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Todesgruß vom Gelben Drachen

Todesgruß vom Gelben Drachen

Titel: Todesgruß vom Gelben Drachen Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Stefan Wolf
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Wahrheit ist — abgeschwächt. So läuft es ja meistens, Freunde:
Unsereins wird nicht ernstgenommen. Mit uns sabbelt man, ohne die Worte
abzuwägen. Da fallen Versprecher an und unbedachte Äußerungen. Auch den ,Hung’
wollte Preff wettmachen, indem dann noch Fung, Lung und Kung kam. Doch der
erste Name ist richtig. Wenn nicht, lasse ich mich wiederum braten.“
    „Ist aber kein Beweis“, sagte Karl.
    „Eine heiße Spur ist noch mehr wert.
Preff kennt Hung, den Chinesen mit der Mundwinkelnarbe, weiß sogar, daß der den
Schmuck nicht hat. Wobei die Frage offen bleibt, ob Hung die alte Adelheid
körperverletzt hat — oder nicht? Hung wurde gestört, türmte, wartete im Wald — und
dann unsere Kabbelei. Die Überlegung hatten wir schon. Preff kennt also Hung,
den Heroin-Dealer. Für Preff spricht das nicht. Nach wie vor, meine ich,
besteht der Verdacht, daß Hung in Preffs Auftrag bei Adelheid eingedrungen ist.
Null Erfolg. Dann allerdings kriegt die Logik einen Knick.“
    „Wieso?“ fragte Klößchen.
    „Der Schmuck ist weg. Also muß ein
anderer ihn geholt haben. Preff und Hung sind tatsächlich so blöd, daß sie nach
dem ersten Mißerfolg aufgeben, statt Adelheids Villa zu beobachten. Leicht
hätten sie feststellen können, daß die Bude dort sturmfrei ist. Statt dessen
holt sich ein anderer, ein Unbekannter, den Schatz.“
    „Wir wissen ja nicht, wann er dort war“,
sagte Gaby. „Vielleicht kam er Hung um eine Nasenlänge zuvor.“
    „Das hieße, Hung wäre zum zweiten Mal
dort gewesen. Aber er hat sich dumm angestellt und nichts gefunden. Er und
Preff glaubten, den Schatz gäbe es nicht. Jetzt erfährt Preff, daß der
Unbekannte erfolgreicher war — und kriegt seinen Wutanfall. Richtig, Gaby. Das
macht Sinn. Und für uns ist die Folgerung: Hung muß gefunden werden — weil er
der Adelheid-Täter ist. Außerdem läuft der Schmuckdieb frei rum.“
    „Und über den wissen wir gar nichts“,
sagte Karl.
    „Trotzdem ist die Fahndung nicht
aussichtslos.“
    „Du meinst“, sagte Gaby, „weil der Dieb
den Schmuck irgendwann zu Geld machen wird. Und in dem Moment muß er aus dem
Dunkel heraus und an einen Käufer herantreten.“
    „Richtig.“
    „Entweder an einen Hehler“, sagte Karl.
„Oder an einen reichen, zwielichtigen Sammler wie Preff. Fehlte noch, daß der
am Ende lachen kann. Weil er Adelheids Schmuck kriegt.“
    „Wir würden das sofort merken“, sagte
Klößchen.
    „Wieso?“ fragte Karl.

    „Er hat gesagt, er würde Adelheid auf
anonyme Weise Geld schenken, wenn er den Schmuck ankauft. Ob von uns oder dem
Dieb — ist doch eigentlich egal.“
    „Du denkst soweit, wie ein Hornochse
spucken kann. Ein Preff verschenkt keine müde Mark — höchstens wenn man ihm
seinen Handschuh zurückbringt.“ Karl seufzte. „Zu uns hat Preff das mit der
Spende doch nur gesagt, weil er merkte, wo wir stehen. Nämlich auf Adelheids
Seite.“
    „Aha!“ Klößchen nickte. „Im Moment
denkt mein Kopf etwas langsam, weil im Bauch Schokolade fehlt.“
    Tim und Gaby hörten das nur mit je
einem Ohr.
    Sie gingen voraus. Tim hatte den
rechten Arm um seine Freundin gelegt und schob den Drahtesel mit links.
    Gaby schob ihr Klapprad rechts. Die
Köpfe befanden sich dicht beieinander, Ohr an Ohr sozusagen.
    In diesem Moment passierte es.
    Tim ließ Gaby los und schnellte
vorwärts — so plötzlich, daß sie, der Stütze beraubt, beinahe gestürzt wäre.
    Tim rannte, flankte in den Sattel und
schoß auf die Einfahrt zu. Dort — nein, davor — wendete der Motorradfahrer.
Seine Maschine — ein höllenheißer Feuerstuhl — blubberte verhalten. Den Piloten
umhüllte schwarzes Leder bis zum Hals. Der Helm glänzte silbrig. Das dunkel
getönte Visier richtete sich genügend lange auf Tim.
    Hung, der Dealer mit der
Mundwinkel-Narbe!
    Tims Alarmsystem heulte — natürlich nur
innerlich. Äußerlich trat er in die Pedale, daß die Räder sich kaum so schnell
drehen konnten.
    Der Chinese fuhr eine enge Kurve zu
Ende, geriet nur reifenbreit in die Einfahrt, duckte sich in das
Integral-Cockpit (Verkleidung) seiner Ein-Liter-Maschine und gab Gas.
    Ein Satz — und er war verschwunden
hinter der straßenseitigen Hecke. Der Motor dröhnte. Ein Düsen-Jet schien in
der Fichtlingsröder Allee zu starten.
    Dann war das Geräusch schon so fern,
daß Tim entmutigt die Waden hängen ließ.
    Gebremst rollte er die letzten Meter
zur Einfahrt.
    Er sah in die Fluchtrichtung des
Chinesen.
    Nur der Lungentod-Gestank

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