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Todesgruß vom Gelben Drachen

Todesgruß vom Gelben Drachen

Titel: Todesgruß vom Gelben Drachen Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Stefan Wolf
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Benzins hing über der Fahrbahn. Ein paar Amseln flatterten von einer Fichte zur
nächsten.
    Unmöglich einzuholen, dachte Tim.
    Seine Freunde erreichten ihn.
    „War er das?“ Gaby fragte und pustete
gegen ihren Goldpony.
    „Absolut. Seinen gelben Hals konnte ich
sehen.“ Tim lockerte die Zähne. „Dieselbe Gestalt war’s. Er trägt einen Blouson
aus schwarzem Nappaleder. Glänzend. Aber hier an der Brust“, er zeigte die
Stelle, „ist das Leder aufgerauht und zerkratzt. Da habe ich ihn mit der Latte
getroffen.“
    Tim blickte in den Park. Stolperte
Detlef Drüstmann irgendwo unter den Bäumen herum? Keine Spur. Auch sein Onkel
blieb im Haus und paffte vermutlich eine neue Havanna.
    „Der Chinese hier!“ Karl machte eine
Bewegung, als wollte er das Schüler-Orchester des Internats dirigieren. „Hung
hier! Ich meine, er wollte aufs Grundstück fahren, sah dich aber; aus dem
Einbiegen wurde eine Wende. Sehr aufschlußreich!“
    Tim nickte. „Ich konnte das Kennzeichen
lesen.“ Er nannte es und wiederholte die Folge aus Buchstaben und Zahlen, um
sie nicht zu vergessen. „Unsere Vermutung ist bestätigt: Preff kennt Hung. Und
Hung ist der Verdächtige Numero eins. Jetzt brauchen wir ein Telefon.“
    „Am Anfang der Allee“, sagte Gaby. „Wir
sind vorbeigekommen an dem Telefonhäuschen.“
    Dort quasselte ein blondgelockter Engel
von etwa 18 Jahren. Die Schöne wärmte sich mit einer Wolfsfell-Jacke und führte
viel Mimik vor: häufiges 22-Zähne-Lächeln, Oh-Mündchen-Staunen und
Nachdenklichkeit mit Nasenwurzelkerbe.
    Tim wartete 30 Sekunden, riß dann die
Tür auf.
    „Wir müssen die Polizei verständigen.
Ein Notfall. Leg auf, schwarze Zigeunerin!“
    Sie starrte, sagte dann: „Du, ich muß
Schluß machen, Erika. Hier ist so ein Typ von der Polizei. Der will jemanden
verhaften, muß aber erst im Präsidium anfragen, ob er das darf. Bis später!
Tschauuu!“
    Sie ließ den Hörer fallen, daß er
baumelte.
    „Bist du farbenblind?“ fragte sie, als
sie sich an Tim vorbeiquetschte. „Ich bin kein schwarzer Zigeuner.“
    „Siehst aber aus wie gefärbt. Warst du
nicht früher mal schwarz auf dem Kopf?“
    Er schloß die Tür hinter sich.
    Karl und Klößchen feixten. Gaby
wechselte einen Blick mit der Blonden und hob die Achseln.
    Tim rief im Präsidium an, erreichte
Kommissar Glockner, berichtete von der Zufallsbegegnung — ohne Preff und Detl
zu erwähnen — und gab das Motorrad-Kennzeichen durch. „Ausgezeichnet, Tim. Ich
kümmere mich sofort darum.“
    „Wir kommen zu Ihnen. Wiederhören!“
    Tim nahm sein Rennrad, das Karl ihm
gehalten hatte. „Wenn wir uns beeilen“, Tim grätschte in den Sattel, „können
wir dabei sein, wenn Hung seine Freiheit verliert.“
    „Mußt du nicht zu Lam?“ Gaby hängte
sich an Tims Hinterrad.
    „Eigentlich ja. Aber der Dealer ist
wichtiger. Ich werde Lam vom Präsidium aus anrufen. Und ihm sagen, daß ich
heute nicht trainieren kann.“
    Als sie endlich beim Präsidium ankamen
— nach langer Fahrt durch die Innenstadt — , erwartete sie eine Enttäuschung in
Kommissar Glockners Büro.
    Es war leer.
    Kriminal-Inspektor Fangschmidt, der im
Nebenraum saß, erklärte. Im Handumdrehen hatte Glockner sich bei der
Zulassungsstelle Auskunft verschafft. Mit den Kollegen Kistler und Hoffebaum
war er sofort aufgebrochen, um den Chinesen festzunehmen. Mit der Adresse
konnte Fangschmidt nicht dienen.
    Zu seinen Freunden sagte Tim: „Eine
Weile wird es dauern, bis sie mit Hung — falls er wirklich so heißt — zurück
sind. Inzwischen kann ich zu Lam fahren und mein Kung Fu-Training abziehen.“
    „Ich bleibe hier“, sagte Gaby.
    Karl und Klößchen nickten
einvernehmlich.
    „Ich mach’s kurz“, Tim legte schon die
Hand auf die Klinke. „Bin schnell wieder da.“

12. Wegen einer Super-Maid
     
    Armin Flönke — der schlechte Kerl mit
dem festgeleimten Grinsen — wohnte bei seiner Mutter, einer verhärmten Frau,
die bei einem verwitweten Zahnarzt den Haushalt führte und unter Durchschnitt
bezahlt wurde. Sie war selten zu Hause.
    Armin schaltete und waltete in der
engen Hinterhof-Wohnung, wie ihm zu Mute war. Meistens dröhnte das Radio, und
die Luft roch nach Bier.
    In dem Schuppen, wo er seine Maschine
abstellte, häufte sich im Hintergrund ein Berg unverderblichen Abfalls:
Zeitungen, Altpapier, Kartons, Reifen und Kleinmöbel, die ihren Zusammenbruch
hinter sich hatten.
    Grinsend türmte Armin einen Stapel
alter Zeitungen auf die Aktentasche.

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