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Todesgott

Todesgott

Titel: Todesgott Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Árni Thórarinsson
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erzählt? Ganz im Vertrauen?«
    »Ja. Manchmal hat er mir zu viel erzählt.«
    »Standet ihr euch die ganze Zeit so nahe?«
    »So nahe, wie man sich überhaupt nur sein kann. Er war immer gut zu mir. Hat alles für mich getan. Daran hat sich nie was geändert.«
    »War er dein Vorbild? Der große Bruder? Der Beschützer?«
    Jetzt strömen wieder Tränen aus Rúnars Augen. »Ja. Das war er. Genau das.«
    Man kann sich gut vorstellen, wie sich die Mutter bei diesem Debakel gefühlt hat, denke ich. »Bis …?«
    »Bis … Solla war …«
    Er weint.
    Ich stehe auf, gehe zu Rúnar und lege ihm den Arm um die Schultern.
    »Sie haben sich bei den Filmaufnahmen kennengelernt«, sage ich. »Sólrún hat sich in Skarphéðinn verknallt. Sie war total verliebt in ihn. Er war mit ihr zusammen, aber nicht nur mit ihr, sondern auch mit der Hauptdarstellerin. Er hat beide an Drogen herangeführt. Die eine lebte länger als die andere. Aber jetzt sind beide tot.«
    Er bebt unter Schluchzen.
    »Sólrún ist nie darüber hinweggekommen. Ist nie über seine Ablehnung hinweggekommen und hat sich an die Hoffnung gekrallt. Aber irgendwann war sie auch drogenabhängig. Sie ist ins Nordland gezogen, aufs Gymnasium in Akureyri gegangen und hat alles getan, um in Skarphéðinns Nähe zu sein. Was ist dann passiert?«
    Ich setze mich wieder auf den Stuhl ihm gegenüber und lasse ihn sich ausheulen.
    Im Grunde kenne ich die Geschichte. Ich kenne ihre Hauptbestandteile. Die Fäden laufen aus allen Richtungen zusammen, nach und nach, langsam und unerbittlich. Lediglich das Ende der Geschichte liegt im Unklaren.
    »Solla sollte meine Freundin werden«, sagt Rúnar plötzlich. »Skarpi hat uns einander vorgestellt und wollte, dass wir zusammenkommen.«
    »Um sie selbst loszuwerden?«
    Er schaut mich mit tränennassen Augen an. »Vielleicht.« Nach einer kurzen Pause fügt er hinzu: »Vielleicht wollte er auch nur nett zu mir sein. So kann man es auch sehen.«
    »Glaubst du, sie war mit dir zusammen, um in seiner Nähe zu sein?«
    Seine Stimme ist schmerzerfüllt, als er antwortet: »Vielleicht.«
    »Aber vielleicht warst du ihr wirklich wichtig? Vielleicht. So kann man es auch sehen, Rúnar.«
    Er schweigt und zieht die Nase hoch.
    »Ich glaube«, sage ich, »dass der Tod von Ásdís Björk Guðmundsdóttir der Auslöser für alles weitere war. Die Frau, die in die Vestari Jökulsá gefallen ist. Oder?«
    Er starrt wieder vor sich hin. Dann sagt er: »Skarpi hat so was vorher noch nie gemacht. Er hat nur Leuten Drogen verkauft, die selbst welche nehmen wollten. Er hat gesagt, er würde damit nur den Selbstzerstörungstrieb der Leute unterstützen. Sie haben sich aus freiem Willen in seine Hände begeben.«
    »Das ist ja wohl Ansichtssache«, sage ich. »Rechtfertigung. Aber sehr logisch aufgebaut. Dein Bruder hat seine Ansichten offenbar je nach Bedarf geändert. Als hätte es ihm Spaß gemacht, Leute zu verwirren, ihnen etwas vorzuspielen, sich zu verkleiden. Das war einer der Schlüssel, um Macht über andere zu erlangen. Der Helm des Ægir. Aber gut, erzähl weiter.«
    »Ásgeir und er hatten schon vorher miteinander zu tun … geschäftlich. Wegen seiner Frau. Und … nein, es ist so furchtbar … ich …«
    Er will einen Rückzieher machen.
    »Du musst nicht weitersprechen, Rúnar. Es steht alles im Kalender«, falle ich ihm ins Wort. »Ásgeir hat Skarphéðinn aufgesucht. Ásgeir hatte genug von seiner Frau und ihrer Gegenwehr, zumal sich die Firma in einer Sackgasse befand. Sie haben gemeinsam besprochen, wie man die Sache am besten bewerkstelligen könnte, damit niemand verdächtigt würde. Und das war in Anbetracht von Ásdís Björks Vorgeschichte nicht ganz einfach. Skarphéðinn hat den Medikamentencocktail zubereitet, und Ásgeir hat ihn ihr verabreicht. Er musste bestimmt nicht viel nachhelfen, damit sie über Bord ging. Im Gegenzug erhielt Skarphéðinn hohe Beträge, die sowohl in seine eigene Tasche als auch in die
Loftur
-Aufführung flossen. Laut Buchführung waren es zehn Millionen. Ásgeir wird nicht lange brauchen, um das Geld – und noch einiges mehr – durch den Verkauf der Firma wieder reinzuholen.«
    »Diese Aufführung war Skarpis Traum. Er hat sich danach gesehnt, diese Rolle zu spielen. Hat wochenlang über nichts anderes geredet.«
    »Warum?«, frage ich, obwohl ich eine Ahnung habe.
    »Ich weiß es nicht genau, aber einmal hat er zu mir gesagt: Was Loftur mit alten magischen Ritualen vollbringt, vollbringe

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