Todesgeil
Sorge bereitete, war das Gefühl, dass die Sache mit Roxie aller Wahrscheinlichkeit nach von äußerst kurzer Dauer sein würde. Früher oder später würde ihr Lebensstil sie einholen. Eines Tages würde sie einen Fehler begehen, und dann würden die Cops sie entweder kriegen oder umbringen. Auf sie und ihn wartete nirgendwo ein »Und sie lebten glücklich bis an ihr seliges Ende«. Bloß ein steiler, rascher Fall, mitten ins Herz der Finsternis.
»He, komm’ wieder zu dir!«
Rob blinzelte. »Was?«
»Du träumst mit offenen Augen!«
Er richtete sich in seinem Sitz auf. »Stimmt. Entschuldige.«
»Ich liebe dich.«
Zum Teufel ...
»Ja. Das hast du schon gesagt.«
Roxie lachte. »Du musst es noch nicht erwidern. Ich weiß, dass du mich magst. Früher oder später wirst du ebenfalls so weit sein, dass du mich liebst. Eher früher.«
»Okay.«
»Wie dem auch sein mag, was ich dir zu sagen versuche, ist, dass ich jetzt verrückt nach dir bin, hat meine Art, die Dinge zu sehen, etwas verändert. Versteh mich nicht falsch. Ich werde immer sein, was ich bin. Aber ich habe mir wirklich vorgenommen, mehr aufzupassen.« Beinahe mit Gewalt löste sie eine seiner Hände vom Lenkrad und verschränkte ihre Finger mit den seinen. »Und dazu gehört, dass wir mit den Angestellten hier nichts zu tun haben werden.«
»Und ... stattdessen ... «, ächzte Rob.
Er ließ die Frage offen.
Sie spannte ihre Finger leicht an, um seine Hand fest im Griff zu haben. »... halten wir Ausschau nach einem lohnenden Opfer. Vorzugsweise nach jemandem, der schwach und verletzlich ist. Und am besten allein.«
»Wir schnappen sie uns, wenn sie auf ihr Zimmer gehen oder rauskommen.«
»Ganz recht.«
»Und dann drängen wir sie rein und fesseln sie.«
»Falsch. Eine verdammte Zeitverschwendung. Wir bringen sie um.«
Rob stöhnte auf. »Muss das wirklich sein? Seit über 24 Stunden hast du niemanden mehr umgebracht. Das reduzierte Blutvergießen finde ich irgendwie wohltuend.«
»Welchen Horrorfilm magst du am liebsten?«
Sekundenlang starrte Rob sie mit offenem Mund an. Der plötzliche Themenwechsel traf ihn vollkommen unvorbereitet. »Ähm ... ich ... warte. Ist das dein Ernst?«
»Natürlich.«
Rob zuckte die Achseln. »Einen ausgesprochenen Lieblingsfilm habe ich nicht. Ich mag ziemlich viele. Zum Beispiel Texas Kettensägen-Massaker und Zombie . Das liegt doch auf der Hand.«
»Die Originale oder die Neuverfilmungen?«
»Beides.«
Sie lächelte. »Gute Antwort. Das Remake von Zombie ist allerdings besser als das Original.«
»Das grenzt an Majestätsbeleidigung. Und außerdem, was hat das alles damit zu tun, harmlose Studenten umzubringen, die hier Ferien machen?«
Sie lachte. »Darüber möchte ich jetzt nicht mehr sprechen, das ist alles. Ich bringe sie eben um. Basta! Zwing mich nicht dazu, es noch mal zu sagen.«
Ihre Finger schlossen sich fester um seine Hand. Eine Mahnung.
Es war ein Befehl, keine Bitte.
Er zwang sich zu einem Lächeln. »Kapiert.«
Sie löste ihren Griff und erwiderte sein Lächeln. »Gut.«
Rob machte den Mund auf, um etwas zu sagen, doch dann verstummte er. Er starrte den schwarzen BMW an, der rechts neben dem Tercel parkte. Dessen Türen öffneten sich und zwei Leute stiegen aus. Ein äußerst ungleiches Paar, das Anstalten machte, ins Motel zu gehen – ein Mann mittleren Alters und ein Mädchen, das noch keine zwanzig war. Der Mann wirkte wie ein kräftig gebauter Landstreicher in schlecht sitzenden Kleidern. Die Kleine sah wirklich süß aus. Aber irgendetwas an ihrem Haarschnitt war komisch. Er wirkte ... nicht gerade professionell.
Roxie starrte die beiden ebenfalls an. »Da stimmt was nicht.«
»Ohne Scheiß. Der Wagen stand schon da, als wir hier geparkt haben, und das ist jetzt« – er warf einen Blick auf die Uhr im Armaturenbrett – »eine Stunde her. Das heißt ...«
Roxie nickte. »Die haben sich die ganze Zeit hinter ihren getönten Scheiben versteckt und darauf gewartet, dass wir aussteigen und verschwinden.«
»Weil sie nicht zusammen gesehen werden wollten.«
»Ganz recht. Oder etwas Ähnliches in der Art.«
»Komisch.«
Das sonderbare Paar hielt vor einem Zimmer im Erdgeschoss. Der Mann öffnete die Tür mit einer Chipkarte und sie schlüpften hinein. Der alte Penner war bemüht, es nicht zu offensichtlich aussehen zu lassen, doch ehe er die Tür hinter sich zuzog, warf er noch rasch einen Blick in ihre Richtung.
Roxie streifte ihre (ebenfalls erst kürzlich
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