die Tür zu und schleifte sie schreiend ins Wohnzimmer.
»Halts Maul, Schlampe!«, knurrte er sie an.
Er schlug ihr mit dem Handrücken ins Gesicht und sie stolperte rückwärts, blieb mit den Füßen irgendwo hängen und fiel. Die Glasplatte eines Beistelltischchens zersplitterte unter ihr, als sie darauf landete. Scharfe Scherben schnitten ihr ins Fleisch. Sie schrie auf, als ihr Widersacher mit einer Hand ihren schmalen Hals packte und sie wieder hochhob. Sie spürte, wie sein Penis gegen sie schnellte, und versuchte erneut zu schreien, doch die Hand, die ihre Kehle umklammerte, ließ nur ein kaum hörbares Gurgeln zu. Der Mann lachte und leckte ihr mit einer Zunge, so trocken wie Sandpapier, übers Gesicht. Allein das Gefühl auf ihrer Haut ließ ihr das Blut in den Adern gefrieren.
Er saugte an ihrer Unterlippe und hauchte ihr in den Mund. Der Gestank trieb ihr das Wasser in die Augen. Die Galle kam ihr hoch und sie fragte sich, ob sie wohl daran ersticken würde – der eiserne Griff des Mannes gestattete ihr nur noch eine sehr geringe Luftzufuhr. Er drückte sich an sie und sagte: »Und jetzt werde ich dich ficken, Süße.«
Die Spitze seines angeschwollenen Penis bohrte sich durch einen Riss ihres zerfetzten Tops. Das Gefühl, wie das Ding über ihren Körper glitt, widerte sie an. Doch trotz all ihrer Angst sah Julie noch eine winzige Chance, diesem Albtraum zu entkommen. Er war so darauf versessen, diverse Teile ihrer Anatomie zu betatschen – seine freie Hand riss gerade ihr Top in Fetzen, um nach ihren Brüsten zu greifen –, dass er es versäumte, sie richtig festzuhalten. Aber vielleicht war es ja auch kein Versäumnis. Vielleicht sah er in ihr einfach keine Bedrohung. Oder er ging davon aus, dass sie viel zu verängstigt war, um sich zu wehren.
Falsch gedacht, du Missgeburt.
Ihre Rechte schoss hoch und ihre langen Fingernägel gruben
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