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Todesgott

Todesgott

Titel: Todesgott Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Árni Thórarinsson
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müssen mit ihrem Leben selbst zurechtkommen. Denk an Lofturs Worte: Ich bin wie rohes Silber, Fragmente von Gut und Böse.‹«
    Mir fällt wieder ein, was Skarphéðinn Valgarðsson mir bei unserem Interview sagte, völlig fasziniert vom geheimnisvollen Glück der Sünde: Durch die Sünde wird der Mensch zu dem, was er ist.
    Ungefähr zur gleichen Zeit, als er dies sagte, stürzte eine Frau in den Gletscherfluss. Durch seine Macht. Er selbst war weit weg.
    »Dann ist er wie ein Verrückter raus nach Krossanes gefahren«, fährt Rúnar konzentriert fort. »Ich dachte, er wollte uns beide umbringen. Vor dem Tor zum Schrottplatz hielt er an. Ich hab gefragt: Warum sind wir hier? Er hat nicht geantwortet, hat mir nur befohlen mitzukommen. Wir sind über den Zaun geklettert, und er sagte: ›Ich zeige dir mein Reich.‹ Wir sind über den Schrottplatz gegangen. Er hat sie in einem zerquetschten, verrosteten Maschinenwrack aufbewahrt – Drogen in allen Farben des Regenbogens. ›Hier liegt das Versteck meiner Macht‹, hat er gesagt, so als würde er Loftur spielen.«
    Er verstummt.
    »Ich fand ihn total verrückt. Er redete wie in einem alten Buch. Dann sagte er: ›Rúnar, du bist der einzige Mensch, dem ich mein Reich und meine Macht anvertraue. Du allein weißt es. Du allein besitzt die Macht.‹«
    Rúnar schüttelt den Kopf.
    »Er ist auf das Wrack geklettert, hat die Arme ausgebreitet und über den Schrottplatz geschrien: ›Ich bin der Herr! Ich bin der Gott!‹«
    Er verstummt wieder.
    »Neben dem Wrack stand ein Container mit einer Leiter. Er ist auf den Container geklettert und hat weiter irgendwelchen Unsinn über diese Berge von Müll, Schrott und Abfall gebrüllt. Ich wusste nicht mehr, wo mir der Kopf stand vor Wut, Verletztheit und Enttäuschung. Vielleicht war ich genauso verrückt wie er. Ich wusste nur eins: So durfte es nicht weitergehen.«
    Ich warte, was da noch kommen mag.
    »Ich bin die Leiter hochgeklettert und hab ihn runtergestoßen.«
    Wir schweigen beide eine Weile.
    »Und warum bist du am Abend des Karfreitags noch mal zurück zum Schrottplatz gekommen und hast die Reifen angezündet? Damit er auf dem Scheiterhaufen verbrennt, wie die Hexe, die er verkörpern wollte?«
    »So hab ich das nicht gesehen. Ich dachte nur, er würde dann in dem ganzen Müll nicht so schnell gefunden.«
    »Asche und Knochen auf der Müllkippe?«
    »Aber ich wusste nicht, dass Reifen so lange brennen. Ich wusste es einfach nicht.«
    »Und was war mit den ganzen Drogen?«
    »Die habe ich als Erstes verbrannt.«
    Er schaut mich entschieden an. Sein Gesichtausdruck sagt: Das ist die ganze Geschichte. Jetzt ist sie zu Ende.
    Ich warte eine Weile. Zünde mir dann eine Zigarette an und sage: »Das war die ganze Geschichte. Jetzt ist sie zu Ende. Aber eine Sache stimmt nicht, Rúnar.«
    Sein angespanntes Gesicht nimmt einen Ausdruck fassungsloser Angst an.
    »Dein Bruder hat seinen Kalender sehr gewissenhaft geführt, wenn er etwas für wichtig hielt.«
    »Worauf willst du hinaus?«
    »Er machte den letzten Eintrag ungefähr eine halbe Stunde vor dem polizeilich festgelegten Todeszeitpunkt.«
    Die Angst verwandelt sich in Panik.
    Ich hole meine Notizen hervor. »Wenn man die Zahlen in Buchstaben übersetzt hat, lautet der Eintrag wie folgt:
    Mama ist außer sich über den Vertrag zwischen ÁE und mir bezüglich ÁBG , von dem ihr R erzählt hat. Habe S verführt, um meine Macht zu demonstrieren.
    Ich breche ab. »Da steht noch mehr. Die Wahrheit ist, dass deine Schilderung der Ereignisse in groben Zügen stimmt, aber am Ende waren nicht nur Skarphéðinn und du dabei, weder im Auto noch auf dem Schrottplatz.« Ich gehe ein wohlüberlegtes Risiko ein. »Und du hast deinen Bruder nicht von dem Container gestoßen.«
    Rúnars Gesicht ist das Gesicht eines Todgeweihten, der am Pranger steht.
    »Hier steht:
    R hat Mama was vorgeheult. Ich hab ihr gesagt, sie soll sich raushalten. Sie hat gesagt, ich sei das Übel der Welt! Ich solle in den Flammen der Hölle brennen! Darum würde sie sich jetzt persönlich kümmern.
    Ihr wusstet beide, dass Skarphéðinn irgendwie gebremst werden musste. Aber sie war es, die ihn runterstieß. Du konntest es nicht. Sie hat es entschieden. Und anschließend habt ihr euch gegenseitig geholfen.«
    »In dem Kalender steht noch mehr«, füge ich hinzu. »Aber ich lese es dir nicht vor.«
    Zum Glück ist es nicht notwendig, Rúnar Valgarðsson den letzten Satz des Kalendereintrags seines Bruders

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