Todesgruß vom Gelben Drachen
mit
Unschuldslamm-Miene. „Aber der Asiate war dann plötzlich verschwunden, und
deshalb sind wir jetzt hier.“
„Waaaaas?“ Die Kippvorrichtung mit den
Frustwinkeln riß auf. „Ein... ein Chinese... war bei ihm?“
„Weißt du nicht, daß er einen Chinesen
kennt?“
Detl schüttelte entgeistert den Kopf. „Nein.
Einen Chinesen? Er kennt einen Chinesen?“
Au Backe! dachte Tim. Jetzt verfranse
ich mich in Verleumdungen. Immerhin ist die Frage geklärt. Von einem
Schlitzauge im Zusammenhang mit seinem Onkel weiß dieser Chorknabe nichts.
„Na ja“, meinte Tim. „Ob es wirklich
ein Chinese war, können wir nicht mit letzter Sicherheit sagen. Ein bißchen
gelb sah er aus. Aber das hat man auch bei Leberkranken. Diese wiederum trifft
man im Krankenhaus an. Der mit dem etwas gelblichen Teint stand ziemlich dicht
bei deinem Onkel. Möglicherweise zufällig. Vielleicht... ja, wahrscheinlich...
kennen sie sich gar nicht. Du siehst, wie klug es von uns ist, daß wir den
Handschuh hierherbringen — und nicht einem Leberkranken aushändigen, der ein
wildfremder Mensch ist — und nicht mal ein Chinese.“
„Was?“ Detl befühlte mit beiden Händen
den Hinterkopf. „Ich kapiere kein Wort. Ich habe Kopfschmerzen. Dieser Schla...
dieser Sturz war nicht ohne. Jetzt brauche ich Ruhe.“ Sollst du haben, dachte
Tim. Er machte eine Kopfbewegung zu seinen Freunden, und die TKKG-Bande schob
ihre Drahtesel zur Villa.
10. Echter Streß
Das Portal verlief oben als Bogen, die
Eingangstür war handgeschnitzt, die Klinke ein feuerspeiender Drache aus
Bronze.
Tim klingelte.
Während des kurzen Weges zum Haus hatte
die TKKG-Bande ihre Erkenntnisse auf den Punkt gebracht: Wer schlug Detl
nieder? Warum leugnete der das? Was befand sich in der offensichtlich geraubten
Aktentasche?
Tim klingelte zum zweiten Mal.
Die Tür wurde geöffnet.
Eduard Preff trug Hauslatschen, keine
Jacke, aber Hosenträger über dem rotweiß-gestreiften Hemd. Aus dem Feistgesicht
ragte eine gewaltige Zigarre, die noch nicht lange qualmte. Auf halber Länge
wurde sie von einer rot-goldenen Bauchbinde umgürtet. Vielleicht rauchte er die
mit.
„Guten Tag auch“, grinste Tim. „Heute
ist der Tag der Nichtraucher. Wir machen eine Umfrage und möchten wissen, ob
Sie dabei sind.“
Preffs Blick wanderte zu Gaby.
„Euch kenne ich doch. Gestern.
Krankenhaus. Aha! Station fünf.“
„Station vier“, verbesserte Tim. „Falls
Sie noch einen Besuch machen wollen. Vermissen Sie Ihren rechten Handschuh?“
„Den linken“, sagte Karl.
„Vermissen Sie den linken?“ Tim lachte.
„Habt ihr ihn?“ Preffs Haifisch-Augen
starrten ohne Ausdruck.
„Karl, gib ihn raus. Ja, Herr Preff,
Sie haben Ihr Faust-Futteral mit den Blumen übergeben. Aber das wurde erst
später bemerkt.“
Preff nahm den Handschuh, den Karl ihm
auf einer gestrigen Zeitungsseite hinhielt.
„Wenn ihr beide gefunden hättet, wärt
ihr jetzt nicht hier, was? Aber mit einem kann man nichts anfangen. Es sei
denn, ein Arm fehlt. Und nun? Wollt ihr eine Belohnung? Die Handschuhe hätte
ich ohnehin weggeworfen. Aber ich bin ja gar nicht so.“
Er wühlte in der Gesäßtasche, fand ein
Markstück und warf es Karl zu. Der fing es auf, mußte aber zweimal nachgreifen,
bis er es hatte.
„Sie beschämen uns“, sagte Tim. „Wir
wollten keine Belohnung. Und jetzt gießen Sie den warmen Regen über uns aus wie
einen Lotto-Gewinn. Sie sind ein guter Mensch, obwohl Sie rauchen. Deshalb
kriegen Sie eine Freudenbotschaft gratis. Adelheid von Tipperitzki ist erwacht
aus der Bewußtlosigkeit und auf dem Weg der Besserung.“
„Tatsächlich?“ Preff schob den Kopf
vor. „Das freut mich. Dann sollte sie mal feststellen lassen, ob ihr... na ja!
na ja! Ist nichts für euch — das.“
„Sie meinen den Schmuck“, sagte Tim. „Und
ob uns der interessiert. Nach dem wurde bereits geforscht. Frau von Tipperitzki
bestätigte nämlich, daß es ihn gibt, und sagte auch, wo er versteckt ist. Wir
waren eben dabei, als das von Gabys Vater, dem Kommissar Glockner, überprüft
wurde. Was meinen Sie, Herr Preff, war der Schatz noch im Versteck? Oder hat
der Verbrecher ihn entwendet? Einmal dürfen Sie raten.“
Preffs Feistgesicht spannte sich. Die
Zigarre schuckelte. Die Eisaugen wurden fast so groß wie Pfennige.
„Willst du ein Quiz mit mir machen“,
schnauzte er. „Sag’s schon. Sind die Schmuckstücke noch da?“
Tim antwortete nicht.
Aufmerksam sah er den Mann an.
Verstellte sich
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