Todesgier - Thriller
organisieren«, antwortete Lucas. »Sie könnten einen Wagen in der Tiefgarage stehen haben.«
Obwohl Peterson skeptisch klang, erklärte er sich bereit zu bleiben. Lucas war ziemlich sicher, dass Cohn nicht zurückkehren würde, aber vielleicht hielt er sich noch in der Gegend auf, und für den Fall wollte Lucas das Sondereinsatzkommando in der Hinterhand haben und nicht erst aus ganz St. Paul zusammentrommeln müssen.
Wenig später klingelte Lucas’ Telefon. Ein Blick aufs Display verriet ihm, dass er drei Anrufe verpasst hatte, alle von Weather, während er im Untergeschoss gewesen war, wo er keine Verbindung hatte.
Er wählte ihre Nummer. »Weather?«
»Lucas, wo warst du?«, fragte sie besorgt.
»Bei der Arbeit, in einer Tiefgarage. Da kriegt man kein Signal.«
»Ich mache mir Sorgen - um Letty.«
ZWANZIG
R andy Whitcomb hatte das Krankenhaus auf eigenes Risiko verlassen und war mit Juliet durch die Stadt zum Haus gefahren, der Blödmann und seine Freundin hinter ihnen her. Sie hatten sich das Geld von ihnen geben lassen, und dann war Juliet weinend zum Motel gefahren, der Blödmann und seine Freundin wieder hinter ihr her.
Was bedeutete, dass Whitcomb eine Menge Geld hatte, jedoch keine Möglichkeit, in die Stadt zu kommen, wo er es hätte ausgeben können. Ranch erbot sich, George zu suchen, aber Whitcomb hätte Ranch nie und nimmer Geld anvertraut.
Also warteten sie und schwitzten. Einmal ging Ranch sogar den Hügel hinunter, wo sich manchmal ein Pillendealer herumtrieb, doch der Kerl war nicht da, so dass Ranch ziemlich schlecht gelaunt zurückkam und mit Whitcomb einen Streit vom Zaun brach.
Ranch brüllte: »Du Idiot. Wolltest du dir nicht die Tochter von dem Cop schnappen? Und was machst du? Nichts, du Idiot.«
»Die krieg ich schon noch«, brüllte Whitcomb zurück.
»Schwachsinn, du bist zu blöd dazu«, schrie Ranch.
»Ich krieg sie. Aber zuerst muss ich was rauchen. Wenn wir sie haben, kannst du sie bumsen. Und ich schlag sie windelweich mit meinem Stock.«
»Vielleicht bums ich sie tatsächlich«, brüllte Ranch. »Aber das entscheide ich, nicht du.«
»Das hier ist immer noch mein Haus …«
Dann taumelte Ranch mit dem Gesicht voran in einen weichen
Sessel und rührte sich nicht mehr. Ab und zu war ein Schnarchen von ihm zu vernehmen. Whitcomb rollte zwischen Küchen- und Wohnzimmerfenster und sah hinaus …
Juliet kehrte nach Einbruch der Dunkelheit zurück. Whitcomb hatte sich in der Zwischenzeit in mehrere Tobsuchtsanfälle und darauf folgende Depressionen hineingesteigert, weil er die zweitausend Dollar vor der Nase hatte, ohne etwas damit anfangen zu können. Als der Van tatsächlich in die Auffahrt einbog, konnte er es kaum fassen.
Er erwartete Juliet an der Tür. »Du blöde Kuh, wir hätten den Van gebraucht. Ohne bin ich ans Haus gefesselt …«
»Ich bin festgenommen worden«, erklärte Juliet.
Nach einer Weile wachte Ranch wieder auf. Er war es gewohnt, dass hin und wieder große Teile seines Lebens fehlten. Manchmal verlor er das Bewusstsein um zehn Uhr morgens und kam um neun Uhr eines anderen Tages wieder zu sich. Anfangs war er in solchen Fällen noch orientierungslos gewesen, aber im Lauf der Jahre hatte er sich schlicht und ergreifend von allen zeitlichen Konzepten verabschiedet. Jetzt bestand das Leben für ihn aus Tagen und Nächten, aufgereiht wie Perlen an einer Kette, und Minuten, Stunden und Daten erschienen ihm unwichtig.
Als er nun in der Dunkelheit aufwachte, hörte er Whitcomb in der Küche schreien, was nichts Ungewöhnliches war, und richtete sich auf. Ein Speichelfaden hing aus seinem Mund. Er wischte ihn weg. Allmählich wurde ihm klar, welches Geräusch ihn tatsächlich geweckt hatte: das Telefon unter seinem Kopf.
Whitcomb hatte Juliet gegen die Wand gedrängt, um ihr Einzelheiten über die Festnahme zu entlocken, als Ranch dazukam und Whitcomb das Telefon hinhielt. »George ist dran, du Sack.«
»Wen nennst du hier Sack, du Wichser?«, brüllte Whitcomb, verstummte aber, als ihm bewusst wurde, was Ranch gesagt hatte. »George?«
Zehn Minuten später rollte Whitcomb wie ein Verrückter mit seiner gläsernen Haschpfeife im Wohnzimmer und in der Küche herum und rief immer wieder: »George kommt. George kommt.«
Er fuhr auf Juliet zu, die Pfeife über dem Kopf, die er ruckartig zu seinen unmelodiösen Gesängen schwang. Dabei glitt sie ihm aus den verschwitzten Fingern. Juliet wollte sie auffangen, erwischte sie jedoch nicht
Weitere Kostenlose Bücher