Todesgier - Thriller
Charles Dee gestorben war. Jemand hatte Cohn gewarnt. Warum Dee in den Raum gegangen war, wusste Lucas nicht. Vielleicht weil Cohn ihn an der Tür mit einer Waffe empfangen hatte.
Niemand hatte einen Schuss gehört … Das an das von Cohn angrenzende Zimmer war belegt gewesen; der Gast darin hatte geschlafen, als das Feuer ausbrach. Er hätte einen eventuellen Schuss hören müssen, hatte jedoch nur die Explosion mitbekommen und war aufgestanden, um nachzusehen, was los war.
Verdammte Hudson-Cops, dachte Lucas. Sie hatten einen Kollegen ganz allein in die Höhle des Löwen geschickt. Und jetzt ging ihnen die Düse, denn spätestens in den Sechs-Uhr-Nachrichten würde alle Welt erfahren, was sie getan hatten.
Was Lucas daran erinnerte, dass er Carol anrufen musste. Er wählte ihre Nummer. »Schicken Sie das Bild von Cohn an alle, wirklich alle. Bitten Sie das Fernsehen, es zu senden, und bitten Sie die Zeitungen, es auf die Titelseite zu setzen.«
»Was machen wir sonst?«, fragte sie.
»Wir wechseln die Taktik. Er weiß, dass wir ihm auf den Fersen sind. Möglicherweise ist er bereits abgetaucht. Sehen Sie zu, dass wir die Story bei CNN und den anderen, auch den örtlichen Sendern unterkriegen, und setzen Sie sich mit Missouri, Indiana und Montana in Verbindung. Informieren
Sie jede Flughafenpolizeidienststelle im Umkreis von, sagen wir, tausend Kilometern. Dazu den Grenzschutz in Grand Portage und International Falls. Vielleicht kriegen wir ihn hier in den Twin Cities zu fassen. Wenn er’s bis L. A. oder Miami schafft, wird es schwieriger, ihn aufzuspüren. Betteln Sie, wenn nötig, um Hilfe.«
»Wird sofort erledigt«, versprach sie. »Aber in der Stadtmitte hat’s Probleme gegeben mit einer Demo; ziemlich viele Leute sind verhaftet worden. Das wird morgen der Aufmacher in den Zeitungen …«
»Sagen Sie denen, dass ein Polizist umgebracht worden ist und die Mörder ihn einfach in dem Motelzimmer gelassen und es abgefackelt haben. Sagen Sie ihnen, wir wüssten nicht, ob er zu dem Zeitpunkt schon tot war. Das interessiert sie sicher.«
»War er denn tot?«
»Wahrscheinlich. Aber egal, Sie müssen betonen, Carol: Wir wissen es nicht. Vielleicht ist er bei lebendigem Leib verbrannt. Wir brauchen die Aufmerksamkeit.«
Lucas blieb, bis die Informationen von den umliegenden Motels eintrudelten: Niemand aus den in Frage kommenden Zimmern hatte ausgecheckt.
»Nichts«, sagte der Einsatzleiter in beinahe vorwurfsvollem Tonfall.
»Es muss einen Hinweis geben. Wir haben ihn nur noch nicht gefunden.«
»Und … haben Sie irgendwelche Ideen?«, fragte der Einsatzleiter.
»Ja, eine.«
Cohn und Lindy fuhren auf der I-94 in westlicher Richtung zu den Twin Cities. Sobald sie Hudson hinter sich gelassen hatten und über die Brücke Minnesota erreichten, holte Cohn sein Handy heraus und wählte die Nummer von Rosie Cruz.
»Ich hab den Jungs gesagt, sie sollen mindestens bis heute
Abend an Ort und Stelle bleiben«, sagte Rosie. »Sie machen ihre Zimmer sauber, wischen alle Spuren weg. Kennt ihr den Weg?«
»Ich muss bei der Ausfahrt an der Sixth Street raus, stimmt’s? Und dann immer geradeaus bis zum Parkhaus.«
»Nimm nicht den Aufzug«, sagte Rosie. »Es gibt nur einen; die Gefahr ist zu groß, dass dich jemand sieht. Das können wir uns nicht mehr leisten. Wir müssen abtauchen, bis dein Aussehen verändert ist. Ich werde Färbemittel besorgen; du kriegst schwarze Haare und einen Schnurrbart. Die Wohnung können wir heute Abend sauber machen, und dann verschwinden wir.«
»Okay. Vielleicht. Wann kommst du?«
»Eine halbe Stunde nach euch. Ich muss noch das Färbemittel kaufen.«
»Bis dann.«
Während seines Telefonats hatte Lindy die Sachen in den Laken geordnet, flach gedrückt, auf den Boden des hinteren Sitzes geschoben und ihre beiden Koffer darübergelegt.
»Ich hoffe nur, dass er schon tot war«, sagte sie, »und nicht bei lebendigem Leib verbrannt ist.«
»Halt den Mund. Sorry, aber ich muss nachdenken.« Zwei Minuten später fügte er hinzu: »Rosie meint, sie hätten ein Foto von mir. Woher? Wie sind die daran gekommen? Woher wussten sie über mich Bescheid? Wie konnte das passieren?«
»Jemand hat dich verpfiffen.«
Cohn bedachte sie mit einem kühlen Blick. Als er ihre Unruhe bemerkte, lächelte er. »Danke, Schatz. Wenn du das sagst, warst du es vermutlich nicht.«
»Wenn dieses Arschloch Spitzer hier gewesen wäre, würde ich auf ihn tippen.«
Cohn schwieg einen Moment. »Er war
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