Todesgier - Thriller
Leben zu so was kriege. Hinterher fahre ich heim. Juliet ist nicht mehr bei mir.«
»Letty, verdammt …«
»Ich schalte jetzt das Handy aus … Du scheinst ja nicht in der Lage zu sein, wie ein Erwachsener mit der Situation umzugehen.« Sie legte auf.
Die Frauen in seinem Leben reduzierten Lucas etwa einmal im Monat auf ein keifendes Backenhörnchen. Wenn nicht Letty, dann Weather; wenn nicht Weather, dann Jennifer Carey, die Mutter seiner anderen Tochter; wenn nicht Jennifer, dann Elle Kruger, Nonne und langjährige Freundin; wenn nicht sie, dann Carol, seine Sekretärin. Seiner Ansicht nach waren sie alle völlig durchgeknallt. Aber das hier schlug dem Fass den Boden aus.
Während der Fahrt ins Zentrum von Minneapolis überlegte er, wie er am schnellsten nach St. Paul zurückkäme. Doch schon bald wurde ihm klar, dass er, wenn er umkehrte, Letty a) in der Menschenmenge vermutlich nicht finden würde, und wenn er b) sie fände, keine Ahnung hätte, was er mit ihrem Fahrrad tun sollte, denn er war im Porsche unterwegs. Würde er, falls er sie c) tatsächlich aufspürte, versuchen, sie zum
Einsteigen zu zwingen? So, wie er Letty kannte, würde sie zu schreien anfangen.
Oder auch nicht. Vielleicht wäre sie einfach nur enttäuscht von ihm und würde weinen. Und das würde ihm das Herz brechen.
Außerdem hatte sie gesagt, die Nutte sei nicht mehr bei ihr. Normalerweise log sie ihn nicht an, und sie war nicht nur der härteste, sondern auch der rationalste Teenager, den er kannte.
Trotzdem. Er holte tief Luft und lockerte den Griff ums Lenkrad. »Zu Hause kann sie was erleben«, murmelte er und gab seinen Plan, umzukehren, auf.
John Wilson saß aufrecht im Bett, das linke Auge ohne Verband. Er sah aus wie durch die Mangel gedreht. Als Lucas eintrat, saugte er mit einem Strohhalm an einem Erdbeershake. Jones, der an die Klimaanlage gelehnt dastand, begrüßte Lucas mit einem »Hey«. Wilsons Assistentin Lorelei Johnson und sein Kollege Bart Spellman saßen auf Stühlen am Bett.
Lucas informierte die drei über den Mord an Charles Dee. »Sie hatten also riesiges Glück, dass Sie nur ein paar Kratzer abgekriegt haben. Die nächsten Opfer kommen vielleicht nicht so glimpflich davon.«
»Rick meint, Sie hätten eine Idee«, sagte Wilson mit einem Blick auf Jones.
Lucas legte einen Finger an die Unterlippe. »Irgendwann, vielleicht schon vor Wochen, hat jemand Cohn Informationen darüber zukommen lassen, wo Sie sich wann aufhalten würden und wie viel Geld Sie dabeihätten.«
Die drei wechselten Blicke. Lucas hob die Hand und fuhr fort: »Moment … Ich bitte Sie nicht um eine Aussage, sondern stelle Mutmaßungen darüber an, wie die Sache gelaufen sein könnte. Jemand, der Bescheid wusste, hat Cohn auf Sie angesetzt. Fragt sich, wer solche Informationen über Sie und Ihren Aufenthaltsort besaß.«
Wilson und Spellman sahen einander stirnrunzelnd an, während Lori Johnson laut überlegte: »Das Reisebüro vielleicht?«
»Wir buchen immer über Dole«, sagte Wilson zu Spellman.
Spellman schüttelte den Kopf. »Ich online, direkt übers Hotel.«
»Und was ist mit dem Hotel selbst?«, fragte Wilson.
Lori Johnson schüttelte ebenfalls den Kopf. »Woher sollen die Leute da von dem Geld wissen?«
»Wie wär’s mit einer Lobbyistengruppe in Washington?«, schlug Lucas vor, doch Lori Johnson winkte ab.
»Nein, nein … Natürlich wird viel geredet, wer mit wem unterwegs ist, aber Zimmernummern erwähnt niemand.«
»Man erzählt anderen schon mal, wo man unterkommt«, sagte Lucas. »Das haben Sie sicher auch gemacht.«
»Ja, doch wie sollte ein Einzelner die ganzen Namen sammeln, einschließlich der zugehörigen Hotels?«, fragte Lori Johnson.
»Zwei«, warf Spellman ein. »Viel ist das nicht.«
»Bis jetzt … Wahrscheinlich planen sie weitere Überfälle«, sagte Lucas. »Das ist leichtes Geld. Unserer Ansicht nach brauchen sie mehr, als sie bisher erbeutet haben. Die New Yorker Polizei vermutet, dass Cohn sich aufs Altenteil zurückziehen möchte; überdies muss die Beute unter mehreren Leuten geteilt werden.«
Jones mischte sich ein: »Erinnern Sie sich, ob irgendjemand Sie gefragt hat, in welchem Hotel Sie wohnen? Und mit wem? Jemand, mit dem Sie normalerweise nicht über so etwas sprechen?«
Alle schüttelten den Kopf. Wilson antwortete: »Ich hab mit niemandem darüber geredet. Die Leute wissen über mich und Lorelei Bescheid …«
Lori Johnson sah Lucas an. »Ganz unverheiratet bin
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