Todesgier - Thriller
erwischt hat, aber keiner wusste was Genaueres. War das wirklich die Bande von Cohn?«
»Mit fünfundneunzigprozentiger Wahrscheinlichkeit«, antwortete Lucas. »Beweise habe ich allerdings nicht.«
»Der Mistkerl spaziert wahrscheinlich gerade durch die Sicherheitskontrollen von Miami International und setzt sich nach Brasilien ab.«
Lucas bat den Polizeichef von Hudson, ihn auf dem Laufenden zu halten, und machte sich auf den Weg nach Westen. Auf dem St. Croix fand eine Regatta statt; zwei Dutzend Segelboote schaukelten in der sanften Brise. Sobald Lucas über die Brücke und zurück in Minnesota war, rief er über Handy Lily Rothenburg in ihrer Manhattaner Wohnung an. Ihr Mann ging ran und reichte ihn weiter.
»Was ist?«, fragte sie.
»Ein Polizist hat dran glauben müssen. Es war Cohn. Er hat sein Zimmer abgefackelt, was heißt, dass es keine Hinweise gibt außer der Aussage von zwei nicht allzu hellen Hotelangestellten, die meinen, sie hätten ihn möglicherweise erkannt.«
»Verdammt.«
»Ich lasse ein Foto von ihm zirkulieren«, sagte Lucas. »Es wäre hilfreich, wenn du in New York das Gleiche tust und alle dir zugänglichen nationalen Quellen anzapfst. Falls er bereits auf der Flucht ist, sollten wir ihm das Leben so schwer wie möglich machen. Und falls er noch da ist, müssen wir dafür sorgen, dass er an Ort und Stelle bleibt und weder ein Flugzeug noch einen Zug besteigt.«
»Ich häng mich ans Telefon und mobilisiere gleich morgen früh Today «, versprach sie. »Vielleicht auch Good Morning America . Bei CNN müsste ich einen Mittelsmann einschalten …«
»Jeder kleine Schritt hilft. Wie sieht’s mit USA Today aus?«
»Da kenne ich niemanden. Möglicherweise gelingt es mir, den Bürgermeister dazu zu bringen, dass er jemanden anruft.«
»Tu, was du kannst, Lily.«
Er brauste an den Shopping-Zentren rund um die Stadt vorbei und wurde erst langsamer, als er die Stadtmitte von St. Paul erreichte. Von dort aus kämpfte er sich durch den Verkehr bis nach Minneapolis. Er überquerte gerade den Fluss, als sein Handy klingelte. Lucas warf einen Blick aufs Display: Jennifer Carey. Was bedeutete, dass es Letty sein konnte, weil sie bei Channel Three Jennifers Telefon benutzte.
»Ja?«
»Ich muss dir was sagen«, meldete sich Jennifer. »Aber wenn du irgendjemandem verrätst, dass du’s von mir hast, bring ich dich um. Das meine ich ernst.«
»Okay. Schieß los.«
»Letty war heute Morgen schon weg, als ich hergekommen bin«, erzählte Jennifer. »Vor zehn Minuten habe ich mit Lois Cline geredet … Du kennst doch Lois?«
»Flüchtig. Sieht sie aus wie ein Bleistift mit einem Pinsel auf dem Kopf?«
»Ja. Lois hat gesagt, Letty sei im Zentrum von St. Paul unterwegs, auf der Suche nach einer Prostituierten, angeblich eine Schulkameradin von ihr. Lois hat ihr das nicht so ganz abgekauft, sie aber trotzdem ermahnt, sich nicht mit Nutten abzugeben.«
»Oje …«
»Das ist noch nicht der interessanteste Teil der Geschichte. Eine Stunde später hat Letty sie gerufen, in Begleitung einer jungen Frau. Und die ist tatsächlich eine Nutte. Letty hat sie sogar dazu gebracht, darüber zu reden. Offenbar will Letty ein Interview mit dieser minderjährigen Prostituierten machen, über ihre Blowjobs bei Republikanern.«
Lucas blieb der Mund offen stehen. »Gütiger Himmel …«
»Hey. Sie hat ein gutes Auge für solche Dinge und den nötigen Mumm. Und in diesem Fall offenbar auch die richtige Quelle.«
»Lieber Gott«, stöhnte Lucas. »Wo ist sie?«
»Irgendwo im Zentrum von St. Paul. Hast du ihre Handynummer?«
»Ja. Hast du’s schon versucht?«
»Nein, weil sie dann wüsste, dass ich sie verpfiffen habe«, antwortete Jennifer. »Und das möchte ich nicht.«
»Okay. Bis später. Und … danke.«
Letty ging beim dritten Mal Klingeln ran. »Hallo, Dad.«
»Wo steckst du?«
»Am Kapitol. Gleich beginnt die große Demo mit ungefähr einer Million Leuten. Ich schau mir grade die Typen mit den schwarzen Fahnen an …«
»Geh nach Hause«, sagte Lucas.
»Was?«
»Geh nach Hause«, wiederholte Lucas. »Ich sag deiner Mutter, dass sie dich abholen soll.«
»Ich bin mit dem Rad da und kann jetzt nicht einfach abhauen.«
»Letty, tu, was ich dir sage.«
Nach langem Schweigen fragte Letty: »Wer hat es dir verraten? Lois?«
»Geh bitte nach Hause, Letty«, sagte Lucas noch einmal.
»Unsinn. Ich schieb das Rad bei der Demo mit. Das ist vielleicht die einzige Gelegenheit, die ich im
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