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Todesgruß vom Gelben Drachen

Todesgruß vom Gelben Drachen

Titel: Todesgruß vom Gelben Drachen Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Stefan Wolf
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Aber als er die Fichtlingsröder Allee erreichte, wo sich die schmucken
Villen in noch schmuckeren Parks einander überbieten, war er mit der Technik
vertraut.
    Eduard Preff besaß ein
4000-Quadratmeter-Grundstück, das von hoher Hecke umgeben war. Im Park wuchsen
alte Bäume: Eiche, Esche, Ahorn, Buche und Kastanie. Die Nadelbäume — Fichten
und zwei Weißtannen — standen hinter der Villa.
    Der Gärtner, der den Park pflegte,
hatte zahlreiche Sträucher angepflanzt. Hundert Einsteig-Diebe konnten sich
hier verstecken, ohne daß sie aufgefallen wären.
    Detl strampelte auf seinem Bike die
asphaltierte Einfahrt entlang, aber nicht zur Garage, die — verkleidet als
Bungalow — an die Villa angebaut war, sondern zur Remise (Geräteschuppen),
wo der Gärtner sein Handwerkszeug untergebracht hatte und ab November die
Gartenmöbel überwinterten.
    Ist besser, dachte Detl, ich lasse das
Bike erst mal hier. Der Alte muß es nicht gleich sehen.
    Vor der Remise stieg er ab.
    Als er die Tür öffnen wollte, wandte er
der Ecke den Rücken zu.
    Sand knirschte. Detl blieb keine Zeit
mehr, sich umzudrehen.
    Der Hieb traf ihn von hinten. Die
blonden Locken dämpften nicht viel. Ein fieser Schmerz zuckte bis in die
Nasenspitze. In Detls Denk-Apparat erloschen die Scheinwerfer. Immerhin reichte
es noch zu einem letzten Gedanken:
    ...und die ganze Kohle habe ich hier in
der Tasche...

9. Detl ist groggy und lügt
     
    Gaby hatte ihr Klapprad im Kofferraum
mitgebracht, war also unabhängig — beförderungsmäßig — und schloß sich ihren
Freunden an, als die Jungs bei der Tripperitzki-Villa den Abgang machten.
    Kommissar Glockner blieb noch. Er
erwartete Kollegen von der Spurensuche.
    „Ich habe im Telefonbuch nachgesehen“,
meinte Karl, als sie fuhren. „Dieser Eduard Preff wohnt in der Fichtlingsröder
Allee. Ist eine Gegend für Knetegeier. Sicherlich hat Preff einen Butler, ein
Nummernkonto in der Schweiz und in seiner Hütte goldene Türklinken.“
    „Aber keine weiße Weste“, erwiderte
Tim. „Unseren Verdacht äußern wir selbstverständlich nicht. Wir wollen nur mal
vorfühlen. Vielleicht können wir diesen Detl anlabern.“
    Sie radelten hurtig.
    Klößchen meinte, die Energien aus dem
Schoko-Pudding wären verbraucht. Eine baldige Stärkung sei nötig. Hoffentlich
liege ein Süßwaren-Laden am Weg.
    „Wenn du einkaufen willst“, sagte Tim, „dann
sieh zu, wie du uns nachkommst. Wir fahren weiter. Daß du schon wieder Hunger
hast, glaubt dir nicht mal dein Magen.“
    „Der glaubt mir alles.“
    Doch Klößchen beherrschte sich. Als sie
an einer Konditorei vorbeikamen, blieb er im Sattel.
    Die Fichtlingsröder Allee erstreckte
sich weit.
    „Numero 41“, tat Karl kund. „Muß auf
der linken Seite sein, dort ist 35... nein, 37“, er wischte über seine Brille. „Also
das übernächste Grundstück.“
    Um die Einfahrt zu erreichen, fuhren
sie noch 300 Meter, mindestens.
    Schrebergärten sind das nicht, dachte
Tim. Ist ja unsozial (gegen die Interessen der wirtschaftlich Schwachen )!
Viele Menschen wohnen so beengt, daß es fast schon ein Hausen ist. Und dieser
Kotzbrocken Preff hat hier sein Fürstentum mitten in der Stadt. Ringsum Hecken,
damit niemand ihn sieht. Und eine acht Meter breite Einfahrt mit schmiedeeisernem
Tor. Immerhin steht es offen. Ob der ahnt, daß wir kommen?
    Sie hielten. Aller Augen richteten sich
in den Park.
    „Wenn Preff das Laub zusammenkehrt“,
sagte Karl, „hat er zu tun.“
    „Der kehrt nicht. Der läßt kehren.“ Tim
äugte durch das novemberkahle Geäst. „Dort hinten schimmert die Hütte. Hast du
den Handschuh, Karl?“
    Karl sah sich zu seinem Gepäckträger
um. „Habe ihn.“
    „Dann wollen wir mal.“
    Tim fuhr los. Verwundert musterte er
den Asphaltboden. Er war feucht. Die Spuren von Fahrradreifen zeichneten sich
ab. Hatte Preff einen Drahtesel?
    Kaum, dachte Tim. Aber sein Neffe
vielleicht. Oder ein dienstbarer Geist.
    Die Einfahrt beschrieb eine Kurve.
Rechts an der Seite stand ein Geräte- oder Gesindehaus. Jedenfalls ein hübsches
Gemäuer mit Walmdach, was Rückschlüsse zuläßt auf den Geldbeutel des
Eigentümers.
    In derselben Sekunde gewahrte Tim die
Gestalt.
    Ein Mann — nein, ein heranwachsender
Typ — lag vor dem Gebäude auf dem Boden, drehte sich in diesem Moment aus der
Bauch- in die Rückenlage und versuchte, aufzustehen.
    Der Typ hatte blonde Locken und trug
eine lederne Fliegerjacke. Neben ihm war ein Mountain-Bike umgekippt.
    Detl? überlegte

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